Auf den Flügeln des Adlers
Frank Duffys Gasthaus Erin getrunken und den kleinen Patrick auf seinen Knien geschaukelt! Verblüfft schüttelte Frank Farrell den Kopf. »Der junge Patrick Duffy in der Uniform der Briten«, grummelte er vor sich hin, während er immerfort den Kopf schüttelte. »Wer hätte sich das träumen lassen? Und was würde der große Michael wohl dazu sagen, dass sein Sohn ein verdammter britischer Offizier ist!«
Angus hörte nicht, was der Ire murmelte, und er wollte seinem Captain endlich das Frühstück bringen. Der Kerl sah aus, als hätte er zu viel Sonne abgekommen. »Wir sehen uns, Paddy«, sagte er mit einem Kopfnicken. »Vielleicht trinken wir mal einen zusammen. Zieh deinen irischen Sturschädel ein, wenn der Kampf morgen beginnt.«
»Und du pass auf deinen Chef auf, Jock«, erwiderte Francis, als er sich einigermaßen von seiner Verblüffung erholt hatte. »Ich kenne seinen Vater von früher, und einen besseren Mann gibt es nicht«, setzte er hinzu, als der Schotte gegangen war.
Patrick Duffy! Ganz sein Vater, als er in dem Alter war, dachte Farrell, während er dem Schotten auf seinem Weg zu Patrick nachsah. Ob der junge Patrick seinem legendären Vater auf seinen Reisen wohl begegnet war?
Über zehn Jahre waren vergangen, seit der frühere Polizist Patrick zum letzten Mal gesehen hatte. Wenn er sich recht erinnerte, hatte seine Großmutter mütterlicherseits, Lady Enid Macintosh, den Jungen nach England mitgenommen, damit er dort zur Schule ging. Irgendwie hatte das mit seinem Erbe zu tun. Der alte Frank Duffy war verschlossen wie eine Auster gewesen, was die Vereinbarung anging, die sein Sohn Daniel Duffy arrangiert hatte. Daniel selbst hatte als guter Anwalt ebenfalls wenig über das Geheimnis verlauten lassen, das Patrick und dessen Verbindung zu den reichen, mächtigen Macintoshs umgab. Na, er würde sich schon mit dem jungen Patrick unterhalten, wenn sich die Gelegenheit ergab. Farrell warf die leere Dose beiseite und wischte die Hände an den Seiten seiner Hose ab. Im Moment allerdings hätte er alles für einen kühlen Trunk im Erin gegeben.
Dann erging der Befehl, anzutreten, um den Vormarsch über den flimmernden heißen Sand fortzusetzen. Für die Soldaten kam die Order gerade zur rechten Zeit.
Patrick durchquerte das vorrückende Rechteck, um sich Colonel Richardson vorzustellen. Die Sonne stand nahezu senkrecht über ihnen, sodass Männer und Tiere kaum Schatten warfen. Der Gewaltmarsch würde eine Tortur werden, und er fragte sich, wie es den Freiwilligen aus den Kolonien unter diesen Bedingungen ergehen würde.
Doch als die Armee in der folgenden Nacht Rast machte, konnte Captain Duffy stolz sein auf die Zähigkeit der Männer aus seinem Geburtsland. Nur drei von ihnen waren bewusstlos zusammengebrochen – und auch die hatten bis zum späten Nachmittag durchgehalten.
18
Die von den Hufen der Pferde aufgewirbelten Staubwölkchen vereinigten sich zu einer großen roten Säule, die wie eine Fahne hinter der etwa dreißig Mann starken Kolonne herwehte. Sie galoppierten über eine karge Buschlandebene, auf der sich immer wieder kniehohe Termitenhügel erhoben. Unterinspektor Gordon James und seine Leute folgten einem Führer, den ihnen Sergeant Rossi geschickt hatte. Rossi und seine Patrouille operierten im Bereich der fernen Godkin-Berge.
Der Führer sollte Gordons Trupp zu dem Bach führen, an dem sich Sergeant Rossi gegenwärtig aufhielt. Seit vier Monaten suchten sie nun die Ebenen nördlich von Cloncurry nach den Kalkadoon ab, aber es war das erste Mal, dass der italienische Sergeant Grund gehabt hatte, seinen vorgesetzten Offizier zu sich zu rufen.
Als sie schließlich die Baumlinie erreichten, die den gewundenen Wasserlauf markierte, zügelte Gordon sein Pferd und sprang aus dem Sattel. Er ging auf den Sergeant zu, der mit einer kleinen Gruppe auf die nackten Leichen dreier Weißer starrte. Die Körper waren aufgedunsen und schwarz verfärbt. Aus den Verstümmelungen, die man ihnen zugefügt hatte, war klar, dass die drei Männer eines gewaltsamen Todes gestorben waren.
»Kalks«, grunzte Commanche Jack, als sich Gordon dem Halbkreis aus Polizisten und Grenzern anschloss, die auf die Toten starrten. Die Toten lagen auf dem Rücken am Ufer des Wasserlaufs, der an dieser Stelle ein tiefes, felsiges Loch bildete, in dem sich das schmutzig grüne Wasser gesammelt hatte. »Aufgeschlitzt, um das Nierenfett zu essen«, setzte er hinzu, während er in die Hocke ging, um sich die Leichen
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