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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Eamon so unangenehm, dass er rot wurde und den Kopf einzog. Bevor Patrick seine Suppe kosten konnte, murmelte Eamon ein hastiges Dankgebet für die Speise. Da der junge Offizier von seiner Stellung als Priester des Dorfes keineswegs eingeschüchtert zu sein schien, vermutete er, dass Patrick kein praktizierender Katholik war.
    »Wo wohnen Sie während Ihres Aufenthalts, Captain Duffy?«, erkundigte er sich.
    »Ich bin im Gasthaus unten im Dorf abgestiegen. ›Bernard Riley’s Pub‹ nennt es sich, glaube ich.«
    »Ein entfernter Verwandter von Ihnen«, bemerkte Eamon. »Sie haben überhaupt eine Menge Verwandte im Dorf. Einige davon sind sogar Protestanten, schließlich war Ihre Großmutter Elizabeth Fitzgerald. Mit dem Bruder Ihrer lieben verstorbenen Großmutter pflege ich regen Kontakt. Wir interessieren uns beide für Archäologie, was meine irischen Landsleute nicht so recht zu schätzen wissen. Habe ich Recht, Missus Casey?«
    »Es is nich richtig, dass Sie mit Hacken und Schaufeln an den alten Plätzen rumwühlen, Vater«, schimpfte Mary, während sie die Suppe in dem großen Kessel umrührte. »Die Alten soll man in Ruhe lassen.«
    »Aber das ist abergläubischer Unsinn, Missus Casey«, gab Eamon zurück. »Schließlich hat Sankt Patrick die Macht der Alten gebrochen und den Glauben an den Herrn nach Irland gebracht.« Patrick entdeckte in der pro Vokativen Erwiderung einen neckenden Unterton.
    Wortlos rührte Mary Casey in der Suppe herum. Sie war eine ebenso gute Katholikin wie die anderen im Dorf, aber manche Dinge änderten sich nie. Dinge, die in den stillen grauen Nebeln hinter dem Dorf lebten. Viele gläubige Iren hatten sie gesehen und konnten ihre Existenz beschwören.
    »Sie reden nicht wie die irischen Priester meiner Kindheit in Sydney, Vater.«
    Eamon lächelte breit, obwohl er sich nicht sicher war, ob es sich um ein Kompliment oder einen Tadel handelte. Das hing davon ab, ob man ein treuer Anhänger des wahren Glaubens war. »Ich bin in England unter anglikanischen Katholiken aufgewachsen und viel in Europa gereist«, erwiderte er. »Doch leider hat mich meine Erziehung in der weiten Welt nicht auf das Leben als Pfarrer in einem irischen Dorf vorbereitet. Aber ich habe der Kirche Gehorsam geschworen, und deswegen bin ich hier.«
    »Manche meinen, die englischen Katholiken hätten in der Kirche Roms nichts zu suchen.« Auch Patrick verstand es zu provozieren. »Sie sollen ebensolche Ketzer sein wie die Protestanten.«
    Der Priester strahlte und nahm die Brille ab, um die Gläser zu polieren. »Ach, Captain Duffy, ich glaube, wir beide könnten viele philosophische Gespräche führen. Sie haben in Cambridge studiert?«
    »Nein, in Oxford«, erwiderte Patrick mit affektiertem britischem Akzent. Dann wechselte er ins Lateinische. »Das könnten wir in der Tat, Vater. Tacitus, der Historiker, hat mich stets besonders interessiert.«
    Der Priester hob die Augenbrauen, als er den jungen Captain so flüssig in der Sprache der Kirche sprechen hörte. »Und wie steht es mit der irischen Geschichte?«, fragte er auf Englisch zurück.
    Patrick runzelte die Stirn. »Ich fürchte, darüber weiß ich nicht viel.«
    »Das überrascht mich nicht«, schnaubte Eamon. »Schließlich haben Sie Ihre klassische Bildung in England erhalten. Aber ich könnte Sie bestimmt für die frühe Geschichte des Landes Ihrer Vorfahren begeistern, Captain Duffy. Wenn Sie Tacitus mögen, dann dürfte Sie auch die Geschichte der wichtigsten Rivalen Roms – der Kelten – interessieren.«
    Bevor Patrick antworten konnte, löffelte Mary Casey eine weitere Kelle dampfende Suppe in seine fast leere Schale. Dann entschuldigte sie sich und schlurfte davon, um sich in dem kleinen Anbau, der als Pfarrhaus diente, um ihre anderen Pflichten zu kümmern.
    Nachdem Patrick seine zweite Portion Suppe aufgegessen hatte, setzte Eamon das Gespräch fort. »Wenn Sie eine Weile bleiben, sollte ich Sie George Fitzgerald vorstellen. Er besitzt eine ausgezeichnete Sammlung von Kunstgegenständen, die unserer Meinung nach aus der Zeit der alten irischen Heldenkrieger stammen. ›Bronzezeit‹ nennen wir Amateurarchäologen jene Epoche.«
    »Das wäre schön. Sie können übrigens meinen Rang weglassen. Mein Name ist Patrick.«
    »Da Sie offensichtlich kein religiöser Mensch sind, Patrick, nennen Sie mich am besten Eamon«, erwiderte der Priester mit einem warmen Lächeln. »Wahrscheinlich hängt Ihr mangelnder Respekt vor Titeln mit Ihrer kolonialen

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