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Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Titel: Auf den Hund gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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verkrampften Gliedmaßen.
    Der Bauer hatte mir von den periodisch auftretenden Anfällen erzählt, unter denen sein Schottischer Schäferhund Gyp seit einiger Zeit litt, und zufällig war ich gerade auf dem Hof, als er einen solchen Anfall hatte.
    »Und hinterher geht es ihm wieder gut, sagen Sie?« »Ja, unverändert. Ist vielleicht ‘ne Stunde lang noch ein bißchen benommen, aber dann ist er wieder ganz normal.« Der Bauer zuckte mit den Schultern. »Sie wissen, ich habe schon viele Hunde großgezogen, und es gab darunter auch welche, die Anfälle hatten. Ich dachte, ich kenne die Ursache – Würmer, falsche Ernährung, Staupe –, aber das hier ist mir ein Rätsel. Ich habe schon alles versucht.«
    »Ich fürchte, das hilft alles nichts, Mr. Wilkin«, sagte ich.
    »Gyp leidet an Epilepsie.«
    »An Epilepsie? Aber er ist doch die meiste Zeit ein großartiger, ausgesprochen normaler Hund.«
    »Ja, ich weiß. Das ist immer so. Das Gehirn ist im Grunde völlig in Ordnung – es ist eine ganz rätselhafte Krankheit. Die Ursache ist unbekannt, aber sie ist fast mit Sicherheit erblich.« Mr. Wilkin zog die Brauen in die Höhe. »Das versteh ich nicht. Wenn’s erblich ist, warum hat es sich dann nicht schon früher gezeigt? Der Hund ist beinahe zwei Jahre alt, aber diese Krämpfe haben erst vor ein paar Wochen angefangen.« »Ja, das ist ganz typisch«, erwiderte ich. »Gewöhnlich tritt diese Krankheit mit anderthalb bis zwei Jahren zum erstenmal in Erscheinung.«
    Gyp unterbrach uns, indem er aufstand und schwanzwedelnd, wenn auch mit unsicheren Schritten, auf seinen Herrn zuging.
    Der Anfall schien ihn nicht weiter zu beeindrucken. Die Sache hatte auch kaum länger als zwei Minuten gedauert.
    Mr. Wilkin bückte sich und streichelte seinen Kopf. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er war ein großer, kräftiger Mann in den Vierzigern, der nur selten lächelte, und als seine Augen sich jetzt verengten, lag in seinem Blick etwas Drohendes. Wiederholt hatte ich die Bemerkung gehört, es sei nicht ratsam, sich mit Sep Wilkin auf einen Streit einzulassen, womit die Leute vermutlich recht hatten. Aber zu mir war er immer ausgesprochen höflich, und da er fast tausend Morgen Land bewirtschaftete, hatte ich oft bei ihm zu tun.
    Seine große Leidenschaft waren Schäferhunde. Viele Bauern hatten die Gewohnheit, ihre Hunde bei Dressurprüfungen vorzuführen, und freuten sich, wenn das Tier ausgezeichnet wurde. Aber Mr. Wilkin machte daraus eine todernste Angelegenheit.
    Er züchtete und dressierte Hunde, die bei den lokalen Veranstaltungen regelmäßig irgendwelche Preise gewannen, gelegentlich sogar auch bei den nationalen Prüfungen. Mir bereitete es gewisse Sorgen, daß er all seine Hoffnungen auf Gyp gesetzt hatte.
    Er hatte sich die beiden besten Rüden – Gyp und Sweep – aus einem Wurf ausgesucht und sie mit unendlicher Geduld und Liebe abgerichtet. Ich glaube, noch nie haben zwei Hunde ihre gegenseitige Gesellschaft so sehr genossen wie diese beiden; sie steckten immer zusammen: Manchmal spähten sie Nase an Nase über die untere Türhälfte der kleinen Hütte, in der sie schliefen, manchmal wichen sie ihrem Herrn nicht von der Seite, aber für gewöhnlich spielten sie einfach miteinander.
    Vor wenigen Monaten hatte George Crossley, einer von Mr. Wilkins ältesten Freunden und genau wie er ein fanatischer Anhänger von Dressur-Prüfungen, seinen besten Hund durch eine Nierenentzündung verloren, und Mr. Wilkin hatte ihm Sweep überlassen. Das hatte mich damals sehr überrascht, denn Sweep eignete sich zum Abrichten weitaus besser als Gyp, und es sah so aus, als habe er das Zeug, alle Prüfungen mit Eins zu bestehen. Doch Mr. Wilkin hatte Gyp behalten, und da es noch andere Hunde auf dem Hof gab – wenn er Sweep auch zweifellos vermißte –, hatte er doch immerhin Gesellschaft.
    Ich war erstaunt, wie rasch das Tier sich erholte und nach diesen erschreckenden Krämpfen wieder zur Normalität zurückkehrte. Mit einiger Besorgnis wartete ich auf Mr. Wilkins nächste Worte.
    Sollte er den Entschluß fassen, Gyp einschläfern zu lassen, müßte ich das als eine ganz auf Vernunft begründete Entscheidung respektieren. Doch der Gedanke behagte mir ganz und gar nicht, als ich das zutrauliche, schwanzwedelnde Tier ansah. Gyp hatte etwas sehr Anziehendes an sich. Der kräftige Körperbau, das schöngezeichnete Fell fielen sofort auf, aber am bemerkenswertesten war der Kopf: das eine Ohr stand in die Luft,

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