Auf den Hund gekommen
und das Maul weit aufgesperrt – und rang verzweifelt nach Luft. Er keuchte und würgte, stolperte durch den Raum, stieß gegen den Kinderwagen und fiel zur Seite.
»Was zum Teufel...! Schnell, auf den Tisch!« Ich packte das Tier um den Leib, und gemeinsam hoben wir ihn wieder hinauf.
Ungläubig sah ich auf den reglosen Körper. Kein Atemringen mehr – Jake atmete überhaupt nicht, er war ohnmächtig. Ich schob einen Finger zwischen seine Schenkel und fühlte seinen Puls. Er war noch da, schnell und schwach, aber Jake atmete nicht mehr.
Er konnte jeden Moment sterben, und ich stand da, hilflos, mit meinem wissenschaftlichen Latein am Ende. Endlich brach der Unmut aus mir heraus, und ich schlug dem Hund mit der flachen Hand auf den Brustkasten.
»Jake!« schrie ich, »Jake, was ist los?«
Wie zur Antwort fing er an, mühsam pfeifende Atemtöne von sich zu geben, seine Augenlider zuckten, zögernd sah er sich um. Doch noch immer war er in Todesangst erstarrt und blieb liegen, während ich sanft seinen struppigen Kopf streichelte.
Lange Zeit herrschte Stille, während die Panik des Tieres allmählich abnahm. Schließlich setzte es sich auf, blickte sich um und betrachtete uns gleichmütig.
»Da, schon wieder«, sagte Roddy leise. »Das gleiche wie vorhin. Kann mir keinen Reim drauf machen, und ich dachte, ich kenn mich aus mit Hunden.«
Ich sagte gar nichts. Auch ich konnte mir keinen Reim darauf machen, und ich war immerhin Tierarzt.
Schließlich sagte ich: »Roddy, das war kein Anfall. Er hat keine Luft bekommen. Irgend etwas ist ihm im Weg.« Ich zog meine kleine Taschenlampe aus der Brusttasche. »Ich muß ihm in den Hals schauen.«
Ich stemmte den Kiefer auf, drückte die Zunge mit einem Zeigefinger herunter und leuchtete hinein. Jake gehörte zu jenen gutmütigen Hunden, die während einer Behandlung nicht den geringsten Widerstand leisten. Doch trotz klarer, heller Sicht in den Rachen konnte ich nichts Beunruhigendes entdecken. Ich hatte gehofft, ein Stück Knochen zu finden, das dort irgendwo quer saß, doch vergeblich suchte ich die rosa Zunge, die gesunden Mandeln und die glänzenden Backenzähne ab. Es sah alles einwandfrei aus.
Als ich seinen Kopf noch ein Stückchen weiter nach hinten bog, spürte ich mit einemmal, wie Jake sich versteifte, und im gleichen Moment hörte ich Roddys Aufschrei.
»Es geht wieder los!«
Und so war es. Entsetzt starrte ich auf den gescheckten Körper, der meinen Händen entglitt und erneut der Länge nach auf dem Tisch liegenblieb. Wieder sperrte Jake das Maul auf, Schaum bildete sich auf den Lefzen. Wie zuvor hatte der Atem ausgesetzt und der Brustkorb aufgehört, sich zu bewegen. Als die Sekunden verstrichen, schlug ich erneut mit der Hand auf seine Brust, doch diesmal ohne Ergebnis. Ich zog das untere Augenlid vom starren Augapfel – die Bindehaut war blau, Jake hatte nicht mehr lange zu leben. Das tragische Ausmaß der Situation kam mir nun vollständig zu Bewußtsein. Dies war nicht bloß ein Hund, er war Roddys Familie, und ich sah tatenlos zu, wie er starb.
Von einem schwachen Röcheln wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Es war ein kaum hörbares Husten, das aus dem reglosen Körper des Hundes drang.
»Verdammt!« rief ich. »Er ist am Ersticken. Dort unten muß etwas sein.«
Wieder packte ich seinen Kopf und schob ihm meine Taschenlampe in den Rachen, und ich werde ewig dankbar dafür sein, daß der Hund in diesem Moment erneut hustete und so den Blick auf den Kehlkopf freigab. Dadurch konnte ich problemlos den Missetäter erkennen. Einen flüchtigen Moment lang erblickte ich hinter dem Kehldeckel einen runden glatten Gegenstand, der nicht größer war als eine Erbse.
»Ich glaube, es ist ein Kieselstein«, japste ich. »Direkt im Kehlkopf.«
»Sie meinen, im Adamsapfel?«
»Genau, und er verhält sich wie ein Kugelventil, das ab und zu die Luftröhre verschließt.« Ich schüttelte Jakes Kopf. »Sehen Sie, jetzt habe ich ihn bewegt. Jake kommt zu sich.«
Er lebte wieder auf und atmete gleichmäßig.
Roddy fuhr mit der Hand über den Kopf seines Hundes, über den Rücken und an den kräftigen Muskeln seiner Hinterläufe herunter. »Aber... aber... es wird wieder passieren, nicht?«
Ich nickte. »Ich fürchte ja.«
»Und irgendwann bewegt er sich nicht mehr, und das war’s dann.« Roddy war sehr blaß geworden.
»Genauso ist es, Roddy. Ich muß den Kiesel entfernen.«
»Aber wie...?«
»Den Kehlkopf aufschneiden. Und zwar sofort – wir
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