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Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Titel: Auf den Hund gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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nachvollziehen, wie er sich gefühlt haben muß, als er mitbekam, wie seine eigenen Leute niedergemacht wurden.«
    »Durchaus, durchaus, absolut – vollkommen verständlich.«
    »Jedoch... jedoch, Mr. Herriot«, sie erhob erneut ihren Zeigefinger und lächelte mich vielsagend an, »das schlaue Kerlchen wußte Abhilfe zu schaffen.«
    »Ach ja?«
    »Ja, er schlug vor, selbst Gast zu werden und das Menü unter die Lupe zu nehmen.«
    »Aha.«
    »Und das haben wir getan. Crowther hat uns zum Lunch dorthin gefahren, und es war köstlich. Außerdem stellte sich heraus, daß wir die heißen Gerichte ganz bequem in kleinen Schachteln mit nach Hause nehmen können – herrlich! Seitdem fährt Crowther häufig abends schnell vorbei, um uns unser Abendessen abzuholen, und stellen Sie sich vor, das Restaurant scheint inzwischen gut besucht zu sein. Ich glaube, dazu haben wir tatsächlich beigetragen.«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, sagte ich voller Überzeugung. Der Lotusgarten an einer verborgenen Ecke des Marktplatzes war ein kleines Restaurant mit nur vier Tischen. Der Anblick einer schwarzglänzenden Limousine mit livriertem Chauffeur, die regelmäßig direkt vor dem Lokal parkte, war ganz bestimmt eine effektvolle Werbung. Ich versuchte gerade erfolglos, mir vorzustellen, wie die Bewohner des Städtchens durch das Fenster hineinspähten, um Mrs. Pumphrey und Tricki an einem der kleinen Tische dinieren zu sehen, als meine Gastgeberin fortfuhr.
    »Wie schön, daß Sie das auch so sehen. Und für uns war es eine reine Freude. Tricki liebt das Char Sui, und mein Lieblingsgericht ist das Chow Mein. Der kleine Chinese bringt uns außerdem bei, mit Stäbchen zu essen!«
    Ich stellte mein leeres Glas hin und wischte mir mit der Hand die leckeren Gebäckkrümel von der Jacke. So ungern ich diese Plaudereien unterbrach und in die Wirklichkeit zurückkehrte, ein Blick auf die Uhr ermahnte mich dazu. »Ich freue mich wirklich, daß alles so gekommen ist, Mrs. Pumphrey, doch nun sollte ich wohl besser mal unseren kleinen Patienten hier untersuchen.«
    Ich hob Tricki auf einen Stuhl und tastete sorgfältig seinen Darm ab. Alles in Ordnung. Dann fischte ich mein Stethoskop heraus und hörte Herz und Lungen ab. Die Herzgeräusche waren mir bekannt, und das leichte Röhrenatmen hatte ich ebenfalls erwartet. Ich war nun einmal durch und durch vertraut mit allen inneren Funktionen meines alten Freundes, nachdem ich ihn so viele Jahre schon behandelte. Nun die Zähne – die vielleicht beim nächsten Mal wieder eine Zahnsteinentfernung gebrauchen konnten. Die Augen wiesen die bei alten Hunden übliche Linsentrübung auf, jedoch in keiner Weise besorgniserregend.
    Ich drehte mich zu Mrs. Pumphrey um. Tricki bekam Tabletten gegen seine Arthritis und die Bronchitis, aber ich erläuterte seine Leiden nie im einzelnen – zu viele medizinische Fachbegriffe hätten sie bloß beunruhigt. »Er ist in Topform für sein Alter, Mrs. Pumphrey. Sie haben die Tabletten für alle Fälle, und für den Notfall wissen Sie ja, wo ich zu erreichen bin. Nur noch eins: In letzter Zeit haben Sie wirklich vorbildlich auf seine Ernährung geachtet, also weiterhin nicht zu viele Leckereien zwischendurch – nicht mal eine Extraportion Char Sui!«
    Sie kicherte und warf mir einen verwegenen Blick zu. »Ach, seien Sie nicht so streng mit mir, Mr. Herriot. Ich verspreche Ihnen, ich werde mich an Ihre Anweisungen halten.« Sie überlegte einen Moment. »Eins muß ich noch wissen, es hat mit Trickis Arthritis zu tun. Sie wissen, daß Hodgkin seit Jahren Ringe für ihn wirft?«
    »Ja.« Ihre Frage brachte mir den verdrießlichen alten Gärtner vor Augen, der genötigt wurde, Gummiringe über die Wiese zu werfen, die der kleine Hund, vor Wonne bellend, wieder zu ihm zurückbrachte. Hodgkin, der ganz offensichtlich Hunde nicht ausstehen konnte, sah dann zumeist ausgesprochen mißvergnügt aus, und an seinen rastlosen Lippen konnte man erkennen, daß er pausenlos sich selbst oder Tricki etwas zugrummelte.
    »Nun, mir schien, daß Hodgkin die Ringe für Trickis Gesundheitszustand zu weit warf, und ich bat ihn, sie nur jeweils ein, zwei Meter weit zu werfen. Mein kleiner Schatz hätte so ebensoviel Spaß dabei.«
    »Ich verstehe.«
    »Leider«, ihre Miene verfinsterte sich mißbilligend, »hat Hodgkin dies gar nicht gnädig aufgenommen.«
    »Inwiefern?«
    »Ich hätte es gar nicht erfahren«, sagte sie und senkte die Stimme, »aber Tricki hat sich mir

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