Auf den Inseln des letzten Lichts
beschränken, wie in alten Tagen. Ab sofort probten sie viermal in der Woche, mehr oder weniger nüchtern und ohne Zeit mit Herumalbern zu vergeuden. Jeder steuerte ein paar Songs bei, außer Dermot, der froh war, wenn ihn Micks Arrangements nicht völlig überforderten. Obwohl sie heiß auf Auftritte waren und Geld brauchten, machten sie nicht den Fehler, den Übungskeller zu früh zu verlassen. Sie probierten viel Neues aus, leisteten sich den Luxus, wählerisch zu sein, stritten und vertrugen sich wieder und spürten, dass sie an etwas dran waren, das den Aufwand lohnte. Bei Frühlingsbeginn hatten sie sich als Band neu erfunden und sogar auf einen Namen geeinigt.
Jasons aktuelle Freundin, eine arbeitslose Modedesignerin mit einer Prada -Tasche voller Pillen, machte Fotos von ihnen, auf denen sie vor einer Fabrikhalle standen und ernst in die Kamera blickten. Im Übungskeller nahmen sie eine Demo-CD auf und verschickten sie an alle wichtigen Leute in der Dubliner Musikszene. Der Betreiber eines Clubs in der Parliament Street ließ sie auftreten und schrieb im Programmheft, The Loyal Treaters hörten sich an wie eine Mischung aus den frühen Police und den Talking Heads , was Mick und Tobey als großes Lob empfanden und Jason zumindest nicht als Beleidigung auffasste. Das Publikum mochte sie, sah großzügig über einige Patzer hinweg und verlangte eine Zugabe. Dem Auftritt folgten weitere, alle in kleinen Clubs. Sie spielten auf einem Newcomer-Festival in Limerick und einem Open Air in Wexford, und fast jeder Gig ergab den nächsten. Weil Tobey nach Owens Weggang der einzige Gitarrist war, übte er wieder täglich und wurde immer besser und selbstbewusster. Nach einem Auftritt in einem Pub in Sandyford verbrachte er die Nacht mit einer Frau, die hinter die Bühne gekommen war, um sich ein Autogramm geben zu lassen, und obwohl sie am nächsten Morgen weg war, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben wie ein richtiger Rockstar. Dermot litt noch immer unter der Trennung von Helen, trank zu viel und beschränkte sein Bassspiel auf ein paar wenige Variationen, schlichte Grifffolgen, die jeder Anfänger nach einem Monat beherrschte. Schlug das Wetter um, spürte er sein schlimmes Bein, tranknoch mehr und spielte noch schlechter. Mick wollte ihn loswerden, aber Tobey und Jason legten immer wieder ein gutes Wort für ihn ein, obwohl sie selber sahen, wie sehr er der Band schadete.
In der zweiten Maiwoche starb Tobeys Vater. Barry rief an und sagte, Megan habe ihn in seinem Schuppen gefunden. Seamus O Flynns lädiertes Herz hatte aufgehört zu schlagen, während er damit beschäftigt gewesen war, den gebrochenen Griff einer Sichel zu reparieren. Tobey fuhr nach Killorglin, und als er mit dem Taxi auf dem Hof ankam, war Megan nicht mehr da. In der Küche lag ein Brief, in dem sie ihm mitteilte, sie habe alles für die Beisetzung Notwendige veranlasst und trete ihm sämtliche Ansprüche auf die Farm ab. Darüber, wo sie war und was sie tat, schrieb sie nichts. Tobey hielt das zuerst für einen schlechten Scherz, aber als er ihr ausgeräumtes Zimmer und den leeren Stall sah, wusste er, dass sie tatsächlich fort war und nicht so bald zurückkommen würde. Er versuchte seinen Onkel in Clonakilty zu erreichen, aber die Leitung war tot, und als er in der Möbelfabrik anrief, sagte man ihm, Aidan sei irgendwo in der Wildnis von Kanada unterwegs. Er traf sich mit Father MacMahon, um den Ablauf der Beerdigung zu besprechen, und mit Barry, der ihm erzählte, er habe Megan geholfen, die Schafe, Schweine und Kühe zu verkaufen. Sam sei an Altersschwäche gestorben, ein Jahr nachdem Tobey fortgegangen war, und liege in der Nähe des Baums begraben, in dessen Schatten er an sonnigen Tagen gestanden hatte. Feargal Walsh, der dank Father MacMahons regelmäßigen Besuchen Gott und die Sprache wiedergefunden hatte, habe davon im Laden erzählt, und davon, dass sie allen Nachbarn Hühner geschenkt hatte, nur ihm nicht. Barry war noch immer ganz aufgeregt, weil Megan sich an ihn gewandt hatte, und als Tobey ihm sagte, sie sei mit unbekanntem Ziel verreist, war er fassungslos. Er versprach, zur Beerdigung zu kommen, aber Tobey wollte an diesem Tag niemanden um sich haben. Seine Schwester war verschwunden, sein Onkel unangekündigt verreist, und seine Mutter reagierte nicht auf den Behördenbrief, von dem Tobey eine Kopie zugeschickt worden war mit dem Vermerk, er solle sich zur Klärung der Erbschaftsfragen auf dem Amt melden.
Weitere Kostenlose Bücher