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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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Schritte vom Parkplatz entfernt in den Sand und sahen in den Himmel, den die Frühlingssonne mit fahlweißem Licht füllte. Bis auf das gleichmäßige Rauschen der Brandung und vereinzelte Möwenschreie war es ruhig. Tobey erzählte von Dublin, von den miesen Zimmern der Anfangszeit, vom alten Crotty, von den bekifften Kerlen,die Jason in den Übungskeller geholt hatte, von den misslungenen Auftritten und der Wende, die Micks Auftauchen gebracht hatte. Barry hatte das alles schon einmal am Telefon gehört, aber er drängte Tobey, die Geschichten zu wiederholen. Dauernd fragte er nach, bestand auf der Schilderung kleinster Details und konnte nicht genug bekommen von den Bildern der Stadt, die ihm trotz ihrer allgegenwärtigen Tristesse und Ungastlichkeit ein Ort maßloser Lebendigkeit zu sein schien, eine Welt, so weit von Killorglin entfernt wie der nächste bewohnte Planet.
    Den Abend musste Tobey mit Barrys Eltern und dem Großvater verbringen. Deirdre hatte ihn zum Essen eingeladen und duldete keine Widerrede. Es gab reichlich Fleisch und Kartoffeln und für Barry Spiegeleier. Niamh und der Großvater ließen keine Gelegenheit aus, Barrys Vegetarismus zu kommentieren. Niamh ging dabei liebevoll frotzelnd vor, während Kieron Spillane seinem Unverständnis mit Hohn und Spott Ausdruck verlieh. Beide wähnten Tobey, der hungrig war und mehrere Schnitzel verdrückte, auf ihrer Seite und versuchten ihm eine Aussage zu entlocken, die sie in ihrem Urteil bestätigte, Barry sei ein irregeleiteter Träumer, peinlich für die Familie und deren Tradition. Barry in den Laden hinter die Theke zu stellen, sei etwa so, als würde man einen muslimischen Prediger auf die Kanzel einer katholischen Kirche stellen, meinte Kieron. Aber Tobey ließ sie mit ihren Sticheleien und Angriffen ins Leere laufen und fand, jeder solle so leben, wie er es für richtig halte, und außerdem kenne er in Dublin einen tauben Schallplattenverkäufer. Niamh und Kieron konnten damit nichts anfangen und wollten von Tobey eine Erklärung, aber da brachte Deirdre den Nachtisch und Kaffee und verbot den Männern jede weitere Diskussion zu dem Thema, das ihrer Meinung nach den Familienfrieden schon viel zu lange störe. Sie forderte Tobey auf, von Dublin zu berichten, was der in schillernden Farben tat. Kieron hörte sich das eine Weile stumm und skeptisch an, dann ging er mit dem Hund, der die ganze Zeit unter dem Tisch gelegen hatte, nach draußen. Ein leichter Wind kam auf und bewegte die grün und gelb karierte Flagge Kerrys, die an einer Leine zwischen dem Haus und der Grundstücksmauer gespannt war. Der Hund bellte im Garten, Kieron pfiff durch die Finger.
    Nach dem Essen fuhren Tobey und Barry zum Schuppen neben denRuinen der ehemaligen Seilfabrik. Sie warfen einen Blick ins völlig veränderte Innere und wechselten ein paar Worte mit drei berauschten Jungen, die gerade dabei waren, aus einem Stuhl Kleinholz zu machen, um den Ofen zu befeuern. Barry kannte alle drei, Tobey einen vom Sehen. Rory war der kleine Bruder von Louise Nesbitt, dem Mädchen, das sich vor fünf Jahren nicht dagegen gewehrt hatte, von Tobey geküsst zu werden. Er wusste auch, wer Tobey war, und fragte, ob die Geschichten, die man sich über ihn und Jason Dwyer und Mick Kavanagh erzählte, stimmten, aber Tobey hatte keine Lust, ihnen weiteren Stoff für Tratsch zu liefern. Sie ließen die Jungen mit ihrem Bier und ihren Phantasien alleine, gingen über das Feld und setzten sich auf die oberste Plattform des Krans, von wo sie die Lichter des Stadtrands sehen und, in weiter Ferne, das Schwarz des Meeres erahnen konnten. Barry hatte während des Essens kaum etwas gesagt, und auch jetzt schwieg er. Tobey versuchte ihn aufzumuntern, indem er Vater und Großvater Spillane als dumme Schwätzer bezeichnete. Weil das Barrys Laune nicht verbesserte, erhob er sich und machte so lange Dermot MacAllisters plumpe Sprünge nach, bis sein Freund lachte. Wolken schoben sich von der Küste heran und verdeckten die wenigen Sterne über ihren Köpfen. Vom Schuppen drang das Johlen der Jungen herüber. Tobey sagte, in weniger als zehn Minuten würde es regnen. Sie kletterten hinunter, gingen zum Auto und fuhren los, während die ersten Tropfen gegen die Windschutzscheibe prallten.
    Sie setzten sich in ein Pub, das sie früher nur selten besucht hatten. Das Red Fox Inn lag einige Kilometer außerhalb Killorglins, nicht weit vom Caragh Lake. An einem der Tische saß eine Familie mit vier Kindern, an

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