Auf den Inseln des letzten Lichts
ging über den Platz und eine Wiese, kam auf einen schmalen unbefestigten Weg und gelangte an einen Teich, an dessen Ufer Rosalinda und der Schimpanse im Schatten eines Baumes saßen und Erbsen aus Schoten pulten.Der Himmel und ein paar Bäume spiegelten sich im brackigen Wasser, im Schilf rasselten die Flügel großer Libellen. Rosalinda trug ihr farbiges Kleid und einen Strohhut mit gelber Schleife, Chester kurze blaue Hosen und ein gestreiftes Leibchen. Sie saßen auf einer Decke, zwischen den beiden stand eine Schüssel, die sich mit den Erbsen füllte. Tobey sah ihnen eine Weile zu und ging dann zurück. Er folgte dem Pfad, den Tanvir und das bärtige Kind gegangen waren, und erreichte, nachdem er schon geglaubt hatte, sich in einem lichten Wäldchen verlaufen zu haben, ein einstöckiges Gebäude, das etwa dreißig Meter lang war und auf gemauerten Säulen stand. Entlang der Fassade zogen sich schmale Fenster, deren Scheiben allesamt zerbrochen waren. Unter dem Bau, wo kaum etwas wuchs, lagen Autoreifen, Fässer, Maschendraht, Wellblechteile.
Tobey ging zum entfernteren Ende des Gebäudes, zwängte sich durch die Lücke in einem Zaun und fand sich in einer Art Innenhof wieder. Hier, im Schatten, standen leere Käfige, jeder etwa fünf Meter breit und drei hoch. Pflanzen wuchsen von außen herein, bleistiftdünne gewundene Ranken mit ovalen Blättern, die hellgrün funkelten, wo die Sonne sie traf. Jeder Käfig war durch eine Tür mit dem Hof verbunden und zur Hälfte von dem Gebäudedach bedeckt. Auf Mauervorsprüngen und Steinplatten wuchs Moos. In den Ecken der Käfige, deren geflieste Böden von einer Schmutzschicht überzogen waren, hatte sich Laub angesammelt. Die Gitterstäbe überzog Rost, der das Metall befallen hatte wie eine Krankheit und sich in Schuppen löste. Ein kleiner roter Ball fiel Tobey auf und ein einsamer Plastikbecher voll gelben Wassers, in dem zahllose tote Insekten einen dunklen Bodensatz bildeten.
Trotz der zerschlagenen Fenster stand die Luft im Innern des Gebäudes. Bevor Tobey ganz hineinging, stampfte er ein paar Mal mit dem Fuß auf, um Ratten oder andere Tiere zu verscheuchen. Entlang der Fenster waren Tische montiert, deren Resopalplatten man hochklappen konnte, um Platz zu gewinnen. Im Zwielicht sah Tobey Bürostühle, schwarzgepolsterte Drehsessel, denen mal das Rückenteil fehlte, mal eine Armlehne. Auf einer Sitzfläche lag ein leeres Vogelnest. Zwischen jeweils zwei Tischen stand ein Aktenschrank aus grün gestrichenem Blech, ein hohler Turm, umgeben von leeren Schubladen. Ohne zu wissen, was er suchte, stöberte Tobey nach Unterlagen, aber alles, was er fand, waren linierte, von Tierkotgesprenkelte Heftseiten, abgerissene Kalenderblätter, Bonbonhüllen und halbvermoderte Papierfetzen.
Im Innenhof war es kühl, die Pflanzen gaben Feuchtigkeit ab und einen Geruch, den Tobey gierig einatmete. Er hätte die Wasserflasche mitnehmen sollen, dachte er, als er über Steinplatten ging, zwischen denen Gras wucherte. Am Ende des Innenhofs stieß er auf einen großen Käfig, eher eine Voliere für Greifvögel, wie er sie im Zoo gesehen hatte, aber aus Metallstangen und nicht aus Maschendraht. Ein Baum stand in der Mitte des Käfigs. Er war geschält, im schwachen Licht, das durch die Blätterdecke drang, glänzte sein Holz gelblich wie der Bauch eines Fisches. Im erdigen Boden entdeckte Tobey ein Loch, das er für den Zugang zum Bau eines Tieres hielt.
Neben dem Käfig befand sich ein gemauerter Raum mit einem Dach, einer Tür und einem Fenster. Ein Tisch und ein Klappstuhl standen darin, von der Decke hing ein Kabel mit einer leeren Fassung. Das Holz des Klappstuhls war verfault, die Tischplatte überzogen von einer dünnen, pelzigen Schicht. Eine Treppe führte mehrere Stufen hinunter und endete an einer mit einem Sichtfenster versehenen, ein Stück weit offen stehenden Tür. Als eine Spinne aus dem Schlüsselloch kroch und über die unverputzte Mauer rannte, machte Tobey, dass er zurück ans Licht kam.
Er suchte den Weg zum Strand, fand ihn aber nicht. Schließlich stieß er auf einen Pfad, der ein Stück weit durch gemähtes Gras und einen Kokospalmenhain führte. Er war durstig, aber er hätte nicht gewusst, wie man an die Flüssigkeit im Innern der Kokosnüsse kam. Sein Messer schien ihm als Werkzeug kaum tauglich. Er sah ein Huhn zwischen den Stämmen, dann noch eins. Ein Vogel, wie Tobey noch nie einen gehört hatte, sang irgendwo in einem Baum. Zehn Meter vor ihm
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