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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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weißer Schaumkämme vor ihnen bewegte.
    Dann sahen sie die Häuser – elf oder zwölf mussten es sein, gewiss nicht mehr – die sich bunt vom Grün der Wiesen abhoben.
    Er stoppte den Wagen, als sie die ersten Häuser passierten, um nach Einwohnern Ausschau zu halten. Nachdem er den Wagen am Straßenrand geparkt hatte, stieg er aus, schritt zu einem blaugestrichenen Haus mit roten Fensterläden, klopfte an die Haustür, und als er keine Antwort vernahm, öffnete er sie vorsichtig und gelangte durch einen Flur in einen Raum, der als Wohnzimmer diente und in dem ein prächtiger präparierter Elchkopf an der Wand hing und gleich daneben ein Gewehr.
    »Hallo!«, rief er laut, doch auf eine Antwort wartete er vergebens, auch, als er seinen Ruf wiederholte.
    Kopfschüttelnd verließ er das Haus, um zum Auto zurückzukehren.
    »Es ist alles offen«, sagte er verwundert zu Sarah. »Aber es ist keiner da. Stell dir das mal bei uns vor. Da würden Diebe alles ausräumen. Und eine Waffe hängt auch an der Wand, ein offenbar noch taugliches Gewehr! Ich würde es am liebsten mitnehmen.«
    »Um Gottes Willen!«, fuhr ihn Sarah erschrocken an.
    »Ich brauche es nicht«, winkte er ab, um sie zu beruhigen. »Ich brauche kein Gewehr!«
    Und wieder machte er sich auf die Suche nach einem Bewohner dieses so ausgestorben erscheinenden Dorfes.
    Erst in einem der letzten Häuser traf er einen Mann, der auf einen Stock gestützt, ächzend einen grasgrün angestrichenen Schuppen verließ, den ein knallrotes Dach zierte, auf dem eine Möwe hockte. Ein wenig Englisch konnte der Mann und auch ein paar Brocken Deutsch, es reichte für eine leidliche Verständigung. Nein, meinte der Norweger, Touristen gäbe es zurzeit hier nicht und ein rotes Auto habe er auch nicht gesehen, hier würde jedes Auto auffallen, wann immer es auch käme.
    Ein weißer struppiger Hund lief, ihn leise anknurrend, über die Straße, als Bachmann unzufrieden zum Auto eilte, in dem Sarah einfach still verharrte, als ginge sie seine Suche nichts an, und so stieg Ärger in ihm auf, den er kaum vor ihr verbergen konnte.
    »Wir fahren zurück«, sagte er gepresst und finster blickend, als er die Fahrertür öffnete.
    Urplötzlich flog eine große und sehr langflügelige Möwe dicht über ihn hinweg, mit einem gellenden, in seinen Ohren schmerzenden Schrei, so, als ob sie die Fremden verjagen wollte wie unerwünschte Eindringlinge in ihre Welt, um dann dem Meer entgegenzufliegen und der Ferne aus Wasser und Wolken. Ihre Flügel waren schwarz gefiedert, pechschwarz. Noch niemals in seinem Leben hatte er eine solche Möwe gesehen. Ein schlagartiger Schauder durchfuhr ihn, als hätte er eine dunkle Botschaft erhalten, die er nicht entschlüsseln konnte, und die er Sarah bewusst verschweigen musste, die aber in seinem Gehirn verankert bleiben würde.
    Später, als sie schon länger unterwegs waren, bemerkte Bachmann in dieser sonst so einsam scheinenden Welt, weit hinter ihnen, einen weißen Kombi der Polizei mit den typischen roten Streifen und der Aufschrift ›POLITI‹. Er runzelte beunruhigt seine Stirn. War seine Suche aufgefallen? Hatte irgendjemand der Polizei einen Hinweis gegeben? Etwa der Alte? Aber es war doch wohl nicht verboten einen Freund zu suchen? Fast schien es ihm, als ob ihnen der Kombi folgen würde. Dann aber war er verschwunden, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Ich muss auf der Hut sein, dachte er.
    Sie zelteten im Schutz eines Felsens, weil der Wind sehr stark geworden war, und sie sprachen wenig.

    Sie fuhren vorbei an Moorflächen und endlosen Wiesen, hinter denen in der klaren Ferne die wildgezackten Felsgiganten in den Himmel ragten, wohin er auch schaute. Doch die Landschaft berührte sein Herz nicht, war nur Staffage für seinen Plan.
    Auch Sarah schien die Schönheit der Gegend nicht zu bemerken. Sie blickte starr geradeaus.
    »Das Auge der Hölle hat uns längst gesichtet«, sprach sie unvermittelt leise vor sich hin.
    Was will sie mit diesen Worten sagen, dachte er verblüfft, als er sie nachdenklich von der Seite musterte, aber das Mystische war ein Teil ihrer verträumten Welt geworden, in der sie Zuflucht gefunden hatte, zu der nicht nur die Musik der schwarzen Szene gehörte, sondern auch die mystischen Songs und die Balladen der Iren, diese vertonten Gebete, die aus dem Mittelalter stammten, zum Teil noch in gälischer Sprache. Diese Gebete, untermalt mit Fidel, Harfe und Gitarre, führten sie in eine andere Dimension, entrückten

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