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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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sie der Gegenwart. Selbst dem Tod wollten sie etwas Schönes abgewinnen und ihm damit das Grauen nehmen. Und auch die Hölle gehörte somit zu ihrer Welt. War sie doch die denkbare Strafe für das, was er und sie nun tun würden, denn Sarah war beteiligt, als Helferin und Mittäterin. Was für gedankliche Qualen mochte sie ausstehen? Für ihn aber war der Tod die Rache, er sah in ihm den Verbündeten, den Helfer an seiner Seite.
    Je näher sie den steilen, schroffen Bergen kamen, um so mehr schien es ihm, als ob eine göttliche Macht diesen monumentalen Gebirgswall hierhin gestellt hatte. Die Küste war mit Felsbrocken übersät, und nahe am Wasser stand ein verlassenes Gehöft, wie ein lautloses, hölzernes Gebet.
    Die Straße führte nun nahe der grün bemoosten Steilwände entlang. Einmal streiften seine Augen Sarah, deren Blick sich im Schwarzblau des fernen Wassers und dem Weiß der Schaumkämme verlor, die Lippen fest aufeinander gepresst. Ein Gefühl des Mitleides durchflutete ihn unversehens, das nicht weichen wollte. Hätte er ihr nicht doch diese Fahrt ersparen und die Rache völlig allein betreiben sollen? Und wie würde sie seine eventuelle Verhaftung verkraften, wenn man ihm doch auf die Schliche käme? Was würde mit ihr geschehen, wenn sie nach der Tochter auch den Mann verlor?
    Sein Herz klopfte stark, als er ihre Hand streichelte, doch es schien ihm, als ob sie diese Zärtlichkeit gar nicht wahrnahm oder auch nicht wahrnehmen wollte. Vielleicht war sie so tief in ihren verworrenen Gedanken versunken, dass sie nichts anderes mehr verspürte. Fremd wurde sie ihm in diesem Augenblick wieder, unerreichbar für Worte, und so schwieg auch er.

    Er hatte im Schlafsack gelegen, um eine Stunde zu ruhen. Als er erwachte, sah er Sarah nicht.
    Er hob den Blick zur Felswand, und bemerkte sie, hoch oben.
    Kalt lief es ihm über den Rücken.
    Sie stand bewegungslos am Abgrund auf einem Felsvorsprung, der nicht sehr groß war.
    Sie will springen!, durchfuhr es ihn siedend heiß. Und seine Augen hingen an ihrer Gestalt. Er erhob sich rasch.
    Fahrig strich er sich mit der Hand durch sein Haar, seine Lippen zuckten, doch er wagte es nicht, sie anzurufen.
    Er starrte nur hinauf.
    Wie gelähmt.
    Eine Ewigkeit lang.
    Und er stöhnte leise auf.
    Nur ein Schritt, dachte er unwillkürlich, ein kleiner Schritt, und es ist alles vorbei. Ihr Leben und die so gut geplante Rache, denn dann werde ich Emmerlein nicht mehr verfolgen können.
    Es war ihm, als ob er den Boden nicht mehr unter den Füßen spürte.
    Seine Stimme klang heiser, als er zu ihr hinauf rief: »Sarah! Spring nicht!«
    Sie hörte ihn, musste ihn hören, aber sie blickte nicht herab.
    Zögernd ließ er ein »Bitte, Sarah, bitte« folgen.
    Und wenn er ihr versprach aufzugeben?
    Jetzt?
    In diesem Augenblick?
    Sein Herz pochte so heftig, dass es ihm schien, als wolle es seinen Brustkorb sprengen, er verspürte eine gewaltige Enge im Hals und sein Atem stockte einen Augenblick lang.
    Aber ich kann nicht aufgeben!, dachte er verzweifelt. So ein Versprechen würde eine Lüge sein, eine elende Lüge.
    Sarah machte eine Bewegung nach vorn. Nur wenige Zentimeter noch trennten sie vom Abgrund!
    Sie springt, sie wird springen!, durchfuhr es ihn.
    Sein Pulsschlag dröhnte laut hämmernd in den Ohren, er bebte am ganzen Körper, presste die Hände zu Fäusten, so fest er es vermochte, um sich gegen dieses Beben zu wehren und gegen das wilde Pochen.
    ›Lass sie springen!‹, sagte die innere Stimme ›vergrabe sie hier und jage ihn allein, diesen Mörder deiner Tochter. Ohne Emmerleins Tod kannst du nicht leben!‹
    Er kaute heftig auf seiner Unterlippe, ohne Sarah aus den Augen zu lassen, bis er Blut schmeckte, doch er verspürte keinen Schmerz.
    Noch immer stand sie wie erstarrt.
    Sie kämpfte mit sich, er wusste es.
    Doch was konnte er tun? In all den vergangenen Jahren hatte er nur an die Rache gedacht, daran, dass Emmerlein nicht ungestraft davon kommen würde. Dieser Gedanke war übermächtig, war Teil seines Lebens gewesen, hatte ihn überleben lassen. Nichts anderes zählte mehr, so kurz vor dem Ziel. Selbst Sarah nicht.
    Seine Gefühle für sie waren noch nicht erloschen, aber sie waren nicht so stark, dass sie sein Verlangen nach Rache verdrängten.
    Zögernd begann er, zu ihr hinauf zu steigen.
    »Bleib unten!«, rief sie, als sie bemerkte, was er vorhatte. »Keinen Schritt weiter! Oder ich springe! Sofort!«
    Sie meint es tatsächlich ernst, dachte er erschrocken

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