Auf den Schwingen des Adlers
er nicht da.«
»Sag ihnen, sie sollen ihn anrufen. Taylor hat die Nummer. Und schafft sie aus diesem Hotel fort.«
»Yes, Sir.«
»Und bestell alle sofort ins Büro. Ich bin in ein paar Minuten dort.«
»Yes, Sir.«
Perot legte auf. Er stand auf, warf sich in seine Kleider, küßte Margot und rannte die Treppe hinunter. Er entschied sich für Margots Jaguar, setzte sich ans Steuer und raste die Auffahrt hinunter zum Tor.
Sechs Wochen lang hatte er sich wie Mais in einem Popcornröster gefühlt. Er hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, doch nichts wollte funktionieren; vonallen Seiten war er mit Hiobsbotschaften bombardiert worden und keinen Schritt von der Stelle gekommen. Jetzt endlich kam die Sache ins Rollen.
Er raste die Forest Lane hinunter, fuhr bei Rot durch und scherte sich nicht um die Geschwindigkeitsbegrenzung. Paul und Bill aus dem Gefängnis zu kriegen, war noch das leichteste, überlegte er; jetzt müssen wir sie aus dem Iran bringen. Das Schwierigste steht uns noch bevor.
Innerhalb der nächsten Minuten fand sich das gesamte Team im EDS-Stammsitz an der Forest Lane ein: Tom Walter, T. J. Marquez, Merv Stauffer, Perots Sekretärin Sally Walther, Rechtsanwalt Tom Luce und Mitch Hart, der, obwohl er nicht mehr bei EDS arbeitete, seine Verbindungen zu den Demokraten hatte spielen lassen, um Paul und Bill zu helfen.
Bisher war die Verbindung zum Verhandlungsteam in Teheran von Bill Gaydens Büro im vierten Stock aus aufrechterhalten worden, während im sechsten Stock Merv Stauffer in aller Stille die Unterstützung und Kommunikation mit dem illegalen Befreiungsteam betrieb und nur chiffrierte Telefongespräche führte. Jetzt wurde ihnen allen bewußt, daß Simons von nun an die Hauptrolle in Teheran spielte und daß alles, was dort vor sich ging, wahrscheinlich ungesetzlich war; daher zogen sie sich in Mervs Büro zurück, in dem sie zudem ungestörter arbeiten konnten.
»Ich fliege sofort nach Washington«, teilte Perot ihnen mit. »Eine Air Force-Maschine, die sie aus Teheran ausfliegt, ist immer noch unsere größte Hoffnung.«
Stauffer sagte: »Ich weiß nicht, ob sonntags überhaupt Flüge von Dallas/Fort Worth nach Washington gehen –«
»Charter mir ein Flugzeug«, sagte Perot.
Stauffer griff zum Telefon.
»In den nächsten Tagen brauchen wir hier Sekretärinnen rund um die Uhr«, fuhr Perot fort.
»Darum kümmere ich mich«, sagte T. J.
»Hört zu, das Militär hat uns seine Unterstützung zugesagt, aber darauf können wir uns nicht verlassen – die haben jetzt vermutlich Wichtigeres um die Ohren. Das Team wird in diesem Falle höchstwahrscheinlich auf dem Landweg in die Türkei wollen. Der Plan sieht vor, daß wir sie an der Grenze erwarten oder, wenn nötig, in den Nordwesten des Irans fliegen, um sie rauszuholen. Wir müssen also das türkische Rettungsteam zusammentrommeln. Boulware ist bereits in Istanbul. Schwebach, Sculley und Davis sind hier in den Staaten – einer soll sie anrufen und ihnen sagen, daß sie sich mit mir in Washington treffen sollen. Außerdem brauchen wir vielleicht einen Hubschrauberpiloten und einen weiteren Piloten für eine kleine Sportmaschine. Sally, du rufst Margot an und bittest sie, einen Koffer für mich zu packen – ich brauche unauffällige Kleidung, eine Taschenlampe, Gummistiefel, Skiunterwäsche, einen Schlafsack und ein Zelt.«
»Yes, Sir.« Sally ging aus dem Zimmer.
»Ich halte das für keine gute Idee, Ross«, sagte T. J. »Margot könnte es mit der Angst zu tun bekommen.«
Perot unterdrückte einen Seufzer: Typisch T. J., jetzt eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Aber er hatte recht.
»Okay, ich fahre heim und mach’s selber. Du kommst mit, dann können wir miteinander reden, während ich packe.«
»Sure.«
Stauffer legte den Hörer auf und sagte: »Auf dem Flughafen Love Field steht eine Lear für dich bereit.«
»Sehr gut.«
Perot und T. J. gingen hinunter und stiegen in ihre Wagen. Sie verließen das EDS-Gelände und bogen nach rechts in die Forest Lane ein. Ein paar Sekunden später warf T. J. einen Blick auf seinen Tacho und merkte, daß er 120 fuhr – und den Anschluß an Perot in Margots Jaguar bereits verloren hatte.
*
Am Page-Terminal in Washington lief Perot zwei alten Freunden über den Weg: Bill Clements, Gouverneur von Texas und ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister, und seiner Frau Rita.
»Hallo, Ross!« sagte Clements. »Was, zum Kuckuck, hast du denn am Sonntagnachmittag in Washington
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