Auf den Schwingen des Adlers
›Melde dich bei EDS und sag ihnen, daß sie Chiapparone und Gaylord abliefern sollen, sobald sie sie finden; ich bin jetzt bereit, noch einmal über die Kaution zu verhandeln undmich mit ihnen auf eine angemessenere Summe zu einig e n . ‹ «
»Dieses Arschloch«, brummte Gayden.
»In Ordnung«, sagte Simons. »Sag Abolhasan, er soll Dadgar folgendes ausrichten: Wir sind auf der Suche nach Paul und Bill, und solange wir sie nicht finden, machen wir Dadgar persönlich für ihre Sicherheit verantwortlich.«
Howell nickte lächelnd und sprach wieder mit Abolhasan.
Simons wandte sich an Gaydan. »Ruf die amerikanische Botschaft an. Mach ein bißchen Rabatz. Schließlich sind die dran schuld, daß Paul und Bill im Gefängnis gelandet sind. Jetzt ist es gestürmt worden, und wir haben keine Ahnung, wo sie sich befinden, aber wir machen die Botschaft für ihre Sicherheit verantwortlich. Du mußt es überzeugend bringen. Die haben garantiert iranische Spione in der Botschaft, und du kannst Gift drauf nehmen, daß Dadgar in Minutenschnelle von deinem Anruf erfährt.«
Gayden verließ das Zimmer, um von einem anderen Apparat aus zu telefonieren.
Simons, Coburn und Poché zogen mit Paul und Bill in die von Coburn gemietete Suite ein Stockwerk höher.
Coburn bestellte zweimal Steak für Paul und Bill. Er ließ das Essen vom Zimmerkellner in Gaydens Suite bringen. In den neuen Zimmern sollte es kein unnötiges Hin und Her geben. Paul nahm ein heißes Bad. Sechs Wochen lang hatte er sich danach gesehnt. Er genoß das saubere, weiße Badezimmer, das heiß aus der Leitung laufende Wasser, das frische Stück Seife ... Nie wieder würde er solche Dinge als Selbstverständlichkeit betrachten. Er wusch sich das Gasr-Gefängnis aus dem Haar. Dann zog er frische Kleidung an. Irgend jemand hatte seinen Koffer aus dem Hilton geholt, wo er bis zu seiner Verhaftung gewohnt hatte.
Bill duschte. Seine Euphorie war verflogen. Als erGaydens Suite betrat, hatte er geglaubt, der Alptraum sei endlich vorüber. Doch allmählich dämmerte ihm, daß er noch immer in Gefahr war, daß keine Maschine der US-Luftwaffe bereitstand, um ihn mit doppelter Schallgeschwindigkeit nach Hause zu fliegen. Abolhasans Nachricht, das Auftauchen von Simons und die neuen Vorsichtsmaßnahmen – diese Suite, Poché, der die Vorhänge zuzog, das Theater um das Essen –, all das machte ihm deutlich, daß die Flucht gerade erst begonnen hatte.
Trotzdem ließ er sich sein Steak schmecken.
Simons war noch immer beunruhigt. Das Hyatt lag in unmittelbarer Nähe des Evin-Hotels, in dem das US-Militär wohnte; es bot sich als Angriffsziel für die Revolutionäre geradezu an. Dadgars Anruf war auch nicht eben beruhigend. Eine Menge Iraner wußten, daß die EDS-Leute im Hyatt abgestiegen waren.
Noch während sich Simons, Coburn und Bill im Wohnzimmer der Suite besprachen, klingelte das Telefon.
Simons starrte auf den Apparat.
Es klingelte wieder.
»Wer, in drei Teufels Namen, weiß, daß wir hier sind?« fluchte Simons.
Coburn zuckte die Achseln.
Simons nahm ab und sagte: »Hallo?«
Pause.
»Hallo?«
Er legte auf. »Niemand dran.«
In diesem Moment kam Paul im Pyjama herein. Simons sagte: »Zieh dich um, wir hauen hier ab.«
»Wieso das denn?« protestierte Paul.
Simons wiederholte nur: »Zieh dich um, wir hauen ab.«
Paul zuckte mit der Schulter und ging wieder in sein Schlafzimmer.
Bill konnte es nicht fassen. Schon wieder auf der Flucht! Irgendwie brachte Dadgar es fertig, bei all dengewaltsamen Vorgängen und mitten im revolutionären Chaos seine Machtposition zu bewahren.
Wer arbeitete ihm zu? Die Wachen hatten die Gefängnisse Hals über Kopf verlassen, die Polizeireviere waren niedergebrannt worden, die Armee hatte kapituliert – wen gab es eigentlich noch, um Dadgars Befehle auszuführen?
Den Teufel und seine Höllenhunde, dachte Bill.
Während Paul sich anzog, ging Simons in Gaydens Suite hinunter. Er manövrierte Gayden und Taylor in eine Ecke. »Schafft diese Bekloppten hier raus«, sagte er leise. »Erzählt ihnen, Paul und Bill liegen schon im Bett. Morgen früh versammeln wir uns alle in meinem Domizil. Aufbruch um sieben Uhr, als ob ihr ins Büro gehen wolltet. Packt nichts zusammen, meldet euch nicht ab, zahlt keine Rechnung. Joe Poché wird draußen auf euch warten und euch sicher zum Haus fahren. Ich nehme Paul und Bill jetzt gleich mit – aber vor morgen früh kein Wort davon zu den anderen.«
»In Ordnung«, sagte Gayden.
Simons
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