Auf den Schwingen des Adlers
Gayden, John Howell, Bob Young und Rich Gallagher, verstärkt durch Raschid, Cathy Gallagher und deren Hund Buffy – verbrachte die Nacht auf Montag, den zwölften Februar, im Hyatt. Viel schliefen sie nicht. Ganz in der Nähe stürmte der Mob ein Waffenarsenal. Da bei dem Angriff auch Panzer eingesetzt wurden, hatte sich offenbar ein Teil der Armee der Revolution angeschlossen. Gegen Morgen sprengten sie ein Loch in die Mauer und gelangten hinein. Als es hell wurde, transportierte ein nicht enden wollender Strom von orangefarbenen Taxis die Waffen in die Stadt, in der noch immer heftig gekämpft wurde.
Das Team hielt die ganze Nacht über die Telefonverbindung nach Dallas aufrecht: John Howell lag, den Hörer am Ohr, in Gaydens Wohnzimmer auf der Couch.
Raschid verließ das Hotel frühmorgens. Niemandsagte ihm, wohin die anderen gingen – kein Iraner sollte den genauen Standort des Verstecks erfahren.
Die Amerikaner packten ihre Koffer und ließen sie in den Zimmern stehen, für den Fall, daß sie sie später abholen könnten. Das gehörte zwar nicht zu Simons’ Instruktionen, und er hätte es sicher nicht gebilligt, da das Gepäck bewies, daß die EDS-Leute ausgeflogen waren – aber bis zum Morgen waren sie alle zu der Meinung gelangt, daß Simons seine Vorsichtsmaßnahmen übertrieb. Kurz nach dem vereinbarten Termin um sieben Uhr morgens hatten sie sich in Gaydens Wohnzimmer eingefunden. Die Gallaghers hatten mehrere Taschen bei sich und erweckten nicht gerade den Eindruck, als wollten sie ins Büro gehen.
Im Foyer trafen sie den Manager des Hotels. »Wo wollen Sie denn hin?« fragte er ungläubig.
»Ins Büro«, sagte Gayden zu ihm.
»Wissen Sie denn nicht, daß da draußen ein Bürgerkrieg tobt? Die ganze Nacht lang haben wir die Revolutionäre in unserer Küche verköstigt. Sie haben uns gefragt, ob hier Amerikaner wohnten, und ich habe behauptet, es sei überhaupt niemand hier. Sie müssen sofort wieder nach oben gehen und sich versteckt halten.«
»Das Leben muß schließlich weitergehen«, sagte Gayden, und sie marschierten alle hinaus.
Joe Poché wartete im Range Rover auf sie. Innerlich kochte er vor Wut, weil sie eine Viertelstunde zu spät kamen und er von Simons den Befehl hatte, um sieben Uhr fünfundvierzig zurück zu sein, ob mit ihnen oder ohne sie.
Auf dem Weg zu den Autos sah Keane Taylor einen Hotelangestellten hereinfahren und parken. Er ging zu ihm hinüber und sprach ihn an. »Wie sieht’s auf den Straßen aus?«
»Überall Sperren«, sagte der Mann. »Eine ist direkt hier am Ende der Auffahrt. Sie bleiben besser hier.«
»Danke«, sagte Taylor.
Sie stiegen alle in ihre Wagen und folgten Pochés Range Rover. Die Wachen am Tor waren damit beschäftigt, ein Magazin für ein Schnellfeuergewehr in eine Maschinenpistole zu stopfen, die diese Munition natürlich nicht akzeptierte. Auf die drei Wagen achteten sie überhaupt nicht.
Die Situation draußen war furchterregend. Viele von den Waffen aus dem Arsenal hatten den Weg in die Hände von Halbwüchsigen gefunden, die sicherlich niemals zuvor mit Waffen zu tun gehabt hatten; die Jungs rannten den Hügel hinunter, stießen Schreie aus und schwenkten ihre Gewehre, sprangen in irgendwelche Autos und rasten über die Schnellstraße davon, wobei sie wild in die Luft ballerten.
Poché hielt sich an die Schahanschahi nach Norden und folgte einer Umgehungsroute, um die Straßensperren zu vermeiden. Auf der Kreuzung mit der Pahlavi-Allee lagen die Überreste einer Barrikade herum – ausgebrannte Autos und Baumstämme –, doch die Besatzung der Sperre feierte, sang und feuerte Schüsse in die Luft, und die drei Wagen fuhren ungehindert durch.
Die Gegend wurde zusehends ruhiger, je näher sie dem Versteck kamen. Sie bogen in ein enges Sträßchen und fuhren, einen halben Straßenzug weiter, durch ein Tor, das in einen ummauerten Garten mit einem leeren Swimmingpool führte. Die Wohnung der Dvoranchiks befand sich im Erdgeschoß eines Zweifamilienhauses. Die Vermieterin wohnte im ersten Stock.
*
Untersuchungsrichter Dadgar setzte im Laufe des Montags seine Fahndung nach Paul und Bill fort.
Bill Gayden rief im Bukarest an, wo ein rudimentärer Stab von vertrauenswürdigen Iranern die Telefone besetzthielt. Gayden erfuhr, daß Dadgars Leute schon zweimal angerufen, mit zwei verschiedenen Sekretärinnen gesprochen und gefragt hatten, wo Mr. Chiapparone und Mr. Gaylord zu finden seien. Die eine hatte geantwortet, sie kenne die Namen der
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