Auf den Schwingen des Adlers
bereit, das Handtuch zu werfen: Zu nahe war er am Ziel. »Na gut«, sagte er zu Charlie. »Trampen Sie in die Stadt zurück, durch die wir zuletzt gekommen sind, und holen Sie uns ein anderes Taxi.«
Charlie machte sich auf die Socken. Zwei Autos fuhren an ihm vorbei, dann hielt ein Laster an. Er hatte Heu und eine ganze Schar Kinder geladen. Charlie sprang auf, und der Laster fuhr davon.
Boulware, Ilsman und der Taxifahrer standen herum, schauten auf den See und aßen Apfelsinen.
Eine Stunde später kam ein kleiner europäischer Kombi die Straße entlanggerast und hielt kreischend an. Charlie sprang heraus.
Boulware gab dem Fahrer aus Adana fünfhundert Dollar, dann bestieg er mit Charlie und Ilsman das neue Taxi und fuhr davon. Der Chevrolet blieb neben dem See liegen; er sah aus wie ein gestrandeter Wal.
Der neue Fahrer fuhr wie die Feuerwehr, und mittags kamen sie in Van am Ostufer des Sees an. Es war eine kleine Stadt mit Backsteinbauten im Zentrum und Lehmhütten in den Außenbezirken. Ilsman dirigierte den Fahrer zum Haus eines Vetters von Mr. Fish.
Sie entlohnten den Fahrer und betraten das Haus. Ilsman verwickelte Mr. Fishs Vetter in eine lange Diskussion. Boulware saß währenddessen im Wohnzimmer und hörte zu, ohne ein Wort zu verstehen, unruhig, weil er weiterwollte. Nach einer Stunde sagte er zu Charlie: »Hör’n Sie, suchen wir uns ein anderes Taxi, wir brauchen diesen Vetter nicht.«
»Das ist eine ziemlich unsichere Gegend bis zur Grenze«, erwiderte Charlie. »Wir sind Fremde hier und brauchen Schutz.«
Boulware zwang sich zur Geduld.
Endlich schüttelte Ilsman Mr. Fishs Vetter die Hand, und Charlie sagte: »Seine Söhne bringen uns zur Grenze.«
Es gab zwei Söhne und zwei Autos.
Sie fuhren in die Berge hinein. Boulware konnte nirgends ein Zeichen von den gefährlichen Banditen entdekken, vor denen er beschützt wurde. Er sah nichts als schneebedeckte Felder, magere Ziegen und ein paar zerlumpte Menschen in elenden Hütten.
In dem Dorf Yüksekova, ein paar Kilometer von der Grenze, wurden sie von der Polizei angehalten und in die kleine, weißgetünchte Wache beordert. Ilsman legte seine Papiere vor und man ließ sie sofort wieder ziehen. Boulware war beeindruckt.
Am Donnerstagnachmittag um vier Uhr erreichten sie die Grenze. Sie waren vierundzwanzig Stunden unterwegs gewesen.
Die Grenzstation lag mitten in der Einöde. Sie bestand aus zwei Holzhäusern, und es gab sogar ein Postamt. Boulware fragte sich, wer das hier wohl brauchte. Lastwagenfahrer vielleicht. Zweihundert Meter weiter auf der iranischen Seite befand sich eine größere Ansammlung von Häusern.
Weit und breit keine Spur vom ›Dreckigen Team‹. Boulware ärgerte sich. Er hatte sich schier ein Bein ausgerissen, um hier einigermaßen pünktlich zu erscheinen, und wo, zum Teufel, blieb Simons?
Ein Zöllner kam aus einer der Hütten auf ihn zu und sagte: »Warten Sie auf die Amerikaner?«
Boulware war erstaunt. Die ganze Aktion sollte doch höchst geheim sein. Und nun sah es aus, als seien sämtliche Vorsichtsmaßnahmen für die Katz gewesen. »Ja«, sagte er, »ich warte auf die Amerikaner.«
»Ich hab’ ein Telefongespräch für Sie.«
Boulware fiel aus allen Wolken. »Das is ja ’n Ding!« Wenn das kein Timing war! Wer in aller Welt wußte, daß er hier war? Er folgte dem Zöllner in das Häuschen und nahm den Hörer auf. »Ja?«
»Hier ist das amerikanische Konsulat«, sagte eine Stimme. »Ihren Namen bitte?«
»He, was soll denn das?« sagte Boulware vorsichtig.
»Hör’n Sie, sagen Sie mir einfach, was Sie dort tun, ja?«
»Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, und werde Ihnen keineswegs erzählen, was ich hier tue.«
»Na gut, hör’n Sie zu. Ich weiß, wer Sie sind, und ich weiß auch, was Sie machen. Wenn es Probleme gibt, rufen Sie mich einfach an. Haben Sie was zum Schreiben?«
Boulware notierte sich die Nummer, dankte dem Mann und legte, immer noch verblüfft, auf. Noch vor einer Stunde hatte ich keinen Schimmer, ob ich es bis hier schaffen würde, dachte er. Wie können dann andere davon wissen? Und erst das amerikanische Konsulat! Blieb nur noch Ilsman. Vielleicht hielt er den Kontakt zu seinen Bossen beim türkischen Geheimdienst, der seinerseits mit dem CIA in Verbindung stand. Welche wiederum das Konsulat informiert hatte. Vielleicht hatte Ilsman irgendwen gebeten, ihn in Van oder sogar auf der Polizeiwache in Yüksekova anzurufen.
Boulware fragte sich, ob es nun ein Vor- oder ein
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