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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Krankenwagen davon. Kurz darauf brachen auch die Amerikaner auf, gefolgt von vier oder fünf bewaffneten Posten in einem weiteren Auto. Sie fuhren zum Hotel. Diesmal gingen sie alle hinein. Es gab einen kurzen Streit zwischen dem Hotelbesitzer und den Wachmännern, den letztere gewannen, und den Amerikanern wurden vier Zimmer im vierten Stock zugewiesen, die nach hinten sahen; man sagte ihnen, sie sollten vorsichtshalber die Vorhänge geschlossen und sich selbst von den Fenstern fern halten, falls ortsansässige Heckenschützen Amerikaner für lohnende Ziele hielten.
    Sie versammelten sich in einem der Zimmer. Aus der Ferne waren Schüsse zu hören. Raschid organisierte ein Mittagessen und aß mit ihnen: Grillhähnchen, Reis, Brot und Cola. Dann kehrte er wieder zur Schule zurück.
    Die Wachen gingen im Zimmer ein und aus und trugen ihre Waffen mit sich herum. Einer von ihnen machte auf Coburn einen bösartigen Eindruck. Er war jung, kurz und gedrungen, muskulös, mit schwarzem Haar und den Augen einer Schlange. Je länger sich der Nachmittag hinzog, desto mehr schien er sich zu langweilen.
    Einmal kam er herein und sagte: »Carter nicht gut.«
    Er sah sich um und wartete auf eine Reaktion.
    »CIA nicht gut«, sagte er. »Amerika nicht gut.«
    Niemand antwortete. Er ging wieder hinaus.
    »Dieser Kerl ist auf Zoff aus«, sagte Simons ruhig. »Daß mir ja keiner von euch auf den Köder anbeißt.«
    Wenig später versuchte es der Bursche noch einmal. »Ich bin sehr stark«, sagte er. »Ringen. Ringerchampion. Ich war in Rußland.«
    Keiner sagte ein Wort.
    Er setzte sich und fummelte an seinem Gewehr herum, als ob er nicht wüßte, wie es geladen wurde. Er wandte sich an Coburn: »Du kennst Waffen?«
    Coburn schüttelte den Kopf.
    Der Posten sah die anderen an. »Ihr kennt Waffen?«
    Es war eine M1, mit der sie alle vertraut waren, aber keiner sagte ein Wort.
    »Wollt ihr tauschen?« fragte der Wachmann. »Dieses Gewehr gegen einen Rucksack?«
    Coburn sagte: »Wir haben keinen Rucksack, und wir brauchen auch kein Gewehr.«
    Endlich gab es der Kerl auf und ging wieder auf den Korridor. Simons sagte: »Wo, zum Teufel, bleibt Raschid?«
    *
    Das Auto fuhr durch ein Schlagloch und rüttelte Ralph Boulware wach. Nach kurzem, unruhigem Schlaf fühlte er sich müde und zerschlagen. Er sah aus dem Fenster. Es war früh am Morgen. Er erblickte einen See, so riesig,daß man das gegenüberliegende Ufer nicht ausmachen konnte.
    »Wo sind wir?« fragte er.
    »Am See Van«, erwiderte Charlie Brown, der Dolmetscher. Häuser, Dörfer und Autos kamen in Sicht. Sie hatten das wilde Bergland hinter sich gelassen und kehrten nun in ein Gebiet zurück, das in diesem Teil der Welt schon als zivilisiert zu bezeichnen war. Boulware studierte seine Landkarte. Er rechnete sich aus, daß sie noch ungefähr hundertsechzig Kilometer bis zur Grenze hatten.
    »Mann, das ist prima!« sagte er.
    Er entdeckte eine Tankstelle. Sie waren wirklich in den Schoß der Zivilisation zurückgekehrt. »Tanken wir erst einmal«, sagte er.
    An der Tankstelle erstanden sie Brot und Kaffee. Der Kaffee war fast so gut wie eine Dusche, und Boulware fühlte sich wieder topfit. Er wandte sich an Charlie: »Sagen Sie dem alten Mann, daß ich jetzt wieder fahren will.«
    Der Taxifahrer hatte fünfzig bis sechzig Kilometer die Stunde geschafft, aber Boulware jagte den antiken Chevrolet auf hundert Stundenkilometer hoch. Es sah ganz so aus, als könne er es doch noch rechtzeitig bis zur Grenze schaffen.
    Als sie die Uferstraße entlangfuhren, hörte Boulware plötzlich einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem reißenden Geräusch. Das Auto fing an zu bocken und zu hüpfen und dann kreischte Metall auf Stein: Ein Reifen war geplatzt.
    Fluchend stieg er auf die Bremse.
    Sie stiegen alle aus und betrachteten das Rad: Boulware, der betagte Taxifahrer, Charlie Brown und der dicke Ilsman. Der Reifen war total zerschlissen, die Felge verbogen. Und den Reservereifen hatten sie schon in der Nacht nach dem letzten Platten aufgezogen.
    Boulware sah sich den Schaden genauer an. Die Radnabenmuttern waren gebrochen, und selbst, wenn sieeinen neuen Ersatzreifen auftrieben, konnten sie das beschädigte Rad nicht entfernen.
    Boulware sah sich um. Ein Stück den Berg hinauf stand ein Haus. »Gehen wir dort hinüber«, sagte er. »Dort können wir telefonieren.«
    Charlie Brown schüttelte den Kopf. »Hier gibt’s kein Telefon.« Nach allem, was er schon durchgemacht hatte, war Boulware nicht

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