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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gegend sei gefährlich. Die Leute hier sind allesamt Mörder und Banditen.«
    Boulware war skeptisch. Ilsman hatte seine Begleitung für glatte achttausend Dollar angeboten, und jetzt kam Boulware der Verdacht, der Fettkloß wolle bloß den Preis in die Höhe treiben. »Fragen Sie ihn, wie viele Leute im vergangenen Monat auf dieser Straße umgebracht wurden«, sagte er zu Charlie.
    Er beobachtete Ilsmans Ausdruck, als er Antwort gab. »Neununddreißig«, übersetzte Charlie.
    Ilsman wirkte sehr ernst. Scheiße, dachte Boulware, der Kerl erzählt tatsächlich die Wahrheit. Er sah sich um. Berge, Schnee ... Ihn fröstelte.
    *
    In Rezaiyeh nahm Raschid einen der Range Rover und fuhr vom Hotel aus zur Schule zurück, die zum Revolutionshauptquartier umfunktioniert worden war.
    Er fragte sich, ob der Vizeanführer inzwischen in Teheran angerufen hatte.
    Coburn war es vergangene Nacht nicht gelungen, eine Verbindung zu bekommen. Ob die Führer der Revolution wohl mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatten? Wahrscheinlich schon, dachte Raschid. Und was würde der Vize tun, wenn es mit dem Anruf nicht geklappt hatte? Es gab nur zwei Möglichkeiten für ihn: die Amerikaner festzuhalten oder sie ohne Kontrolle laufenzulassen. Der Mannmochte sich dumm vorkommen, wenn er sie einfach so gehenließ und würde eventuell vor Raschid verbergen wollen, daß nicht alles bestens organisiert war. Raschid beschloß also, so zu tun, als sei die Verbindung zustande gekommen und die Überprüfung abgeschlossen.
    Er betrat den Hof. Der Vize war da und lehnte an einem Mercedes. Raschid sprach ihn auf die Probleme an, sechstausend Amerikaner auf dem Weg zur Grenze durch die Stadt zu schleusen. Wie viele Menschen konnten über Nacht in Rezaiyeh untergebracht werden? War die Grenzstation Sero darauf eingerichtet, so viele Menschen abzufertigen? Er betonte, daß der Ayatollah Khomeini den Befehl gegeben hatte, die Amerikaner gut zu behandeln, bis sie das Land verließen, da die neue Regierung keinen Streit mit den USA haben wollte. Er brachte das Thema Papiere zur Sprache: Vielleicht konnte das Komitee in Rezaiyeh den Amerikanern Passierscheine für Sero ausstellen. Er, Raschid, würde einen solchen Schein bestimmt heute noch brauchen, um die sechs Amerikaner hinüberzubringen. Er schlug vor, mit dem Vize in die Schule zu gehen und einen Passierschein aufzusetzen.
    Der Vize stimmte zu.
    Sie begaben sich in die Bibliothek.
    Raschid fand Papier und einen Kugelschreiber und reichte beides dem Vize. »Was sollen wir schreiben?« fragte er. »Sagen wir: Der Überbringer dieses Briefes ist bevollmächtigt, mit sechs Amerikanern durch Sero zu reisen. Nein, sagen wir: Bazargan oder Sero, falls Sero geschlossen ist.« Der Vize schrieb.
    »Vielleicht sollten wir noch hinzufügen, ähm: Es wird von allen Wachposten erwartet, nach besten Kräften zu kooperieren und Hilfe zu leisten, die Reisenden sind kontrolliert und ihre Identität ist überprüft worden. Wenn nötig, sollen sie eskortiert werden.«
    Der Vize schrieb es nieder.
    Dann unterschrieb er mit seinem Namen.
    Raschid sagte: »Vielleicht sollten wir noch: Befehlskomitee der Islamischen Revolution daruntersetzen.«
    Der Vize tat, wie ihm geheißen.
    Raschid besah sich das Dokument. Es wirkte irgendwie unvollständig und improvisiert. Irgend etwas fehlte, das ihm einen offiziellen Anstrich verlieh. Raschid fand Stempel und Stempelkissen und stempelte den Brief. Dann las er, was er gestempelt hatte: »Bibliothek der Religionsschule Rezaiyeh, gegründet 1344.«
    Raschid steckte das Dokument in die Tasche.
    »Am besten drucken wir sechstausend Stück davon, dann brauchen sie nur noch unterschrieben zu werden«, sagte er. Der Vize nickte.
    »Wir können uns morgen noch einmal über die Vorbereitungen unterhalten«, fuhr Raschid fort. »Ich würde jetzt gerne nach Sero fahren, um die Angelegenheit mit den Grenzbehörden zu besprechen.«
    »Einverstanden.«
    Raschid spazierte von dannen. Nichts war unmöglich.
    Er setzte sich in den Range Rover. Eigentlich war es eine gute Idee, an die Grenze zu fahren, dachte er. So konnte er, bevor er mit den Amerikanern nach Sero aufbrach, feststellen, mit welchen Schwierigkeiten sie zu rechnen hatten.
    Am Rande von Rezaiyeh war eine Straßensperre, die von Halbwüchsigen mit Gewehren bewacht wurde. Sie ließen Raschid anstandslos passieren, aber er machte sich Sorgen, wie sie wohl auf sechs Amerikaner reagieren würden. Den Bürschchen juckte es ganz offensichtlich in

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