Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
je in seinem Distrikt ereignet hat. Aber machen Sie sich keine Sorgen, es ist alles nur Routine.«
    Paul, Bill und Mr. Fish stiegen aus dem Bus und betraten das kleine Polizeirevier. Paul war seltsamerweise nicht beunruhigt. Er war aus dem Iran heraus, und wenngleich die Türkei kein ausgesprochen westliches Land war, so wurde sie doch wenigstens nicht von einer Revolution erschüttert. Vielleicht war er auch einfach zu müde, um sich noch Sorgen zu machen.
    Zwei Stunden lang wurden er und Bill verhört, dann durften sie weiter.
    In Yüksekova stiegen weitere sechs Personen zu: eine Frau und ein Kind, die zu dem Zöllner zu gehören schienen, und vier überaus schmutzige Männer – »Leibwächter«, sagte Mr. Fish – die im rückwärtigen Teil des Busses hinter einem Vorhang saßen.
    Es ging nach Van, wo eine gecharterte Maschine auf sie wartete. Paul sah hinaus und betrachtete dieLandschaft. Sie ist schöner als in der Schweiz, dachte Paul, aber unglaublich arm und karg. Riesige Felsblöcke lagen mitten auf der Straße. Auf den Feldern trampelten Menschen in zerlumpter Kleidung den Schnee nieder, damit ihre Ziegen an das gefrorene Gras darunter gelangen konnten. Es gab Höhlen mit Holzzäunen vor dem Eingang, die ganz so aussahen, als würden diese Menschen darin leben. Sie fuhren an der Ruine einer steinernen Festung vorbei, die aus der Zeit der Kreuzzüge stammen mochte.
    Der Busfahrer schien zu glauben, er nähme an einem Rennen teil. Er preschte die gewundene Straße entlang, offensichtlich fest darauf vertrauend, daß Gegenverkehr hier nicht zu erwarten war. Ein Trüppchen Soldaten winkte ihm, anzuhalten, doch er fuhr unverdrossen durch. Mr. Fish schrie ihm zu, er solle bremsen, doch der Fahrer schrie zurück und fuhr weiter.
    Ein paar Kilometer weiter wurden sie von einer ganzen Armee erwartet, die vermutlich wußte, daß der Bus den letzten Kontrollpunkt überfahren hatte. Die Soldaten standen mit ihren Gewehren im Anschlag mitten auf der Straße, so daß der Fahrer gezwungen war, anzuhalten.
    Ein Feldwebel sprang auf und zerrte ihn heraus, wobei er ihm seinen Pistolenlauf an den Kopf hielt.
    Jetzt sitzen wir in der Tinte, dachte Paul.
    Das Intermezzo war beinahe komisch. Der Fahrer ließ sich nicht im geringsten einschüchtern: Er schrie die Soldaten ebenso laut und zornig an wie sie ihn.
    Mr. Fish, Ilsman und mehrere der geheimnisvollen Passagiere stiegen aus und redeten auf die Soldaten ein, bis diese nachgaben. Der Fahrer wurde buchstäblich in den Bus zurückgeschmissen, aber selbst davon ließ er sich nicht ins Bockshorn jagen, und während er weiterfuhr, schrie er noch immer zum Fenster hinaus und drohte den Soldaten mit der Faust.
    Am späten Nachmittag erreichten sie Van.
    Sie begaben sich zum Rathaus, wo sie der Ortspolizei übergeben wurden. Die wilden Leibwächter verschwanden wie Schnee in der Sonne. Die Polizisten füllten ein paar Formulare aus und begleiteten sie dann zur Rollbahn.
    Als sie an Bord des Flugzeugs gingen, wurde Ilsman von einem Polizisten angehalten. Ilsman hatte eine fünfundvierziger Pistole unter die Achsel geschnallt, und es schien, als sei es selbst in der Türkei verboten, auf einem Flug Waffen bei sich zu führen. Ilsman zückte jedoch wieder einmal seine Papiere, und das Problem löste sich von selbst.
    Auch Raschid wurde angehalten. Er trug den Benzinkanister mit dem Geld bei sich, und natürlich waren feuergefährliche Flüssigkeiten an Bord nicht erlaubt. Er erzählte den Polizisten, der Kanister enthielte Sonnenöl für die Frauen der Amerikaner, und sie glaubten ihm.
    Endlich waren alle an Bord. Bei Simons und Coburn ließ die Wirkung der Aufputschmittel nach; beide streckten sich aus und waren innerhalb von Sekunden eingeschlafen.
    Als die Maschine beschleunigte und abhob, fühlte sich Paul wie auf Wolken, als sei dies sein erster Flug. Er rief sich ins Gedächtnis, wie er sich im Gefängnis in Teheran danach gesehnt hatte, etwas so Alltägliches zu tun wie in ein Flugzeug zu steigen und einfach wegzufliegen. Sich in die Lüfte zu erheben, vermittelte ihm jetzt ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gehabt hatte: das Gefühl, frei zu sein.
    *
    Den merkwürdigen Luftfahrtbestimmungen der Türkei zufolge durfte die Chartermaschine keine Strecken fliegen, die auch von Linienmaschinen bedient wurden; deshalb konnten sie nicht direkt nach Istanbul, wo Perot auf sie wartete, sondern mußten in Ankara umsteigen.
    Während sie auf ihren Anschlußflug warteten,

Weitere Kostenlose Bücher