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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Poker zu spielen. Sie hatten Tausende von Dollars in ihren Schuhen versteckt und waren jetzt ein bißchen überdreht. Bei einem Spiel hatte Paul ein volles Haus mit drei Assen, und der Einsatz stieg auf über tausend Dollar. Keane Taylor bot immer höher. Taylor hatte zwei Könige gezeigt, und Paul nahm an, daß er einen dritten auf der Hand, also ein volles Haus mit Königen hatte. Paul behielt recht. Er gewann tausendvierhundert Dollar.
    Ein neuer Trupp Zöllner traf zum Schichtwechsel ein, darunter ein Offizier, der vor Wut schäumte, als er sein Wachhaus sah, das mit Zigarettenkippen, Hundertdollarnoten und pokernden Amerikanern, von denen zwei auch noch ohne Pässe eingereist waren, besudelt war.
    Der Morgen verstrich, und sie fühlten sich immer unwohler – zuviel Whisky und zuwenig Schlaf. Als die Sonne am Himmel höher stieg, machte auch das Pokern keinen Spaß mehr. Simons wurde nervös. Gayden legte sich mit Boulware an. Boulware fragte sich, was Sculley und Mr. Fish wohl erreicht hatten.
    Er war inzwischen davon überzeugt, einen Fehler gemacht zu haben. Sie hätten alle sofort nach ihrer Ankunft nach Yüksekova aufbrechen sollen. Einen zweiten Fehler hatte er gemacht, als er Mr. Fish das Kommando überließ. Irgendwie waren ihm die Zügel entglitten.
    Nach vierstündiger Abwesenheit kamen Sculley und Mr. Fish um zehn Uhr zurück.
    Mr. Fish teilte dem Offizier mit, daß sie die Genehmigung erhalten hätten, abzufahren.
    Der Offizier gab eine scharfe Antwort, schlug wie zufällig seine Jacke zurück und ließ seine Pistole sehen.
    Die anderen Posten entfernten sich von den Amerikanern. Mr. Fish erklärte: »Er sagt, wir dürfen erst gehen, wenn er uns die Erlaubnis dazu gibt.«
    »Jetzt reicht’s mir«, sagte Simons. Er erhob sich und sagte etwas auf türkisch. Alle Türken sahen ihn erstauntan. Sie hatten nicht gewußt, daß er ihrer Sprache mächtig war.
    Simons nahm den Offizier beiseite und ging mit ihm in einen angrenzenden Raum.
    Ein paar Minuten später kamen sie wieder heraus. »Wir können gehen«, sagte Simons.
    Sie verließen das Wachhaus.
    Coburn fragte: »Haben Sie ihn bestochen, Colonel – oder ihm bloß die Hölle heiß gemacht?«
    Simons lächelte schwach und gab keine Antwort.
    Pat Sculley fragte: »Willst du mit nach Dallas, Raschid?« In den letzten Tagen, überlegte Raschid, hatten sie alle geredet, als würde er sie bis zum Schluß begleiten. Doch dies war das erste Mal, daß ihn jemand ganz unverblümt fragte, ob er sie überhaupt begleiten wolle. Er hatte jetzt die wichtigste Entscheidung seines Lebens zu treffen.
    Willst du mit nach Dallas, Raschid? Ein Traum wurde Wirklichkeit. Er dachte daran, was er zurückließ. Er hatte keine Kinder, keine Frau, nicht einmal eine Freundin – er war noch nie verliebt gewesen. Aber er hatte Eltern, eine Schwester und mehrere Brüder. Vielleicht brauchten sie ihn. In Teheran würde das Leben eine Zeitlang noch ziemlich unangenehm sein. Aber welche Hilfe konnte er ihnen dabei sein? Er hätte nur noch für ein paar Tage oder allenfalls Wochen Arbeit, würde das Eigentum der Amerikaner in die Staaten verschiffen, sich um die Hunde und Katzen kümmern – und dann stand er vor dem Nichts. EDS war im Iran erledigt, Computer waren es wahrscheinlich auch, und das auf viele Jahre hinaus. Ohne Arbeit wäre er eine Last für seine Familie, ein hungriges Maul mehr, das es zu stopfen galt. Und das in Notzeiten.
    In Amerika dagegen ...
    In Amerika konnte er seine Ausbildung abschließen. Er konnte seine Fähigkeiten einsetzen, ein erfolgreicherGeschäftsmann werden, besonders, wenn ihm Leute wie Pat Sculley und Jay Coburn halfen.
    Willst du mit nach Dallas, Raschid?
    »Ja«, sagte er zu Sculley, »ich will nach Dallas.«
    »Worauf wartest du dann noch? Steig in den Bus!«
    Sie stiegen alle ein.
    Erleichtert machte Paul es sich in seinem Sitz bequem. Der Bus fuhr an, und der Iran entschwand in der Ferne: Wahrscheinlich würde er das Land nie wiedersehen. Es waren Fremde an Bord, ein paar wild aussehende Türken in Phantasieuniformen und zwei Amerikaner, von denen es hieß, sie seien Piloten. Paul war viel zu erschöpft, um nachzufragen. Einer der türkischen Zöllner war ebenfalls zu ihnen gestoßen, wahrscheinlich war das für ihn eine gute Mitfahrgelegenheit. Sie hielten in Yüksekova. Mr. Fish wandte sich an Paul und Bill: »Wir müssen mit dem Polizeichef reden. Er ist hier seit fünfundzwanzig Jahren im Dienst, und dies ist die größte Sache, die sich

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