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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Briggs, bitte ... Paul Chiapparone hier ... Lloyd? Ich kann heute nicht zum Dinner kommen. Ich geh’ ins Gefängnis.«
    Paul glaubt es immer noch nicht so recht, dachte Bill.
    Paul hörte einen Moment lang zu, dann sagte er: »Wie wär’s, wenn du erst mal Gayden anrufen würdest?« Bill Gayden, dessen Name dem Bill Gaylords so sehr ähnelte, war Präsident von EDS World und Pauls unmittelbarerVorgesetzter. Wenn die in Dallas erst mal Wind von der Sache kriegen, dachte Bill, dann können diese iranischen Hampelmänner ihr blaues Wunder erleben.
    Paul legte auf und ließ Bill ans Telefon. Er wählte die Nummer der amerikanischen Botschaft und ließ sich mit dem Generalkonsul verbinden.
    »Goelz? Bill Gaylord hier. Wir sind soeben verhaftet worden, und die Kaution wurde auf dreizehn Millionen Dollar festgesetzt.«
    »Ach herrje, ich –«
    »Zum Teufel mit Ihrem ›Ach herrje!‹« Goelz’ ruhiger, gemessener Tonfall machte Bill fuchsteufelswild. »Sie haben dieses Treffen vereinbart, und Sie haben uns gesagt, wir könnten danach heimfliegen!«
    »Ich bin sicher, wenn Sie sich nichts haben zuschulden kommen lassen –«
    »Was wollen Sie damit sagen: wenn? « brüllte Bill.
    »Ich schicke sobald wie möglich jemanden zum Gefängnis«, sagte Goelz.
    Bill legte auf.
    Jetzt kamen die beiden Iraner herein, die den ganzen Tag über im Flur herumgelungert hatten. Bill bemerkte, wie groß und bullig sie waren, und erst jetzt ging ihm auf, daß sie Polizisten in Zivil sein mußten.
    »Dadgar sagt, es sei nicht nötig, Ihnen Handschellen anzulegen«, erklärte Abolhasan.
    »Wie reizend von ihm«, sagte Paul.
    Plötzlich fielen Bill all die Geschichten ein, die er über Folterungen in den Schahgefängnissen gehört hatte. Er versuchte, nicht daran zu denken.
    »Wollen Sie Ihre Aktenmappen und Brieftaschen nicht lieber mir geben?« fragte Abolhasan.
    Sie nahmen sein Angebot an. Paul behielt hundert Dollar zurück.
    »Wissen Sie, wo das Gefängnis liegt?« fragte Paul Abolhasan.
    »Sie sollen ins Untersuchungsgefängnis im Justizministerium in der Khayyam-Straße gebracht werden.«
    »Kehren Sie sofort ins Bukarest zurück, und geben Sie Lloyd Briggs einen detaillierten Bericht.«
    »Mache ich.«
    Einer der Polizisten hielt die Tür auf. Bill sah zu Paul hinüber. Paul zuckte mit der Schulter.
    Sie verließen den Raum.
    Die Polizisten eskortierten sie die Treppe hinunter und verfrachteten sie in ein kleines Auto. »Ein paar Stunden werden wir wohl oder übel im Gefängnis verbringen müssen«, sagte Paul. »So lange werden die Botschaft und unsere Leute schon brauchen, bis sie uns rausholen.«
    »Vielleicht sind sie schon dort«, meinte Bill zuversichtlich.
    Der größere der beiden Polizisten setzte sich hinters Steuer, sein Kollege stieg vorne neben ihm ein. Sie fuhren aus dem Hof und schnell die Eisenhower Avenue hinunter. Plötzlich bogen sie von der falschen Seite in eine schmale Einbahnstraße, die sie mit Höchstgeschwindigkeit hinunterrasten. Bill klammerte sich an den Sitz vor ihm. Fünf Straßenzüge weit fuhren sie diesen entsetzlichen Slalom und wichen immer wieder entgegenkommenden Bussen und Autos aus, deren Fahrer wild hupten und mit den Fäusten drohten.
    Dann ging es nach Südsüdosten. Bill dachte bereits an ihre Ankunft im Gefängnis. Würde tatsächlich schon jemand von EDS oder von der Botschaft dort sein, um die Kautionssumme herunterzuhandeln, damit Paul und er nach Hause gehen konnten und gar nicht erst in eine Zelle gesperrt wurden? Bestimmt war das Botschaftspersonal außer sich über Dadgars Handlungsweise. Botschafter Sullivan würde intervenieren und ihre sofortige Freilassung fordern. Letztendlich war es ungerecht, zwei Amerikaner, die keinerlei Verbrechen begangen hatten, in ein iranisches Gefängnis zu werfen und dann eine Kautionvon dreizehn Millionen Dollar zu verlangen. Die ganze Sache war einfach lächerlich.
    Trotzdem saß er hier, auf der Rückbank dieses Autos, sah schweigend aus dem Fenster und fragte sich, was wohl als nächstes geschehen würde.
    Und was er durchs Autofenster zu sehen bekam, als sie weiter gen Süden fuhren, versetzte ihn in Angst und Schrecken.
    Im Norden der Stadt, wo die Amerikaner wohnten und arbeiteten, kam es nur gelegentlich zu Unruhen und Kämpfen. Hier aber, stellte Bill fest, waren sie an der Tagesordnung. Allenthalben schwelten schwarze Wracks ausgebrannter Busse. Hunderte von Demonstranten machten die Straßen unsicher, kreischten und sangen, legten Feuer

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