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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Kellergeschoß.
    Hier war es kalt, düster und dreckig. Es gab mehrere Zellen, alle waren vollgestopft mit Gefangenen, und alle Gefangenen waren Iraner. Der Uringestank war so scharf,daß Bill den Mund geschlossen hielt und flach durch die Nase atmete. Der Wachmann schloß die Tür zu Zelle Nummer 9 auf. Paul und Bill gingen hinein.
    Sechzehn unrasierte Gesichter starrten sie neugierig an. Paul und Bill starrten entsetzt zurück.
    Mit einem dumpfen Knall fiel die Zellentür hinter ihnen ins Schloß.

2
    R OSS PEROT WAR sein Leben lang ein Glückspilz gewesen.
    Am Morgen des achtundzwanzigsten Dezember 1978 saß er in seiner Berghütte in Vail, Colorado, und ließ sich von Holly, der Köchin, das Frühstück servieren.
    Die »Blockhütte«, hoch am Abhang eines Berges und halb versteckt in einem Espenwald gelegen, verfügte über sechs Schlaf- und fünf Badezimmer, einen Wohnraum von zehn Meter Länge und einem »Après-Ski-Erholungsraum« mit einem Strudelbad vor dem offenen Kamin – eben ein Urlaubsdomizil.
    Ross Perot war steinreich.
    Mit tausend Dollar Startkapital hatte er EDS gegründet, und inzwischen waren die Aktien der Firma, von denen er selbst noch immer über die Hälfte hielt, mehrere hundert Millionen Dollar wert. Außerdem war er alleiniger Besitzer der Petrus Oil and Gas Company, deren Rohstoffreserven einen Wert von mehreren hundert Millionen Dollar darstellten, und besaß zahlreiche Grundstücke in Dallas. Wieviel Geld genau er sein eigen nannte, war schwer festzustellen – das hing auch davon ab, wie es gezählt wurde –, aber es war wohl irgendwas zwischen fünfhundert Millionen und einer Milliarde Dollar.
    In Romanen werden die Superreichen immer als habgierig, machtbesessen, neurotisch, verhaßt und unglücklich geschildert – vor allem als unglücklich. Perot las kaum einmal einen Roman. Er war ganz einfach glücklich.
    Er glaubte nicht, daß das am Geld lag. Zwar glaubte er ans Geldverdienen, an business and profits , denn das war der Motor Amerikas; auch hatte er seine Freude an manchen Spielsachen, die man für Geld kaufen konnte, an seinem Kabinenkreuzer zum Beispiel, den Schnellbooten, dem Hubschrauber –, aber sich in Hundertdollarscheinen wälzen zu können, war nie sein Traum gewesen. Geträumt hatte er allerdings davon, eine Firma zu gründen, die Tausenden Beschäftigung gab, und seinen schönsten Traum hatte er direkt vor Augen: seine Familie, die in diesem Augenblick noch in Thermounterwäsche herumlief und sich zum Skifahren fertigmachte. Da war Ross junior, zwanzig Jahre alt, und Perot war überzeugt, in ganz Texas sei kein prächtigerer Bursche zu finden. Da waren seine 4 – in Worten: vier – Töchter: Nancy, Suzanne, Carolyn und Katherine. Lauter gesunde, intelligente und liebenswerte Kinder. In Interviews hatte Perot verschiedentlich geäußert, er messe seinen Erfolg im Leben an seinen Kindern: Wenn aus ihnen gute Bürger würden, die sich für ihre Mitmenschen engagierten, dann hätte sein Leben einen Sinn gehabt. Die Reporter sagten gewöhnlich: »Zum Kuckuck, wir glauben Ihnen ja, aber wenn wir so’n Schmus bringen, denken die Leser, Sie hätten uns geschmiert!« Und Perot antwortete dann: »Das ist mir egal. Ich sage Ihnen die Wahrheit. Was Sie schreiben, ist Ihre Sache.« Und bis jetzt hatten sich seine Kinder genau seinen Wünschen gemäß entwickelt. Daß sie mit Reichtümern und Privilegien aufgewachsen waren, hatte sie nicht im geringsten verdorben. Es war beinahe ein Wunder.
    Und diejenige, die für dieses Wunder verantwortlich war, nämlich Margot Perot, rannte gerade mitLiftkarten, Wollsocken und Sonnenschutzcreme hinter eben diesen Kindern her. Margot war schön, liebevoll, intelligent, eine Klassefrau und perfekte Mutter. Sie hätte ohne weiteres einen John Kennedy, einen Paul Newman, einen Fürsten Rainier, einen Rockefeller heiraten können – statt dessen hatte sie sich verliebt in Ross Perot aus Texarcana, Texas: einssiebzig groß, mit schiefer Nase und nichts als Rosinen im Kopf. Sein Leben lang hatte Perot an sein Glück geglaubt, und wenn er jetzt, inzwischen achtundvierzig Jahre alt, zurückblickte, erkannte er, daß Margot der Haupttreffer gewesen war.
    An diesem Weihnachtsfest fiel ein Schatten über sein Glück: Seine Mutter lag im Sterben. Sie hatte Knochenkrebs. Am Abend vor Weihnachten stürzte sie in ihrem Haus, und da der Krebs ihre Knochen geschwächt hatte, brach sie sich die Hüfte und mußte eilends nach Dallas ins Baylor Hospital

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