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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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aufhalten!«
    »Das werde ich nicht.«
    »Wenn ich hier rauskomme«, fauchte ich, »dann bring ich dich um. Du bist schuld daran, dass meine Eltern tot sind und dass die Welt zur Hölle geworden ist. Ich werde dich töten, das schwöre ich dir.«
    Durch seine Furcht kämpfte sich ein Lächeln, düster und grausam, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Sarkophag richtete. Schwarze Finsternis erfüllte den offenen Sarg wie eine dunkle Höhle, wie ein Eingang ins Nichts. Die Luft schien zu pulsieren, bevor sie in die Höhle hineingesaugt und dann wieder herausgeblasen wurde, als hätte der unsichtbare Riese im Inneren erleichtert aufgeatmet. Etwas trat durch die Finsternis hindurch ins Fackellicht des Kellers, umgeben von einer Wolke aus tintenschwarzem Rauch, der mich an den Limbus erinnerte. Die Gestalt der Bestie hatte etwas Katzenartiges. Ihr Körper war lang und geschmeidig, mit kräftigen Muskeln unter dem schiefergrauen Fell. Die Schnauze war länger als die eines Löwen, eher schlangenartig, mit geschlitzten goldfarbenen Augen und einer Mähne aus spitzen Knochen, die viel kräftiger waren als Igelstacheln. Das Untier schaute mich kurz an und fauchte, wobei scharfe, zierlich wirkende Fangzähne zum Vorschein kamen. Seine Stachelmähne sträubte sich, und der lange Schuppenschwanz sauste wie eine Peitsche durch die Luft. Verstohlen wich es zur Seite, und eine zweite Bestie entstieg dem Sarkophag. Die Kreaturen waren ein wenig kleiner als wolfartige Reaper, jedoch weitaus graziöser. Sie gehörten zur seltenen Untergruppe der Löwenartigen, die ich seit Jahrtausenden nicht mehr gesehen hatte. Fauchend und knurrend schnappten sie nacheinander. Ihre Bewegungen waren von anmutiger Geschmeidigkeit und erinnerten an Kräuselwellen auf einem schwarzen See.
    Doch plötzlich regte sich etwas anderes in der dunklen Höhle des Sarkophags. Eine gepanzerte Hand kroch nach oben, und lange, dürre Finger legten sich um den steinernen Rand. Der schwarze eiserne Panzerhandschuh schimmerte wie Obsidianglas, das in den Flammen der Hölle entstanden war. Nach und nach kam der ganze Arm zum Vorschein, mit Ellbogenkacheln und Armzeug aus demselben seltsamen Metall. Und dann richtete er sich auf. Mit Zacken und Stacheln besetzte Bruststücke und Schulterkacheln schützten seinen Körper. Seine goldfarbenen Augen hatten einen klaren metallischen Schimmer, der an Pyrit erinnerte. Sein Haar war silbrig weiß und glatt, und um die langen gedrehten Hörner trug er eine Krone aus Knochen. Instinktiv ahnte ich, dass die kleinen Schädel und Knöchelchen von Menschen stammten, bis mir mit Entsetzen klar wurde, dass es die Knochen von Kindern waren.
    Als Sammael aus dem Sarg heraustrat und sich umschaute, lag ein gelangweilter Ausdruck auf seinen scharf geschnittenen Gesichtszügen. Seine Haut war nicht weiß oder bläulich, sondern grau, wie von beginnender Verwesung. Aus seinem Rücken ragten die skelettierten Überreste seiner einst prachtvollen Flügel – jene unverwechselbaren Schwingen der gefallenen Engel, die sich dem Bösen verschrieben hatten, fleischlose Knochen, die beim Stürzen verkohlt waren. Als er sie ausstreckte, knackten und knirschten die vertrockneten Gelenke.
    Ich spürte, wie meine verschütteten Erinnerungen in Aufruhr gerieten und Gabriel in mein Bewusstsein brachten, wodurch meine menschliche Seele sich regte, bis ich wieder ich selbst wurde – mehr Gabriel als Ellie. Als ich Sammael zum letzten Mal gesehen hatte, war er strahlend schön gewesen, seine Aura leuchtend hell und wahrhaftig. Dieses Monster hatte nichts gemein mit meinem wundervollen Bruder.
    Lilith ging mit leicht geöffneten Lippen und glänzenden Augen auf Sammael zu. »Bist du es, mein Geliebter?«, fragte sie mit bebender Stimme. »Bist du es wirklich?«
    Er streckte seine Hand nach ihr aus, seine gepanzerten Finger berührten ihre Wange. Die Geste drückte nicht viel Zuneigung aus, aber für Lilith reichte sie aus. Sie schloss die Augen und erbebte. Sogar von weitem sahen seine Haut und die Rüstung eiskalt aus.
    »Ich habe dich vermisst«, hauchte sie.
    Seine Züge verhärteten sich. »Ich weiß.«
    Meine menschliche Angst wurde allmählich überlagert von Mitgefühl und Trauer um das einst wunderschöne Wesen vor meinen Augen. Die überwältigenden Emotionen ließen Gabriel erschauern. »Mein Bruder«, sagte ich leise. »War es das wert? Für die Macht, die du jetzt in deinen Händen hältst, von Gott abzufallen?«
    Seine goldenen Augen

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