Auf Den Schwingen Des Boesen
Anflug eines triumphierenden Lächelns. Er mochte sich ganz schön was darauf einbilden, dass ich meine Frisur geändert hatte, aber durch mein Einlenken würde er mich für den Rest des Abends anstarren. Seine Überheblichkeit schwand dahin, als ich mein Haar zurückwarf, wodurch mein Hals entblößt wurde und meine üppige Mähne meinen Rücken hinabfiel.
Ein Punkt für Will. Fünftausend Punkte für Ellie.
»Ich würde sagen, wir fahren in den Frühlingsferien nach Florida«, erklärte Landon bestimmend.
»Aber bloß nicht nach PCB«, stöhnte Kate.
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie von Panama City Beach sprach.
»Gott, da soll es einfach nur gruselig sein«, fuhr sie fort. »Wir wollen doch nicht unsere letzten Frühlingsferien vor dem College in irgendeiner miesen Absteige mit ekligen Flecken an den Wänden verbringen und uns vom billigen Fusel die Seele aus dem Leib kotzen.«
Ich verzog das Gesicht. Kate hatte wirklich die Gabe, Situationen äußerst … anschaulich zu beschreiben.
Landon wandte sich an mich. »Bist du dabei, Ell?«
»Ja«, murmelte ich, den Mund voller Cracker. »Wenn ich es mir leisten kann und meine Eltern mich lassen.« Ich fragte mich, ob ich Will mitnehmen konnte. Als mein Beschützer musste er an meiner Seite sein. Aber wie sollte ich den anderen erklären, dass mein Exfreund mich auf unserer Frühlingsreise nach Florida begleiten würde?
Will unterbrach meine Gedanken, indem er mir die Hand auf die Schulter legte. Ich wollte zu ihm aufschauen, aber da hatte er sich schon gebückt und flüsterte mir etwas ins Ohr: »Nicht böse sein.«
Das klang rätselhaft. »Was ist denn …?« Und dann sah ich ihn.
Marcus.
Der Reaper stand in der Außentür des Kellers, die alle benutzten, um Kates Eltern nicht zu stören. Kaum hatte er den Raum betreten, umringten ihn auch schon die Mädchen. Er war fast einen Kopf größer als die meisten anderen Gäste, weshalb man ihn nicht so leicht übersehen konnte. Außerdem war er ein heißer Typ und sich dessen vollkommen bewusst, was ihn offensichtlich unwiderstehlich machte. Selbst bei diesem Schummerlicht konnte ich sein strahlendes Lächeln sehen, das ihn noch attraktiver wirken ließ.
Natürlich konnte er mir nichts vormachen.
Ich sprang vom Sessel hoch, doch Will packte mein Handgelenk und hielt mich auf.
»Er wird niemandem was tun«, sagte Will mit ernster Miene.
Doch darum ging es mir gar nicht in erster Linie. Er war ein Reaper, und ich wollte nicht, dass meine menschlichen Freunde mit der übernatürlichen Welt konfrontiert wurden. Will war schon mehr als genug. Trotz meines Ärgers bewunderte ich Marcus, weil er nicht versuchte, die Brandnarbe an seinem Hals zu verbergen, fast als wäre er stolz darauf.
Als Marcus mich entdeckte, winkte er und drängte sich durch die Mädchenschar. In ihren Gesichtern spiegelte sich der blanke Hass, als sie sahen, wie er auf mich zuging.
»Ellie, Will, wie geht’s …?«
»Was machst du denn hier?«, fiel ich ihm ins Wort.
Er blinzelte überrascht. »Na ja, ich …«
»Du hast hier nichts zu suchen«, unterbrach ich ihn. »Ich hab dir gesagt, du sollst nicht kommen.«
Will flüsterte beruhigend auf mich ein. »Er hat doch nichts Böses im Sinn.«
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. »Hör auf, ihn zu verteidigen.« Ich wandte mich dem anderen Reaper zu. »Du solltest jetzt gehen, Marcus.«
»Aber ich will noch ein bisschen bleiben«, sagte er und lachte leise.
»Wer ist dein Freund?«
Ich fuhr herum und sah, dass Kate hinter uns getreten war. Mit dem Handrücken schlug ich Marcus vor die Brust, heftig genug, um ihn einen Schritt zurückweichen zu lassen. »Das ist Marcus. Beachte ihn gar nicht. Er ist ein schwarzes Schaf.«
Sie unterzog ihn einer genaueren Betrachtung, und ihr Lächeln verriet mir, dass sie nichts Gutes im Schilde führte. Schließlich streckte sie ihm die Hand entgegen. »Hallo. Ich bin Kate. Ich bin auch ein schwarzes Schaf.«
Statt ihre Hand zu schütteln, verneigte er sich und presste seine Lippen auf ihren Handrücken. »Es freut mich sehr.«
An Kates Stelle wäre ich dahingeschmolzen. Aber ich war nicht Kate, und sie war nicht ich. Statt dass sie etwas hoffnungslos Uncooles tat, kamen zwei einfache Worte über ihre Lippen, als wären wir in einem klassischen Hollywoodfilm. »Ganz meinerseits.«
Marcus ließ ihre Hand los, und sie wandte sich an mich. »Wo hast du den denn gefunden?«
Ich dachte krampfhaft nach. »Er ist ein Freund von
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