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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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sein Blick den Wunsch in mir weckte, ihm zu glauben. Doch dann schaute er sich prüfend um und trat einen Schritt zurück.
    »Ich muss nach Ava sehen und ihr notfalls helfen, von dort wegzukommen. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder da.« Mit einem einzigen Flügelschlag stieg er auf und glitt in den Limbus. Dann war er verschwunden, und ich blieb allein in der Kälte zurück.
    Ich wusste nicht, wohin er mich gebracht hatte, aber es sah aus wie ein Park oder wie eines der wenigen unerschlossenen Gebiete in der Gegend. Der Schnee lag gut knöcheltief, und die Bäume ragten hoch und dunkel über mir auf. Ich hörte Sirenengeheul aus der nahen Stadt, wo wir gerade noch gekämpft hatten, und spürte eine leise Angst. Menschen – Sterbliche – waren Zeuge gewesen. Sie hatten Wills Flügel gesehen, hatten ihn stürzen sehen. Sie hatten gesehen, wie ein dinosaurierartiges Monster einen Laster umgekippt hatte und dann in Flammen aufgegangen war. Hoffentlich hatte niemand mein Gesicht gesehen und womöglich fotografiert oder gefilmt.
    »Tolle Show«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und entflammte meine Schwerter. Zwei Vir-Reaper, ein männlicher und ein weiblicher, standen etwa fünf Meter entfernt von mir, ihre Gestalten halb versteckt in der Dunkelheit zwischen den schneebedeckten Bäumen. Das Erschreckende war, dass ich ihre Nähe nicht spürte. Selbst wenn Reaper ihre Macht unterdrückten, konnte ich sie dennoch fühlen, doch diese beiden waren einfach nur dunkel. Wie zwei schwarze Löcher, die meine Gefühle und die Überreste meiner Macht einsaugten. Wie eine negative Energie.
    »Ich bin beeindruckt«, fuhr der Männliche fort, indem er sich auf mich zubewegte. Seine tiefe, raue Stimme schien in meinem Inneren widerzuhallen. Gekrümmte Kuhhörner ragten aus seinem kahlen Schädel, und sein Körper war wuchtig und muskelbepackt, er sah jedoch nicht so aus, als würde er sich durch Größe und Masse bremsen lassen. Seine Haut war dunkel, und er sprach mit breitem, fremdartigem Akzent. Und seine Augen – eisig und bleich wie ein Schneefeld im Mondschein – starrten in mein Inneres. »Du musst die Preliatin sein. Wie klein du bist. Ich könnte dich in der Mitte durchbrechen.«
    »Wer seid ihr?«, fragte ich und schaute beide an. Ich dachte an Cadans Warnung vor den Vir-Reapern, die Bastian auf mich ansetzen würde, falls die Nycteriden versagten. Diese beiden mussten alt sein – sehr, sehr alt – und geschickt und erfahren genug, um ihre Macht vollkommen vor mir zu verbergen, sodass ich keine Ahnung hatte, wozu sie imstande waren. Ich richtete eine stumme Bitte an Will, so schnell wie möglich zurückzukommen. Mir grauste davor, allein gegen die beiden antreten zu müssen.
    »Ich bin Merodach«, sagte der Erste. »Das ist Kelaeno.«
    Meine Befürchtungen hatten sich soeben bewahrheitet. Der weibliche Reaper, Kelaeno, musterte mich mit blutroten Augen und scharfzahnigem Grinsen. Mit ihren langen, dunklen Zottelhaaren wirkte sie eher verstörend als furchterregend. Ich starrte ihr perplex ins Gesicht, denn ihre Haut schien in Bewegung zu sein, als würden sich die darunterliegenden Knochen, Muskeln und Sehnen immer wieder verschieben. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich ihr Tiergesicht in ein Frauengesicht und wieder zurück. Ich konnte den Blick nicht davon abwenden.
    »Ellie!« Mit weit ausgebreiteten weißen Schwingen landete Will neben mir im Schnee, doch Ava war nicht an seiner Seite. Er zog sein Schwert und hielt es den Neuankömmlingen drohend entgegen. Er war immer noch außer Atem von der Schlacht, und ich hoffte, dass die neuen Reaper nicht gekommen waren, um zu kämpfen.
    Wills Angriffshaltung schien Merodach zu amüsieren. »Gabriels Hammer«, sagte er und lächelte verschlagen. »Höchstpersönlich.« Ledrige, nachtschwarze Flügel schnellten aus seinem Rücken wie bei einer Kobra, die ihren Nackenschild spreizt.
    In diesem Augenblick spürte ich, wie Merodach einen rauchigen Energieblitz auslöste, der stark genug war, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, als er an mir vorbeischoss. Die Warnung war unmissverständlich: Er war äußerst machtvoll und zum Töten bereit.
    »Was wollt ihr?«, fragte Will, ohne sich von der Machtdemonstration des dämonischen Vir beeindrucken zu lassen.
    »Wir haben eine Warnung für die Preliatin«, dröhnte Merodach.
    Kelaeno trat vor und deutete mit ihrer Krallenhand auf mich, ohne den Blick von mir zu wenden. Ihr

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