Auf Den Schwingen Des Boesen
wenn nicht!« Er zwinkerte ihr zu.
Brian grinste mich an. »Sehen wir uns wieder?«
»Klar«, sagte ich lässig.
Ich klopfte an die Arbeitszimmertür meiner Mutter. Sie war ganz vertieft in das neue Design einer Website und starrte mit ihrer Computerbrille auf den Bildschirm.
»Hey, mein Schatz.« Sie schenkte mir einen warmherzigen Blick, als ich gegenüber von ihrem Schreibtisch Platz nahm. »Wie war’s beim Shoppen?«
»Schön«, erwiderte ich. »Ich hab ganz vergessen, dir was zu zeigen.« Neben ihrem Computer standen Familienbilder, aber plötzlich fiel mir auf, dass die Bilder von meinem Vater verschwunden waren. Ein weiterer Schritt, um sich von ihm zu befreien, nahm ich an. Ich verdrängte den Gedanken und legte meiner Mutter ein paar aufgestapelte Papierbögen hin.
»Was ist das?«, fragte sie und musterte die Papiere. Dann machte sie große Augen.
»Ich hab siebenundachtzig Prozent bekommen für den Aufsatz in Literatur diese Woche«, sagte ich stolz.
Sie lächelte. »Ich hefte es gleich neben den Zweiundneunzig-Punkte-Test an den Kühlschrank.«
»Du musst meine guten Noten wirklich nicht mehr an den Kühlschrank heften«, versicherte ich ihr. »Ich wär’ schon zufrieden, wenn ich für jedes A einen Goldstern und einen Dollar kriegen würde.«
Sie lachte. »Reicht das aus, damit du gute Noten schreibst?«
»Plus stundenlanges Lernen und Geisteskraft.«
Mom lehnte sich zurück und lächelte zufrieden. »Ich bin stolz darauf, welche Fortschritte du in den letzten zwei Wochen gemacht hast. Deine Noten haben sich verbessert, und du wirkst viel konzentrierter. Vielleicht sollte ich dir immer Hausarrest geben.«
Ich schnaubte. »Nein, bloß nicht. Ich wollte dich allerdings was fragen … könnte ich eine Pause vom Hausarrest bekommen?«
Ihr Lächeln wurde argwöhnisch. »Hattest du nicht gerade eine Pause, als du mit Kate zur Mall gefahren bist?«
Ich nickte langsam und holte kurz Luft, bevor ich meine Lüge auftischte. »Ja … und es war toll. Kate und ich dachten, wir könnten einen Mädchenabend machen. Nur wir beide, bei ihr zu Hause. Darf ich bei ihr schlafen? Bitte!«
»Kommt Will auch zu Kate?«, fragte sie.
»Nein. Ich schwöre, dass er nicht mal in der Nähe sein wird.«
»Er ist in letzter Zeit nicht oft hier gewesen. War wieder irgendwas?«
Ich zuckte die Achseln. »Ich hab festgestellt, dass ich mich besser auf die Schule konzentrieren kann, wenn wir uns seltener treffen.«
»Ich möchte nur nicht, dass du wieder was Dummes anstellst«, sagte sie sanft.
»Es kommt nicht wieder vor.«
Sie lächelte. »Ich weiß. Du bist ein kluges Mädchen, Ellie. Du versuchst nur, dein Leben in den Griff zu bekommen.«
Wie Recht sie doch hatte. »Du sagst es.«
Sie atmete hörbar aus. »Nun, wahrscheinlich sollte ich Nein sagen und den einmonatigen Stubenarrest nicht unterbrechen, aber eine Nacht bei Kate würde dir vielleicht guttun. Du hast wirklich Fortschritte in der Schule gemacht. Also sage ich Ja. Du darfst bei Kate übernachten. Ab Montag geht der Hausarrest dann weiter.«
»Wirklich?«, fragte ich strahlend.
»Wirklich«, sagte Mom. »Eine Nacht außer Haus, und dann wird es wieder ernst. Willst du sofort los?«
Ich sprang auf. »Ja. Danke, Mom. Du bist super.«
»Ich weiß. Hab dich lieb.«
»Ich dich auch. Bis morgen!«, rief ich, bevor ich aus dem Arbeitszimmer eilte und nach oben lief, um meine Übernachtungstasche zu packen. Doch als ich in mein Zimmer kam, kriegte ich einen Schreck, denn Will saß auf meinem Bett und wartete schon auf mich.
Er schaute zu mir auf. »Wir sollten heute Nacht auf Patrouille gehen.«
Seufzend zog ich meine Reisetasche unter dem Bett hervor, warf sie neben ihn und öffnete den Reißverschluss. »Wir waren diese Woche jeden Abend los. Kann ich nicht mal einen Tag freibekommen?« Ich holte Unterwäsche und Strümpfe aus der Kommode und stopfte beides in die Tasche. Als perfekter Gentleman mied er den Blick auf meine Dessous.
»Wieso habe ich den Verdacht, dass du noch was anderes planst, als nur bei Kate zu übernachten?«, fragte er.
»Hättest du ein Problem damit?«, fragte ich betont beiläufig.
»Nein«, erwiderte er. »Aber wenn ihr heute Abend noch irgendwo anders hinwollt, sollte ich an deiner Seite bleiben. Ich bin dein Besch…«
»Ja, ja«, brummte ich. »Du bist mein Beschützer. Willst du nicht auch mal einen freien Abend ohne Bodyguard-Pflichten?«
Meine Frage machte ihn ganz perplex. »Das ist nicht irgendein Job, Ellie.
Weitere Kostenlose Bücher