Auf Den Schwingen Des Boesen
Schuldgefühle hielten mich davon ab, ins Detail zu gehen. Brian war wirklich süß, aber er war nicht der, mit dem ich gern geflirtet hätte.
»Komm über ihn hinweg, Ell.«
Ich blinzelte überrascht.
»Ich brauch deine Gedanken nicht zu lesen. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch. Heute Abend geht’s um nichts Ernstes. Amüsier dich. Brian hat tolle Lippen. Ich wette, er kann super küssen.« Sie stieß erneut gegen meine Hüfte, und ich wich quiekend zur Seite.
»Wer sagt, dass ich mich von ihm küssen lasse?«
»Ich«, sagte sie bestimmt. »Weil ich finde, es wird langsam Zeit, dass du einen anderen küsst. Nur ein harmloser Kuss so zum Spaß. Nichts Ernstes.«
»Hmm.« Ich war nicht sicher, ob ich bereit war oder überhaupt Lust hatte, einen anderen Jungen zu küssen. Noch nicht. Ich kannte Brian kaum, und obwohl ich wusste, dass ein Kuss keine große Sache war, mochte ich einfach keinen anderen küssen als Will.
Die Jungs kehrten zurück und bereiteten das Spiel vor. Sie hatten die Becher mit Bier gefüllt, und Brian warf die Bälle ans andere Tischende, bevor er sich wieder zu mir umdrehte.
»Okay, weißt du, wie das Spiel geht?«, fragte er.
»Man muss die Bälle in die Becher werfen, stimmt’s?«
»Prinzipiell ja. Man braucht eine gewisse Technik, aber mit ein bisschen Übung kommt das von allein.« Er deutete auf Jay und Kate. »Sie sind als Erste dran, weil Jay die letzte Runde gewonnen hat.«
Jay warf den ersten Ball, der am Becherrand abprallte und danebenfiel. Kates Ball kam nicht einmal mit einem Becher in Berührung. Brian steckte beide Bälle in den Wasserbecher, um die Fusseln vom Fußboden abzuspülen. Sein erster Ball war bereits ein Treffer. Jubelnd streckte ich Kate die Zunge raus und griff nach dem zweiten Ball. Ich hob den Arm und zielte. Brian trat dicht neben mich und ließ die Hand langsam meinen Arm hinuntergleiten. Seine Berührung in Verbindung mit der kalten Kellerluft ließ mich erschauern. Seine andere Hand lag an meiner Taille, während er mein Handgelenk umfasste und meinen Arm zurückzog.
»Du musst richtig zielen«, flüsterte er mir ins Ohr. Er war extrem beunruhigend.
Ich warf. Der Ball streifte den Rand eines anderen Bechers, bevor er in meinem landete. Ich sprang jubelnd hoch, und Brian schloss mich in die Arme.
Mit mehr Glück als Verstand gewannen Brian und ich das Spiel, obwohl mein erster Treffer auch der einzige blieb, was unserem Spaß aber keinen Abbruch tat.
Brian verflocht seine Finger mit meinen. »Möchtest du tanzen?«
»Ja!«, erwiderte ich strahlend und folgte ihm nach oben.
Nach ein paar Bieren entspannte ich mich trotz der dröhnenden Beats, und Brian war wirklich ein toller Tänzer. Ich schwang die Hüften, und er passte sich meinen Bewegungen an, ließ die Hände über meine Arme und um meine Taille gleiten. Ich drehte ihm den Rücken zu, und seine Lippen streiften meine Schulterbeuge, wodurch mir in der schwülwarmen Luft des Partygewühls noch ein bisschen heißer wurde. Frustrierenderweise kamen mir all die Gelegenheiten in den Sinn, als ich Will gebeten hatte, mit mir zu tanzen. Ich wollte nicht an ihn denken, während ich mich mit Brian so gut amüsierte, aber ich konnte nicht anders.
Ich wirbelte herum, damit ich Brians Gesicht vor mir hatte, statt von Wills Gesicht zu träumen. Ich schaute ihm in die Augen und bemerkte zum ersten Mal ihren wunderschönen, warmen Braunton, der an Vollmilchschokolade erinnerte. Um mich herum schien sich alles zu drehen, während ich mich im Alkoholdunst zur Musik hin und her wiegte. Brian legte die Hand an meine Wange und ließ sie weiter zu meinem Hinterkopf gleiten, um mit meinem Haar zu spielen. Er beugte sich zu mir herunter, doch bevor seine Lippen meinen Mund berührten, drehte ich mich instinktiv zur Seite. Er wirkte etwas verwirrt, aber dann lächelte er entschuldigend und schien es in Ordnung zu finden, dass ich seinem Kuss ausgewichen war. Kate hatte mir geraten, einen anderen zu küssen, doch ich wusste immer noch nicht, ob ich das konnte. Wieder hatte ich Wills Gesicht vor Augen, und es ließ sich nicht verscheuchen. Brians Hände rutschten auf meine Hüften, und er startete keinen zweiten Versuch, mich zu küssen. Wir tanzten weiter, bis ich die Zeit und all die Leute um mich herum vergaß.
Irgendwann hielt er mich fest, und ich geriet lachend ins Stolpern. »Sollen wir eine Pause machen?«, fragte er.
Als ich mich wieder gefangen hatte, war mir, als würde ich mich immer weiter
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