Auf Den Schwingen Des Boesen
bevor er sich erhob und im Limbus verschwand. Nachdem er fort war, blieb ich einen Moment lang stehen und fragte mich kurz, ob ich das Richtige tat. Aber ich hatte mich längst entschieden. Ich verließ das Haus, stieg ins Auto und fuhr ohne ihn zu Kate.
SECHZEHN
I ch war schon öfters auf dem Campus der Michigan State University gewesen, jedoch nie an einem Samstagabend. Das Wetter war für Ende Februar ungewöhnlich mild, was Unmengen von Studenten ins Freie lockte.
Als wir Jays Haus betraten, schlug uns ein schwüler Dunst aus Schweißgeruch und Zigarettenqualm entgegen. Die hypnotisierenden Beats aus der Stereoanlage dröhnten so laut in meinen Ohren, dass ich kaum die Augen aufhalten konnte. Die ganze Atmosphäre war berauschend und verwirrend. Kate nahm meine Hand und führte mich durch das brechend volle Wohnzimmer. Mühsam zwängten wir uns zwischen den dichtgedrängten, verschwitzten Partygästen hindurch.
Eine Hand berührte meine Taille, und ich musste ein paarmal blinzeln, um in all dem Dunst etwas erkennen zu können. Brian beugte sich so tief zu mir herunter, dass sich unsere Wangen streiften, und trotzdem musste er brüllen, damit ich ihn hörte. »Schön, dass du gekommen bist! Wie findest du’s?«
Ich lachte. »Super! Der reine Wahnsinn!«
»Kannst du wohl sagen. Ich besorg euch beiden was zu trinken.«
Kate und ich folgten ihm in die Küche, wo ein Bierfass in einem Kinderplanschbecken stand, das mit niedlichen Fischchen bemalt war. Es war ein Bild für die Götter, und ich lachte laut los. Brian füllte zwei Becher und reichte sie uns.
»Viel Spaß, ihr beiden«, sagte er. Die Küche war zwar nicht viel leiser als das Wohnzimmer, aber zumindest mussten wir uns nicht anschreien, um uns verständlich zu machen. »Im Keller wird Bier-Pong gespielt. Fühlt euch wie zu Hause. Ich geh runter und sag Jay, dass ihr da seid.«
»Er spielt Bier-Pong?«, fragte Kate.
»Ja, wollt ihr mitmachen?«
»Na klar«, erwiderte sie grinsend.
Er strahlte. »Dann los. Ihr habt Glück, weil ich als Nächster dran bin. Hier geht’s lang.«
Er führte uns durch den Flur zur Kellertür, und wir stiegen die schmale, steile Treppe hinab, die in den moderigen Keller führte. Um einen Tisch in der Mitte des Raums scharte sich eine Gruppe von Leuten. Alle waren mindestens einen Kopf größer als ich, abgesehen von einem elfenhaften Mädchen mit einer Taille, die so dünn war wie einer meiner Oberschenkel. Ihr hellblond gefärbtes Haar war von schwarzen Strähnen durchzogen, und sie trug einen winzigen Schmuckstein im rechten Nasenflügel. Ich fragte mich, ob sich unter all ihrem Make-up wohl ein hübsches Gesicht verbarg.
Am anderen Ende des Tisches standen Jay und sein Spielpartner, ein großer, schlaksiger Typ mit Irokesenschnitt und einem T-Shirt, auf dem HAMMERED stand. Der Irokesentyp hielt einen weißen Tischtennisball in der einen und einen Joint in der anderen Hand. Jay und Iro hatten drei halb mit Bier gefüllte Plastikbecher vor sich stehen, während das gegnerische Team nur noch zwei hatte. Iro versenkte den Ball in einem der Becher und stieß einen lauten Siegesschrei aus. Er wich zur Seite, und Jay nahm einen weiteren Ball und warf ihn. Nachdem er zuerst am Becherrand entlanggerollt war, plumpste er schließlich auch ins Bier. Jay stieß einen wüsten Fluch aus und grölte vor Begeisterung. Die Zuschauer jubelten und brüllten um die Wette.
Iro schwang den Kopf zur Musik hin und her, die aus dem Wohnzimmer herunterdröhnte, und sprang ein bisschen herum, bevor er Jay einen Klaps auf die Schulter gab. »Ich würd’ gern noch eine Runde spielen, aber ich hab Maggie ein Wettkiffen versprochen.«
Jay nickte verständnisvoll. »Cool. Ich komm gleich nach.«
Iro legte die Hand auf den Rücken des superschlanken Mädchens, und sie verschwanden nach oben.
»Krass«, sagte Brian. »Ich bin als Nächster dran.« Er griff mir ins Haar und zog eine Locke heraus, um sie gründlich zu inspizieren. Die Geste erinnerte mich so stark an Will, dass ich erschrak. »Sind wir ein Team, Süße?«
»Äh, ja. Warum nicht?«
Jay zupfte an Kates T-Shirt. »Hast du Lust?«
Sie grinste. »Aber immer doch.«
Er lachte. »Bin gleich wieder da.« Er wedelte mit zwei leeren Bechern herum, um sie für das Spiel neu zu befüllen. Brian folgte seinem Beispiel.
Kate kam auf mich zugetänzelt und stieß mich mit der Hüfte an. »Und was hältst du von Brian? Er ist echt süß, findest du nicht?«
»Ja, schon.« Meine
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