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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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weit gegangen«, sagte ich müde.
    Er ließ Kopf und Schultern hängen und mied meinen Blick. Wieder zog er sich in sich selbst zurück, schloss die Läden, hinter denen er seine Gefühle verborgen hielt.
    »Ist das wahr, was du zu deiner Mutter gesagt hast?«, fragte er.
    »Du hast es gehört?« Ich war nicht wütend oder überrascht. Es war eine Frage, deren Antwort ich längst kannte.
    Er biss sich auf die Lippe, und das Herz wurde mir schwer. Er sah mich an, als wäre sein Inneres zerstört. »Macht das Ganze dich wirklich so fertig?«
    Ich fuhr mir durchs Haar und zuckte die Achseln. »Ich fühle mich innerlich so zerrissen. Ich kann nicht weiterkämpfen wie bisher und gleichzeitig versuchen, ein normales Leben zu führen.«
    »Dann hab ich also Recht«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Mit dir und mir – ich habe es nur noch schwerer für dich gemacht. Es ist mein Fehler. Wir dürfen das nicht tun. Wir haben uns verändert.«
    Ein zorniger Funke flammte in mir auf. »Das Einzige, was sich verändert hat, ist, dass du mich geküsst hast. Wir hatten schon immer diese Gefühle füreinander. Das ist nie anders gewesen.«
    »Und es beweist nur, dass es ein Fehler war.«
    Eine weitere Träne rollte meine Wange hinunter. »Was war ein Fehler? Bereust du, dass du mich geküsst hast oder dass du in mich verliebt bist oder beides?«
    Er zögerte eine halbe Ewigkeit. »Beides sind Fehler, aber ich bereue sie nicht.«
    »Du bist ein Idiot, so was zu denken«, sagte ich wütend. »Was wir füreinander empfinden, macht uns stärker. Es lässt uns entschlossener füreinander kämpfen. Du behauptest, du kannst nicht zulassen, dass Michael dich tötet, weil du niemand anderem zutraust, mich zu beschützen. Will, du bist der Beste – nicht nur, weil du der Stärkste bist. Du beschützt mich wie kein anderer, weil du mich liebst. Gegen unsere Gefühle anzukämpfen schwächt uns. Es zerreißt uns!«
    Beklommen holte er Luft. »Wir können das jetzt nicht ausdiskutieren. Deine Eltern könnten zurückkommen.«
    Er wusste, dass ich Recht hatte, das sah ich in seinen Augen, aber er wollte es nicht wahrhaben. »Dann geh. Ich will dich nicht länger bei mir haben«, log ich.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Na schön«, sagte er knapp und versuchte seinen Ärger zu verbergen. »Ich gehe, aber wenn er dich noch ein einziges Mal anrührt, töte ich ihn, denn ich weiß, dass du es nicht tun wirst.«
    Dann verschwand er, und eine eiskalte Brise bauschte die Vorhänge vor meinem offenen Fenster. Ich schloss die Augen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

FÜNFZEHN
    T agelang sah ich nichts von meinem Dad, aber es war mir auch egal, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Meine Mom hatte ihm ihren Entschluss mitgeteilt, und er würde ohnehin bald ausziehen. Schon jetzt spürte ich ihre Erleichterung über seinen baldigen Abschied, doch immer, wenn er nach Hause kam, war sie starr vor Furcht. Ich konnte es nicht ertragen, Mom so verängstigt zu sehen. Ich wusste zwar, dass ich als Preliatin meinem Vater an Kraft haushoch überlegen war, aber der Schmerz, den er meinem Herzen zugefügt hatte, brachte mich schier um. Ich konnte es kaum erwarten, ihn loszuwerden.
    Am Mittwoch saß ich nach der Schule mit meinem Englischbuch am Küchentisch und bereitete ein Referat vor. Während meines Hausarrests versuchte ich, mich auf die Schule zu konzentrieren, damit das Ganze wenigstens ein Gutes hatte.
    »Hey, Ell«, sagte Mom, als sie in die Küche kam und mich wissend anlächelte. »Du hast Post.«
    Ich sah sie fragend an. »Warum grinst du so?« Ich legte mein Buch weg und stand auf. Meine Mom hatte einen weißen Umschlag in der Hand.
    »Bist du sicher, dass du ihn aufmachen willst?«, sagte sie lachend. »Er ist von der Michigan State …«
    »Her damit«, befahl ich und schnappte nach dem Brief.
    Sie riss ihn weg und hielt ihn hoch. Selbst wenn meine Mom nur Flipflops trug, überragte sie mich um einen guten Kopf. »Ich dachte, du willst ihn nicht.«
    »Das ist gemein«, brummte ich und sprang hoch, um an den Brief zu kommen. »Ich komm nicht dran!«
    Sie lachte. »Du bist eine Spaßbremse.«
    Sie senkte den Arm, und ich riss ihr den Brief aus der Hand. »Ich finde es nicht spaßig, wenn man sich über kleinwüchsige Menschen lustig macht.«
    Der Brief von der Michigan State University war dick und an mich adressiert. Ich atmete langsam aus und öffnete ihn. Ich fingerte an den Bögen herum, die er enthielt, und war überrascht, dass mein

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