Auf Den Schwingen Des Boesen
Typ hätte was viel Schlimmeres verdient als das, was ich mit ihm gemacht habe. Wenn ich dir Angst gemacht habe, möchte ich mich entschuldigen, aber es tut mir nicht leid, dass ich diese Typen geschlagen habe.«
»Du hättest uns gar nicht erst auf die Party folgen dürfen. Dazu hattest du kein Recht.«
»Du wirst gejagt, Ellie«, sagte er. »Und ich bin dein Beschützer. Ich habe Abstand gehalten, aber ich musste mitkommen, nur für den Notfall. Was wäre gewesen, wenn du angegriffen worden wärst? Wenn ein dämonischer Reaper wie Merodach aufgetaucht wäre und dich oder sonst irgendwen getötet hätte? Du hättest dich und Kate nicht in Gefahr bringen dürfen, ganz zu schweigen von all den anderen in dem Haus.«
Seufzend schob ich meinen Teller beiseite, da ich nichts mehr essen mochte. »Müssen wir schon wieder davon sprechen?«
»Ich finde einfach, du denkst nicht genug an die Sicherheit anderer, geschweige denn an deine eigene.«
Ich knirschte mit den Zähnen und trommelte mit den Fingernägeln auf die Arbeitsfläche. »Hör zu. Ich hätte beim Kampf gegen Orek beinahe mein Leben gelassen, und dann ist mein eigener Vater auf mich losgegangen. Ich habe eine Menge durchgemacht. Ich hab Angst, dass ich durchdrehe. Ich dachte, es würde mir guttun, mal rauszugehen und was Neues auszuprobieren.«
»Ich hätte dich begleiten müssen«, sagte er ernst. »Wohin auch immer du gehst, ich sollte immer an deiner Seite sein. Ich bin für dich verantwortlich, und ich kann dich nicht beschützen, wenn ich nicht bei dir bin.«
»Ich kann es nicht ausstehen, wenn du mich behandelst, als wäre ich nur eine Schutzbefohlene für dich. Als wäre ich eine Fremde. Ich bin die letzte Person, die eine Fremde für dich sein sollte.«
Er senkte den Kopf und schaute zwischen seinen halb geschlossenen Wimpern zu mir auf. »Was soll ich denn machen?«
Ich biss mir auf die Wangen und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. »Wenn ich das wüsste, hätte ich dir längst befohlen, es zu tun.«
Er schenkte mir sein wunderschönes Lächeln, und ich hätte fast aufgeschluchzt. Ich sehnte mich danach, dass er mein Haar hinters Ohr strich, sehnte mich nach seiner Umarmung, seinen Küssen. Alles wäre besser, als dass er weiter starr wie eine Statue neben mir saß. Ich liebte ihn so sehr, dass es wehtat. Er war mir so nah und trotzdem unerreichbar.
»Es ist mir so schwergefallen, draußen zu bleiben und zu warten«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Ich wusste, was er wollte. Ich hab gewartet und gewartet, dass du endlich aufwachst und dem Typen eine scheuerst, denn das wäre ein Kinderspiel für dich gewesen. Ich war so wütend und hab die Fingernägel so fest in die Handfläche gepresst, dass es blutete. Ich hab versucht, mich nicht einzumischen, ehrlich, aber irgendwann war klar, dass du ohne Hilfe nicht mehr aus diesem Zimmer kommen würdest. Da konnte ich nicht länger warten.«
Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie unsagbar schwer es ihm gefallen war, sich zurückzuhalten und abzuwarten, bis ich die Situation selbst in den Griff bekam. Die Sache war mir über den Kopf gewachsen, und ich war viel zu betrunken gewesen, um mich aus der Affäre zu ziehen oder auch nur zu kapieren, was los war.
»Bevor es wirklich schlimm wurde, war ich eifersüchtig. Als er dich angefasst hat, hätte ich ihn am liebsten …«
»Aber wenn ich nicht mit dir zusammen sein kann, werde ich eines Tages eine Beziehung mit einem anderen Jungen haben«, sagte ich. »Du hast kein Recht, eifersüchtig zu sein.«
»Ach nein?«
»Nun, wir sind ja nicht zusammen, also kann ich tun und lassen, was ich will. Ging es darum, als Kate dich angeschrien hat? Dass du dich aufgeführt hast, als wären wir ein Paar, obwohl wir keines sind?«
Er kam herum und setzte sich auf den Hocker neben mir. »Meinst du, ich will das so haben?«
»Dann tu was dagegen, Will!«, rief ich. »Ich will nicht ewig auf dich warten. Ich hab nicht ewig Zeit dafür, so wie du. Du kannst nicht reingestürmt kommen, wenn ich mit einem Typen zusammen bin, und mich wie ein Neandertaler über die Schulter werfen. Das ist nicht fair.«
»Er wollte dich vergewaltigen !« Voller Wut schlug er mit der Faust auf die Anrichte.
Die unerträgliche Wahrheit seiner Worte ließ mich zusammenzucken, und ehe ich mich versah, hatte ich Tränen in den Augen. Bei der Erinnerung an Brians Hände auf meinem Körper und an seine säuerliche Bierfahne, die mir den Atem raubte, überkam mich quälende
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