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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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wirr um den Kopf. Es zu bürsten erwies sich als Kampf, aber nach einer Weile hatte ich es geschafft und fühlte mich, mit sauber gewaschenem Gesicht und blitzblank geputzten Zähnen, wie ein neuer Mensch.
    Schließlich zog ich mein Handy aus der Rocktasche. Kate hatte mir drei Nachrichten geschickt und wollte wissen, ob alles in Ordnung wäre. Ich schrieb ihr zurück, es ginge mir gut, ich sei bei Will und würde mich später bei ihr melden. Was ich ihr nicht sagte, aber gern gesagt hätte, war, dass ich sie nie wieder heimlich auf eine Collegeparty begleiten würde, zumindest nicht, bevor ich nicht selbst aufs College ging. Letzte Nacht war zu viel passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Sie hatte mich mit einem Typen allein gelassen, den ich nicht kannte. Bei dem Gedanken wurde ich rot vor Zorn. Sie würde ganz schön was zu hören bekommen. Hoffentlich hatte sie wenigstens meine Jacke und meine Handtasche mitgenommen, als sie nach Haus gefahren war.
    Da ich keine sauberen Sachen dabeihatte, behielt ich Laurens Pyjama an. Er war sehr dünn, und ich fror ein wenig, doch die Kälte half gut gegen meinen Kater. Da mir mittlerweile der Magen knurrte, huschte ich aus Wills Zimmer. Sobald ich die Tür aufgemacht hatte, stieg mir der köstliche Duft von Rühreiern und gebratenem Speck in die Nase. Nathaniel hatte uns schon oft etwas zu essen gemacht, wenn wir bei ihm waren, und obwohl ich zum ersten Mal im Haus übernachtete, überraschte es mich nicht, dass er das Frühstück vorbereitete. Ich zauberte ein Lächeln auf meine Lippen, strich das Trägerhemd glatt und folgte dem Duft nach unten in die Küche. Der Magen sackte mir in die Kniekehlen, als ich nicht Nathaniel, sondern Will am Herd stehen sah. Mein aufgesetztes Lächeln verschwand. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
    Er schaute nur kurz auf, mied jedoch meinen Blick. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er kam mir zuvor. »Wie geht es dir?«, fragte er und rührte in der Pfanne mit den Eiern herum.
    Ich grinste ihn herausfordernd an und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ging mir nie besser. Was machen deine Fingerknöchel?«
    Er stützte sich auf der Anrichte auf, ohne den Pfannenwender aus der Hand zu legen. Mittlerweile rochen die Eier ein bisschen angebrannt. »Sie haben mich angegriffen.«
    »Wieso hast du dich nicht einfach ins Auto gesetzt und bist losgefahren?«
    »Das hätte ich machen können, aber ich habe mich anders entschieden. Ohne darüber nachzudenken, ob es richtig oder falsch war. Am liebsten hätte ich die Jungs in Stücke gerissen.«
    »Ich glaube, die Eier brennen gleich an.«
    Er holte tief Luft. »Ellie.«
    »Wenn du mir schon Frühstück machen willst, solltest du’s nicht anbrennen lassen.«
    Er nahm die Pfanne vom Herd und gab die Eier auf einen Teller. Ich nahm den Hauch eines Lächelns wahr. »Wer sagt denn, dass ich die für dich gemacht habe?«
    Ich setzte mich an die Küchentheke. »Ich.«
    Er nahm den Teller und ein Glas Orangensaft und hielt mir beides wie ein Friedensangebot unter die Nase. »Meinen Fingerknöcheln geht’s gut.«
    Ich nahm Teller und Glas entgegen. »Wie schade.«
    Seine Brauen zuckten leicht, und er lehnte sich an die Anrichte. Obwohl er am anderen Ende der Küche stand, sah ich das vertraute Blitzen in seinen Augen. Es wäre mir selbst in der dunkelsten Nacht auf hundert Meter Entfernung nicht entgangen.
    »In deinem Zimmer lag ein Kamm«, sagte ich. »Auf der Kommode. Mit einem Vogel drauf.«
    »Das ist deiner. Der Vogel ist ein Phönix … der aus seiner Asche aufsteigt.«
    »Hat der Kamm immer mir gehört wie meine Kette?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe den Kamm vor über hundert Jahren für dich gekauft, von einer …«
    Doch ich hörte nicht mehr, was er sagte. Meine Gedanken schweiften ab, und mein Geist tauchte ein in die Erinnerung an jenen Tag.
    Der Markt in Shanghai wimmelte von Leuten, die von einem behelfsmäßigen Zelt zum anderen drängten und lauthals handelten und feilschten. Aufgebrachte Händler jagten hinter Dieben her. Ein Wirbel aus Farben, Eindrücken und Geräuschen. Der berauschende Duft von Ölen und Gewürzen war überwältigend. Ich wollte alles sehen, was es zu sehen gab.
    »Drachen«, rief ein Mann auf Chinesisch.
    Will drehte sich um. Ich folgte seinem Blick und erblickte einen kleinen, ältlichen Mann hinter einem Tisch voller Schmuck und Tierfiguren aus Elfenbein und Jade. Lächelnd sah er uns an. Ich griff nach Wills Hand und

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