Auf den Spuren von Dan Browns Illuminati in Rom
Coronaro-Kapelle, wo die „Verzückung der Heiligen Theresa“ entstand. Im Jahr 1647 gelang es ihm, wieder einen bedeutenden Auftrag der Kirche zu erhalten: Papst Innozenz war von Berninis Silbermodell des Vierströmebrunnens so angetan, dass er ihm anstelle seines Konkurrenten Borromini den Auftrag zum Bau erteilte. Es heißt, Bernini habe die Idee von seinem Kontrahenten geklaut – klar, dass das nicht zum besseren Verhältnis der beiden Meister beigetragen hat.
Im Jahre 1655 wurde Fabio Chigi zum Papst Alexander VII. gewählt, der die großzügige Kunstpolitik Urbans VIII. wieder aufleben ließ. Auch er war ein Bewunderer Berninis. So durfte Bernini die prächtigen Kolonnaden des Petersplatzes, die Scala Regia im Vatikan und die Cathedra Petri im Petersdom gestalten. Er entwarf die „Perle der Barockarchitektur“ Sant’Andrea al Quirinale, gestaltete das Innere der Porta del Popolo neu, und fügte der Chigi-Kapelle in der Kirche Santa Maria del Popolo die Skulptur Habakuk und der Engel hinzu. Berninis letztes Werk unter Papst Alexander wurde der Elefant mit dem Obelisken auf der Piazza della Minerva.
Papst Clemens IX. war bescheidener als seine Vorgänger, was prunkvolle Bauwerke betraf. Während des nur zweieinhalb Jahre währenden Pontifikates (1667-1669) entwarf Bernini die Engel, die die Ponte Sant’Angelo zieren und ließ sie von seinen Schülern umsetzen.
Bernini erlebte noch zwei weitere Päpste, Clemens X. (1670-1676) sowie Innozenz XI. (1679-1689), bevor er im Mai 1680 im Alter von 82 Jahren starb. Seine sterblichen Überreste befinden sich heute in der Kirche Santa Maria Maggiore. Er, der so viele prächtige Grabstätten für andere erschaffen hatte, ruht bescheiden unter einer schlichten Bodenplatte beim Papstaltar.
L A P IAZZA B ARBERINI
Das Relief auf dem Petersplatz weist den Weg nach Westen. Im vatikanischen Archiv findet Robert in einer Liste der Werke Berninis den Hinweis auf die Skulptur „Die Verzückung der heiligen Theresa“. Dieses bekannte Werk von Bernini steht in der Kirche Santa Maria della Vittoria. Zusammen mit Oberst Olivetti von der Schweizergarde macht er sich schnellstens auf den Weg.
D ie Piazza Barberini liegt wie eine Insel im Verkehrsstrom der viel befahrenen Via Barberini. Wer Roberts Worten zufolge direkt auf dem Platz nach der Kirche Ausschau hält, reibt sich verwundert die Augen und sucht vergebens: Keine Kirche zu sehen! Aber wenn wir schon einmal hier sind, dann schauen wir uns den schönen Brunnen in der Mitte des Platzes an, den Tritonenbrunnen oder Fontana del Tritone aus dem Jahr 1623. Von keinem anderen als Bernini geschaffen, zeigt er den Flussgott Triton auf einer Muschel, die von vier Delphinen getragen wird.
Im Rücken des Flussgottes sehen wir das Hotel Bernini, in dem Robert und Vittoria nach getanem Werk eine gemeinsame Nacht verbracht haben. Ob es wirklich bei Yogaübungen geblieben ist?
S ANTA M ARIA DELLA V ITTORIA
W ir gehen die Via Barberini bergauf, folgen der Biegung nach rechts und sehen uns gleich von zwei Kirchen umgeben. Die linke ist die gesuchte Barockkirche Santa Maria della Vittoria, deren eher unscheinbares Äußeres nicht ahnen lässt, dass sich in ihr eine Skulptur befindet, die Bernini selbst als sein Meisterwerk bezeichnete: „Die Verzückung der heiligen Theresa“.
Von des Autors Phantasie an einen anderen Ort versetzt
Zum Glück erwartet uns heute kein Anblick eines brennenden Kardinals in der Mitte des Kirchenraumes.
Direkt vor dem Altar auf der linken Seite in einer Kapelle, die nach der Stifterfamilie Coronaro-Kapelle genannt wird, befindet sich die Skulptur. Durch eine Balustrade von der Kirche abgetrennt, präsentiert sich das beeindruckende Kunstwerk gleichsam schwebend dem Betrachter. Nirgendwo ist eine Stütze sichtbar, um das tonnenschwere Werk aus Carrara-Marmor in seiner Position zu halten – eine vollkommene Illusion.
Eine verzückte Heilige: der dritte Altar der Wissenschaft
Wir erblicken einen schwebenden Engel, der im Begriff steht, mit seinem Pfeil das Herz Theresas zu durchbohren. Bernini ließ sich von der Autobiografie der Heiligen inspirieren und interpretierte den Moment größter ekstatischer Verzückung. Bei der Intensität dieser Darstellung ist es durchaus nachvollziehbar, dass es seinerzeit bei der Enthüllung des Werkes zu einem Skandal gekommen ist. Allerdings irrt Robert Langdon: Die Heilige Theresa ist niemals im Vatikan aufgestellt und kurz danach wieder entfernt worden, weil sie
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