Auf den Wogen des Glücks
Mannschaft werden etwas gegen die jetzige Lage unternehmen, auch wenn Sie das nicht befürworten.«
Nicholas senkte den Kopf. »Soll das heißen, die Männer planen einen Aufstand?«
Meyers Schultern sackten für einen kurzen Augenblick zusammen, dann lief sein Gesicht vor lauter Wut krebsrot an. Wären seine Hände nicht gefesselt gewesen, so zumindest vermutete Nicholas, hätte er sich mit aller Wucht gegen die Brust getrommelt. »Nein Sir, ich habe geschworen, Ihnen gegenüber immer loyal zu sein, und daran werde ich mich auch halten, genau wie die anderen Männer. Es ist nur so, dass ...«
Meyer lehnte sich zu Nicholas herüber und senkte seine Stimme. »Besorgen Sie sich die Informationen über das Katzenauge, wenn Sie meinen, dass Sie sie unbedingt brauchen. Holen Sie 'raus, was immer Sie kriegen können. Ich bin davon überzeugt, dass Sie einen Plan haben, wie Sie es anstellen wollen. Und dann ... Was sagen Sie dazu, wenn wir Miss Willoughby entführen und uns unser altes Schiff, die Intrepid, zurückholen? Ich habe ihre Messingkanonen immer gehebt, Sir.«
»Und die Mischief sollen wir zurücklassen?«
»Die Piraten werden sich bestimmt mit ihr zufrieden geben.«
»Davon gehe ich aus, wer hätte nicht gern ein Schiff wie die Mischief?«
»Sir, Sie haben doch die Intrepid mit ihren Kanonen so geliebt.«
»Ja, das habe ich, und Ihr Plan ist ausgezeichnet, Meyer, bis auf eine Winzigkeit.«
»Sir?«
»Miss Willoughby wird nicht ohne ihr Schiff absegeln wollen.«
Meyer blinzelte, er dachte nach. »Sie gehört jetzt Ihnen, Käpt'n und Sie können mit ihr machen, was Sie wollen. Tun Sie es ihrer Mannschaft zuliebe.«
Nicholas lehnte seinen Kopf gegen die Wand der schäbigen Hütte, an der sie saßen und studierte erneut das Schattenspiel hinter den Vorhängen. »Dem Papier nach ist sie mein Eigentum, aber die Seele spricht eine andere Sprache. Bei einer Entführung hätten wir mehr Probleme mit Miss Willoughby, als wir je mit Omars bis unter die Zähne bewaffneten und kampflustigen Männern hätten.«
»Sie müsste gar nichts von unseren Plänen wissen, Sir.«
»Aber sie würde es spitz bekommen, denn sie ist alles andere als auf den Kopf gefallen.«
»Ja, Sir, das stimmt allerdings.« In Meyers Stimme lag eine gehörige Portion Anerkennung für Miss Willoughby. Nicholas wurde mit einem Mal hellhörig, und ein nicht enden wollender Moment verstrich.
»Also müssen wir so lange warten, bis sie wieder seetüchtig ist. Sieht so Ihr Plan aus?«
»Würden wir sie reparieren, so wäre sie innerhalb von zwei Tagen wieder seetüchtig, aber nein, das war nicht mein ursprünglicher Plan. Zum Teufel noch mal, in meinen Plänen kam kein von einer Messingkanone zerstörter Großmast vor, und ich glaube auch nach wie vor nicht, dass es Omars Absicht war, ihn anzuschießen. Ein gekapertes Schiff nutzt ihm nichts, wenn es nicht seetüchtig ist. Vielleicht kann ich ihn überreden, dass er unsere Hilfe in Anspruch nimmt.«
Beim Klingen kleiner Glöckchen drehte Nicholas seinen Kopf. Die Tritte zierlicher Füße im Sand zogen sowohl die Piraten als auch die Gefangenen in ihren Bann. Der Anblick nackter Beine und das Rascheln hauchzarter Seidenröcke rief diverse Fantasien wach, es hatte eine Zeit gegeben, in der Nicholas das alles sehr vertraut gewesen war. Mit gesenkten Augen wehrte er sich gegen die züngelnden Flammen des Feuer seiner Vergangenheit und bewunderte, wie schnell er unangenehme Begebenheiten - die ihn vor noch gar nicht allzu langer Zeit fast um den Verstand gebracht hätten - so erfolgreich verdrängen und vergessen konnte. Es entsprach der Wahrheit, dass er seine Intrepid für eine Nacht mit Raina geopfert hatte. Aber glaubte Omar wirklich, er würde dies ein weiteres Mal tun?
Nicholas hob seinen Blick wieder. Er sah Raina am Rande der Lichtung stehen und spürte das Feuer in ihr, trotz der zwanzig Meter Entfernung.
Laternen tauchten die Lichtung in ein sanftes Licht. Omar war vor die Tür getreten, und Dominique stand dicht hinter ihm. Ihr haselnussbraunes Haar war zerzaust und hing ihr bis zu den Hüften hinunter. Hatte Omar ihr den Zopf gelöst und mit seinen riesigen Pranken unzählige Male durch ihr Haar gekämmt, damit er sich auf immer und ewig die seidige Struktur einprägen konnte? Der runde Ausschnitt ihrer Bluse war ihr gefährlich weit über die Schulter gerutscht. Ihre Augen waren riesig, ihr Gesicht leichenblass, aber ihr Mund wirkte rot und voll wie reife Kirschen. Sie hatte
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