Auf den Wogen des Glücks
einer dieser hidalgos«, schnurrte Raina mit ihrer rauen Zigeunerstimme, in der gezogene Untertöne des Cali-Dialekts mitschwangen.
Mit grazilen Bewegungen glitt sie durch die Dunkelheit, wobei ihre kleinen Glöckchen ertönten. Raina zündete die vielen dünnen Kerzen in ihrer winzigen Hütte an, wodurch der Raum binnen Sekunden in ein warmes Purpurrot getaucht wurde.
Überall standen und lagen Schätze. Ein Beweis dafür, dass Piraterie und Plünderei sich lohnten. Omar hatte Grund genug, sich gebührend um Raina zu kümmern, denn sie hütete sämtliche seiner Geheimnisse. Im Gegenzug dafür blieb er an der Macht und bot ihr Schutz. Es war ein stillschweigendes Abkommen, über dessen Einzelheiten nur sie beide und Nicholas Bescheid wussten.
Jeder halbwegs vernünftige Mann wäre versucht gewesen, sich den Bequemlichkeiten des Raumes hinzugeben, vor allem, wenn Raina auch noch aus einer Karaffe Sangria in zwei Gläser füllte und dann mit einem Lächeln auf den Lippen, klingenden Glöckchen und wogenden Brüsten auf ihn zuschritt.
Aber Nicholas war auf der Hut. Wie stark sie auch versuchte, ihre Wut zu vertuschen, ihre Augen versprühten Höllenfeuer. Sie gehörte zu den Frauen, deren Wut die Männer auf der Insel mehr fürchteten als einen wild gewordenen Tiger. Wenn man sie ließe, würde sie sich an ihm rächen, wie noch keine andere Frau sich zuvor an einem Mann gerächt hatte. Dass seine Hände noch immer gefesselt waren, schürte zweifelsohne ihre kranke Fantasie und ihr ausgeprägtes Rachebedürfnis. Selbst ihr Wächter, ein wahrhaftiger Zigeuner durch und durch, hatte schon mit gespreizten Beinen und hinter dem Rücken gefesselten Händen angekettet an der Wand gestanden. Er hatte sich einem Spiel hingegeben, das ihm Glauben machen sollte, er sei ihr Gefangener. Erst zu spät hatte er bemerkt, dass sie die Schlüssel zu den Schellen in ihrem Rockbund hatte verschwinden lassen. Jetzt war er ihr Gefangener!
»Hidalgo«, flüsterte sie mit schweren Lidern. Ihre Augen fixierten Nicholas' Lenden. Sie bog sich ihm entgegen, drückte die Fülle ihrer Brüste gegen seinen Oberkörper. Nicholas jedoch blieb regungslos. »Du verhältst dich wie, sagen wir mal, der Sohn eines englischen Adligen.«
»Das kannst du besser beurteilen als ich.«
»Woher soll ich wissen, was die Wahrheit ist und was nicht?«
»Ich würde dich diesbezüglich niemals anlügen, Raina.«
Sie riss den Kopf herum. »Nein? Und wie steht es mit all deinen anderen Versprechungen?«
Nicholas zog gelassen die Schultern hoch. Er hatte keine Mühe, die Emotionen aus seiner Stimme zu lassen. »Ein Mann lügt das Blaue vom Himmel, wenn er etwas von einer Frau will.«
»Ja, das weiß ich. Ich habe schon die größten Versprechungen gehört, aber ich dachte, du wärst anders als die anderen.«
»Bin ich nicht. Ich bin noch viel schlimmer!«
Sie starrte zu ihm hoch, hielt eines der Gläser in die Höhe und schüttete es über ihm aus. »Hidalgo«, flüsterte sie und setzte das andere Glas an seine Lippen. Ihre Blicke trafen sich, und ertrank begierig. Wie ein eiskalter Sturzbach rann die kühlende Sangria seine Kehle hinunter. Während sie das Glas hielt, trank er ohne Pause. Kleinere Tropfen rannen von seinen Mundwinkeln herab.
Einen dieser Tropfen fing Raina mit dem Finger auf. » Du bist doch nicht wegen mir mit einer anderen Frau hierher zurückgekehrt«, sagte sie sanft und massierte den Wein in seine Haut. Ganz langsam arbeiteten sich ihre Finger nach unten und öffneten den obersten Hosenknopf. »Du bist freiwillig hier, hast dich kampflos ergeben. Erst Omar, und jetzt mir. Du willst doch etwas Bestimmtes, mein hidalgo. Du weißt ja, dass ich über alles, was hier so vor sich geht, bestens im Bilde bin.« Ihre Augen wanderten hoch zu seinem Mund. »Aber bist du auch bereit, den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen?«
»Ich kenne die Regeln«, erwiderte er, während sie damit beschäftigt war, einen Knopf nach dem anderen zu öffnen.
»Es liegt in meiner Hand, die Regeln zu ändern«, sprach Raina leise und ließ die Gläser klirrend zu Boden fallen. Jetzt legte sie ihre Hände auf seinen Bauch, spreizte die Finger und ihr heißer Atem streifte seine Haut. Nicholas spürte, wie sie mit ihrer Zunge darüber fuhr, wie sich ihre Zähne sachte in sein Fleisch gruben und wie ihre Lippen ihn liebkosten. Doch er verabscheute es zutiefst, von einer Meisterin der Manipulation abhängig zu sein und schloss die Augen. Mit beiden Händen nahm
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