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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Amerikaners James Willoughby, aber damit konnte sie dem betagten Führer nicht einmal ein Grunzen abringen. Er verabschiedete sich genau wie angekündigt nach etwa der Hälfte des engen Hügelpfades. Auf der einen Seite fiel der Weg steil bis zum Meer ab, auf der anderen wuchs ungehemmt das saftige Laubwerk des Waldes. Weiter oben schlängelte sich der Weg, der gerade einmal Platz für ein einziges Maultier bot, bevor er komplett in der Vegetation zu verschwinden schien.
    Dominique strich sich mit dem Arm über ihre verschwitzte
    Stirn und stieß ihre Fersen in die Flanken des Tieres. »Hier entlang, Mr. Hawksmoor.«
    Sie hörte unter sich, wie sich die Hufe des Esels in die Erde gruben. »Er ist kein Sänger, er ist ein banditti.«
    »Wen meinen Sie?«
    »Ihren Navarra, er ist ein Revolutionär und zweifelsohne einer von Garibaldis Männern. Ich nehme an, er steckt bis zu den Stimmbändern in Schwierigkeiten.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Sie sich vor ihm fürchten?«
    »Ich wollte Sie lediglich darüber informieren, dass wir im Begriff sind, einen unbarmherzigen Extremisten um seine Hilfe zu bitten. Ich für meinen Part tue normalerweise alles, um solche Typen zu meiden.«
    »Ah, dann hoffe ich nur, Sie haben an Ihre Pistole gedacht.«
    »Habe ich. Und Sie?«
    »Nein, ich glaube, ich habe sie an Bord vergessen.«
    »Sagen Sie bloß, Sie haben sie nicht mit in Ihre riesige Reisetasche gepackt?«
    Sein schneidender Unterton ließ sie aufhorchen. »Ich hatte keinen Platz mehr für eine Pistole.«
    »Wegen der vielen verdammten Kleider und Seidenstrümpfe, nicht wahr? Ihr Urteilsvermögen scheint mir ein wenig sehr vernebelt zu sein. Ob das an den Schmetterlingen in Ihrem Bauch liegt?«
    Mit einem Mal drängte sich Dominique die Frage auf, ob Hawksmoor vielleicht eifersüchtig sein könnte. »Um Himmels willen, wenn man Ihnen so zuhört, könnte man meinen, ich täte besser daran, ein Waffenarsenal mit mir zu führen! Navarra, der Revolutionär - was auch immer das bedeuten soll. Navarra, der brutale, gemeine, unzivilisierte und - wie soll ich es sagen - bis unter die Zähne bewaffnete Bandit. Hören Sie, er ist Sänger! Nicht mehr und nicht weniger. Und selbst wenn er etwas anderes wäre, sollte ich Ihrer Meinung nach dann vor Angst erzittern und mich über die Klippen ins Meer stürzen? Vor allem, wenn er uns mit größter Wahrscheinlichkeit Informationen geben kann, die wir mehr als dringend benötigen?«
    »Ich kann mir meine Informationen selbst besorgen, dazu bin ich nicht auf wenig vertrauenswürdige Banditen angewiesen.«
    »Welch grässliche Worte!« Dominiques lautes Lachen kam aus tiefstem Herzen. »Und das von einem Mann, der mich an einen bewaffneten Zigeunerpiraten ausgeliefert hat, ohne mir vorher zu sagen, dass er ein Eunuch ist? Natürlich, Sie können es ja mit Ihrem Blut erklären, warum Sie sich ausgerechnet von Piraten und einer spanischen Zigeunerkatze Informationen geben lassen.«
    »Immerhin haben uns die beiden weitergeholfen, deshalb verstehe ich Ihren Einwand nicht.«
    »Das liegt daran, weil Sie immer nur eine Seite der Dinge betrachten, nämlich Ihre.« Dornenzweige verhedderten sich in Dominiques Bluse und zerrissen ihren Ärmel. Der Pfad machte eine scharfe Kurve und führte in einen noch dichter bewachsenen Abschnitt. Der Weg war nun in undurchsichtige Dunkelheit gehüllt, aber alles, woran Dominique in diesem Moment denken konnte, waren die vielen Stunden, die Nicholas allein mit Raina verbracht hatte, nur um ihr angeblich Informationen zu entlocken. »Mir scheint, Ihnen war Omars Geheimnis wichtiger als ich und meine lächerlichen Ängste.«
    »Omar und ich haben ein Abkommen getroffen, und ja, Sie haben klug kombiniert. Sein Geheimnis zu wahren ist von größter Wichtigkeit, denn wenn seine Männer den Verdacht schöpfen, er könnte kein echter Mann sein, wäre seine Position als Oberhaupt in größter Gefahr. Sie haben bestimmt schnell gespürt, dass Sie ihm gegenüber keine Angst haben müssen. Und außerdem ist Ihnen ja nichts zugestoßen.«
    Dominique biss sich aus Ermangelung an weiteren Argumenten hilflos auf die Unterlippe.
    »Das ist wohl richtig, Omar war sehr höflich zu mir. Das, was Sie ... getan haben, war vielleicht wirklich nicht das Verkehrteste, je länger ich darüber nachdenke. Die Loyalität, die Sie Omar gegenüber an den Tag legen, trifft man nur selten unter Freunden an ... sie ist wertvoller als jeder Schatz auf Erden.«
    Stille. Der Hufschlag der Esel

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