Auf den Wogen des Glücks
Innenfläche nach oben, woraufhin sie eine Faust ballen und sie zurückziehen wollte. Aber er war schneller. Die Haut des Handtellers hatte sich bereits abgelöst, viele offene Blasen klafften wie Wunden. Er wollte ihr in die Augen sehen, aber sie wandte ihren Blick schnell von ihm ab. Vom Winde zerzauste Locken wehten ihr ins Gesicht und verfingen sich an ihren Lippen, die überreif und kirschrot leuchteten, so als ob sie sich während des Duells des Öfteren darauf gebissen hätte. Ihr Hemd blähte sich auf und schmiegte sich dann wieder um die Fülle ihrer Brüste. Sie waren so weich, ein Hafen der Entzückung, den jeder Mann gerne ansteuerte. Sie hatte alles, was ein Mann sich wünschen mochte, und war dennoch eine solch starke Persönlichkeit. Sie hielt Schmerzen aus, an denen so mancher Mann längst zugrunde gegangen wäre.
»Ziehen Sie sich das nächste Mal lieber Handschuhe an«, wies er sie trocken an und ließ von ihrer Hand ab.
»Hisst das Focksegel!«, schrie Dominique nach einem kurzen Moment der Beklommenheit, und mit der Hand über den Augen schaute sie auf Zehenspitzen stehend in Richtung Bug, wobei sie peinlich genau darauf achtete, Nicholas nicht zu nahe zu kommen. »Wir werden in den Hafen einfliegen und den Leuten dort etwas bieten ...« Der Wind trug die restlichen ihrer Worte fort, als ihre Blicke sich endlich trafen. Fast konnte er hören, wie sie schlucken musste. »Natürlich nur, Kapitän, Sir, wenn auch Sie damit einverstanden sind.« Verdammt, wenn sich da nicht mal ein Gefühl der Reue regte, dass er das Kommando über ihr Schiff hatte.
Nicholas drehte sich um und schaute über den Bug des Schiffes hinaus auf den unbewohnten Meeresarm, den sie ansteuerten. »Das ist nicht Palermo.«
»Aber Sizilien.«
»Ach wirklich?«
»Mr. Hawksmoor!« Dominiques Stimme klang wie die einer Gouvernante, die mit einem aufsässigen Kind schimpft. »Und ob das Sizilien ist, aber wir können doch nicht einfach nach Palermo segeln und darauf hoffen, dass dort Ramzi mit dem Katzenauge in der ausgestreckten Hand auf uns wartet, oder? Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wir müssen uns ...«, sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, »... verstecken.«
»Erzählen Sie mir nichts von Taktik, Dominique. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit der Kunst des Taktierens.«
»Dann wird es Sie erfreuen zu erfahren, dass ich mit allergrößtem Bedacht einen anderen Hafen ausgewählt habe. Und jemanden, der uns - davon bin ich überzeugt - helfen kann. Einen guten Bekannten meines Vaters.«
»Und wer bitte schön soll das sein?« Nicholas blinzelte über den Bug und entdeckte eine riesige Villa, die sich in die sanften und saftigen Hügel oberhalb der Bucht schmiegte. Etwas, das sich verdächtig nach Unwohlsein anfühlte, begann sich in seiner Magengegend zu regen.
»Sebastian Navarra, er ist Sänger.«
»Ein Sänger.« Sie konnte nur den Besitzer der Villa meinen, denn auf den umliegenden Hügeln lagen kaum mehr als eine Hand voll verstreuter Hütten. Nicholas' Blick eilte zur Villa zurück und er kniff die Augen zusammen. Auf allen drei Stockwerken standen bewaffnete Wachen. »Sie kennen ihn?«
Ihr Lachen klang rau und kam tief aus ihrem Inneren, was Nicholas' wildesten Wünschen einen Hieb mit einer messerscharfen Rasierklinge versetzte. »Ihn kennen?« Wieder ein bezauberndes Lächeln, das vom Licht tausender Sterne durchdrungen war und ihre Augen erstrahlen ließ. »Ich liebe ihn!«
Und mit diesen Worten rauschte sie wie eine flüchtige Sommerbrise an ihm vorbei. Nur, dass sie noch viel lieblicher und hundert Mal unwiderstehlicher war.
16
Hinter einer bewaldeten Halbinsel, die sich wie ein hakenförmig ins Meer schlang und somit guten Schutz bot, ging die Mischief in einer seichten Bucht vor Anker. Nicholas begleitete Dominique in einem großen Beiboot zum Ufer. Das Kommando hatte er während seiner Abwesenheit Meyer übergeben. Die komplette Mannschaft hoffte auf ein Schäferstündchen mit den dunkeläugigen Bauernmädchen, die den Strand wie tropische Blumen schmückten und ihre Waren feilboten - Körbe voller süßer Früchte, Fässer mit Wein und ein viel versprechendes Lächeln. Einer der Bauern überließ Dominique und Nicholas zwei Reitesel, und Nicholas heuerte einen Führer an, der ihnen aber schnell klar machte, dass er sie nur die Hälfte des Weges zu Navarras Villa begleiten würde und keinen Schritt weiter. Dominique versuchte ihm zu erklären, sie sei die Tochter des
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