Auf den Wogen des Glücks
Sie mit ihr ins Bett gegangen sind oder nicht. Das ist mir ziemlich einerlei.« Sie schenkte seinen Worten Glauben, zumindest ein Teil von ihr wollte ihm um jeden Preis vertrauen.
»Sie denken einfach immer nur das Schlechteste von mir.«
»Der Ruf eines Mannes spricht Bände.«
»Es wird mir erst jetzt so richtig bewusst, was für einer Belastung ich erlegen bin.« Der Spott in seiner Stimme hing noch länger in der Luft.
»Sie sind also dem Strick entkommen?«
»Die junge Frau, um die es ging, kam doch noch rechtzeitig zu der Überzeugung, dass ich nicht für ein Verbrechen bestraft werden sollte, das ich nicht begangen hatte.«
»Wie nobel von ihr.« Der Gedanke daran, Hawksmoor sterben zu sehen, würde jede Frau zu einer noblen Tat bewegen, dachte Dominique unwillkürlich. »Wurde der Übeltäter jemals gefunden?«
»Zum Schluss ja. Wie es schien, hatte sie sich schon vor ihrer Entführung prächtig mit dem Ersten Offizier ihres Vaters verstanden. Die ganze Angelegenheit hat für großes Aufsehen in London gesorgt, vor allem, weil ihr Vater sie schließlich gezwungen hat, den Burschen auch zu heiraten, der sie geschwängert hatte.«
»Und Sie gingen als Held aus der Geschichte hervor.«
»Mein Zutun wurde vonseiten des Admirals maßlos übertrieben dargestellt.«
Wieder bemerkte Dominique eine Spur Verdrossenheit in seiner Stimme, die seinen trockenen Ton unterspülte, ganz so, als ob die Idee, ein Held sein zu können, ihm Unbehagen bereitete.
»Sie haben doch mit Sicherheit irgendeine Auszeichnung bekommen.«
»Ich hatte anderweitige Verpflichtungen.«
»Sie sind also abgereist, bevor er Ihnen gebührend danken konnte?«
»Wenn ich ehrlich bin, dann hat mich solch ein Dank nie sonderlich interessiert.«
»Ich verstehe.« Dominique spürte, wie ihr Puls zu rasen begann, so, als ob sie gerade eine erstaunliche Entdeckung gemacht hätte. »Spurlos zu verschwinden hat zweifelsohne dazu geführt, dass Sie den Eindruck, nicht ganz normal zu sein, noch zusätzlich verstärkt haben. Gut gemacht, Mr. Hawksmoor. Jetzt wird mir einiges klar: Ihr Ruf, den Sie sich so hart erarbeitet haben - jenen, den Sie als belastend bezeichnen - verleiht Ihnen ein weitaus besseres Gefühl, denn als Held dazustehen. Meiner Ansicht nach verstecken Sie sich hinter Ihrer traurigen Berühmtheit, und ich bin sogar felsenfest davon überzeugt, dass Sie absichtlich die skandalösesten Gerüchte und Unwahrheiten kursieren lassen und alles tun, was in Ihrer Macht steht, um das Gute in Ihnen zu verleugnen. Ich wette, es gibt nichts Schlimmeres für Sie, als wenn die Welt erführe, dass Sie im Grunde ein ehrenwerter Held sind.«
»Für mich gibt es nichts Schlimmeres als ein Frauenzimmer, das sich augenscheinlich viel zu viele Gedanken macht«, kam seine brummende Antwort.
»Leugnen Sie es ruhig, aber Sie retten schöne Frauen vor Tyrannen und verzichten auf den Dank, Sie retten einen Eunuchen vor dem Tod und bewahren auch noch sein Geheimnis vor der Welt. Ich würde sogar darauf wetten, Sie haben auch von Omar für Ihre Heldentat nichts außer seiner Freundschaft bekommen. Das klingt mir doch ein wenig zu nobel, oder wollen Sie das auch leugnen?«
»Wenn Sie erlauben, meine sehr verehrte Miss Willoughby, würde ich Sie lieber mit dem gesamten Ausmaß meines schlechten Rufes beeindrucken. Dann nämlich werden Sie Grund genug haben, von der fixen Idee abzukommen, ich sei nobler und aufrichtiger Gesinnung.«
Dominique warf ihren Kopf zurück und tat seine geflüsterten und bösen Worte ab. »Netter Versuch, Mr. Hawksmoor. Ich fordere Sie hiermit heraus, mir das Gegenteil zu beweisen, und ich kann Ihnen jetzt schon verraten, dass es Ihnen nicht gelingen wird. Ich weiß nämlich, wann ich Recht habe und wann nicht, und in diesem Fall bin ich felsenfest davon überzeugt, dass Sie ein aufrichtiger und edler Mensch sind. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als selbst den Beweis anzutreten, dass Sie ...«
Sie unterbrach sich selbst mit einem Schrei. Aber es war bereits zu spät für Schutzmaßnahmen, denn beide saßen wie Tiere in der Falle. Ein Schlag aus dem Dunkel traf Dominique zwischen die Rippen und beförderte sie vom Maulesel herunter. Sie konnte hören, wie auch Hawksmoor hinter ihr zu Boden ging. Etwas Kaltes und Hartes berührte sie plötzlich am Kopf. Direkt neben ihrem Ohr wurde ein Abzug betätigt.
»Nur ein Sänger, nicht wahr?«, murmelte Hawksmoor, was ihm zur Strafe einen heftigen Stoß in die Rippen
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