Auf der Insel der Sehnsucht
Hoheit? Meine Antwort lautet Nein.“
„Es war kein Angebot“, erwiderte er herrisch. „Sondern es ist das, was Sie tun werden. Allerdings ändere ich die Regeln. Vergessen Sie das mit der Wohnung in der Nähe meines Apartments. Ich nehme Sie mit nach Griechenland.“
Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Aber das Gegenteil war der Fall, jetzt sah er die Dinge viel klarer.
Wenn es hoch kam, war er einmal im Monat in New York. Und was würde sie während seiner Abwesenheit tun? Er hatte ein Recht darauf, es zu wissen.
Sie schleuderte ihm eine Obszönität entgegen, die ihn fast zum Lachen gebracht hätte. Erstaunlich, dass so ein Wort über diese wunderbaren Lippen kam!
„Mit Ihnen gehe ich nirgendwohin. Es gibt Gesetze …“
„Gesetze?“ Sein Mund wurde hart. „Ich bin Prinz Damian Aristedes. Was, glauben Sie, bedeuten mir Ihre Gesetze?“
Ivy verschlug es die Sprache. Ihr fehlten die passenden Worte, um diesen Mann zu beschreiben. Hass kam nicht einmal in die Nähe dessen, was sie fühlte. Aber er war ein Prinz, er konnte seine Familie auf Generationen zurückverfolgen. Sie war ein Nichts, ein Niemand. Ihre Erinnerung reichte zurück bis zu ei nem Heim, wo …, wo …
Nein, sie würde sich nicht erlauben, daran zu denken.
Mit einer Hand hob Damian ihr Gesicht, bis sie ihn ansehen musste. „Verstehen Sie jetzt, was ich sage? Oder sind Sie wirklich naiv genug, um sich auf einen Kampf mit mir einzulassen?“
„Ich verabscheue Sie!“
„Ah, glyka mou, Sie brechen mir das Herz.“
„Sie sind ein Monster. Ihre Nähe ist mir zuwider.“
„Ihre Entscheidung, Ivy. Ich warte.“
Tränen rollten über ihre Wangen. „Sie wissen es doch schon. Sie lassen mir ja keine Wahl!“
Das Triumphgefühl, das in ihm aufwallte, wurde durch den glühenden Hass in ihren Augen vergiftet. Herausfordernd eroberte er ihre Lippen. Doch sein Kuss war gnadenlos, ohne jede Zärtlichkeit, ja grob.
„Nur als Erinnerung“, sagte er kalt. „Bis mein Sohn geboren ist, gehören Sie mir.“
Damit drehte er sich um und verließ ihre Wohnung.
5. KAPITEL
Schäumend vor Rage lief Damian die Treppen hinunter, riss die Haustür auf und trat nach draußen auf den Bürgersteig.
Sein Fahrer hatte ihn zu Ivys Apartment gebracht, der Mercedes wartete am Straßenrand. Charles musste nach ihm Ausschau gehalten haben, denn sobald Damian auftauchte, sprang der Chauffeur aus dem Wagen, um ihm die Tür aufzuhalten.
Charles arbeitete erst seit zwei Monaten für ihn, aber in diesen zwei Monaten hatte Damian ihm mindestens hundertmal gesagt, dass er die Wagentür selbst öffnen konnte.
Wahrscheinlich tausendmal, dachte er, und seine Wut stieg noch an. Dann sah er den ungehaltenen Blick, den Charles ihm zuwarf.
„Entschuldigen Sie, Hoheit, ich vergesse es immer wieder. Es ist nur … Sie sind der erste Arbeitgeber, der es nicht wünscht, dass ich ihm die Tür aufhalte. Tut mir leid, ich verspreche, es wird nicht wieder …“
„Ist schon in Ordnung, machen Sie sich darum keine Gedanken.“ Damian blieb vor dem Wagen stehen. Heute Nachmittag hatte er noch ein Meeting. Genug Zeit, um zum Büro zu laufen und ein paar Papiere durchzuarbeiten.
Doch Arbeit war nicht das, was er jetzt brauchte. Nein, eher einen Drink.
Mit der flachen Hand schlug er auf das Mercedesdach. „Ich komme heute ohne Wagen aus. Fahren Sie zurück und nehmen Sie sich den restlichen Tag frei.“
„Sicher, Sir.“ Charles sah zwar überrascht aus, aber er hütete sich, Fragen zu stellen.
Und das war gut so. Denn Damian hätte ihm keine Antwort geben können. Wenigstens keine, die einen vernünftigen Sinn ergab.
Nichts ergab mehr Sinn in dieser verfahrenen Situation.
An der Straßenecke zog Damian sein Handy hervor, rief seine Assistentin an und wies sie an, das Meeting abzusagen. Dann wählte er Lucas’ Nummer.
„Bist du beschäftigt?“
Die Frage hatte lässig klingen sollen, doch die Reaktion seines Freundes sagte ihm, dass es ihm nicht gelungen war.
„Was ist los?“, hakte Lucas sofort nach.
„Nichts. Was sollte los sein?“ Damian räusperte sich. „Ich kann darüber schlecht am Telefon sprechen. Aber wenn du natürlich zu viel zu tun hast …“
„Ich habe gar nichts zu tun.“
Eine glatte Lüge, da war Damian sicher. Aber eine, die er gerne akzeptierte.
Vierzig Minuten später rannten die beiden Männer keuchend über die Laufbahn des Eastside Clubs. Um diese Uhrzeit stand der Fitnessclub praktisch ihnen allein zur Verfügung.
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