Auf der Insel der Sehnsucht
Atem an. „Sind das die Testergebnisse?“
Damian nickte.
„Die sollten mir zugeschickt werden.“
„Und mir.“
„Das ist nicht fair. Das ist ein Eingriff in meine Privatsphäre. Die Ergebnisse meiner Tests gehen nur mich etwas an.“
Ivy redete Unsinn, und sie wusste es. Sie wollte nach dem Umschlag greifen, brachte es aber nicht über sich, ihn anzurühren. Ihre Hand begann zu zittern. „Sagen Sie es mir.“
„Sie wissen es doch schon.“ Er klang ruhig, doch Ivy spürte, wie sehr er sich beherrschte. „Ich bin der Vater des Kindes in Ihrem Leib. Des Kindes, das als Kays ausgegeben worden wäre.“
Ivy schluckte. „Und das Geschlecht?“
„Es ist ein Junge.“
Sie presste sich die Hand vor den Mund, um den leisen Laut der Freude nicht entschlüpfen zu lassen. Eine verdammt gute Show, dachte Damian gallig.
„Ich sagte Ihnen, dass ich von Ihnen schwanger bin. Aber Sie wollten ja nichts davon hören.“
Damian lehnte sich in das Sofa zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt will ich es hören. Und zwar alles, von Anfang an. Bitte erzählen Sie es mir.“
Ivy folgte seiner Aufforderung. Mit allen Details. Nun, viel leicht nicht alle. Eine Sache ließ sie aus. Sie wagte es nicht, diesen Umstand zur Sprache zu bringen. Noch nicht. Vielleicht nie.
Aber sie berichtete ausführlich, beantwortete seine Fragen und biss sich auf die Lippen, jedes Mal, wenn er fassungslos den Kopf schüttelte. Denn im Grunde ihres Herzens konnte sie selbst noch immer nicht fassen, dass sie sich zu so einem verrückten Unterfangen bereit erklärt hatte.
„Warum?“, fragte er ungläubig, als sie ihren Bericht beendet hatte. „Warum sollte Kay Sie als …wie nannten Sie es?“
„Als Leihmutter benutzen? Kays Ei und Ihr … Ihr Samen.“ Heiße Röte schoss ihr ins Gesicht. In diesem Falle war das absolut lächerlich. Worum es hier ging, war so intim wie eine Grippeimpfung. „Ich sagte doch schon, warum. Sie wollten einen Erben, und Kay wusste, dass sie keine Kinder austragen konnte.“
Damian sprang auf. „Lügen! Ich habe nie etwas von einem Erben gesagt! Und sie hatte keine Ahnung, ob sie ein Kind austragen konnte oder nicht.“
„Sie wollten, dass ich Ihnen alles erzähle. Das habe ich getan.“ Ivy schnappte nach Luft, als er sie auf die Füße zog.
„Von wegen“, knurrte er. „Wie viel hat sie Ihnen dafür gezahlt?“
„Mir gezahlt?“ Ivy lachte verächtlich auf. „Keinen Penny. Schließlich haben Sie Kay doch sehr knapp gehalten.“
„Noch eine Lüge!“
„Und selbst wenn nicht, für Geld hätte ich das nie getan.“
„Oh ja“, meinte er abfällig, „Sie haben es nur aus Liebe getan, nicht wahr?“
„Das können Sie nicht verstehen, Sie wissen ja nicht …“
„Doch, ich verstehe durchaus. Ihr beide habt euch diesen Plan ausgedacht. Sie sollten das Baby bekommen, das Kay nicht haben wollte. Sie würde mich damit zu einer Heirat zwingen, und bei der Scheidung hätte irgendein zwielichtiger Anwalt eine großzügige Abfindung erstritten, die ihr beide euch dann schwesterlich geteilt hättet.“
Ivy riss sich aus seinem Griff los. „Wissen Sie überhaupt, wie viel ich an einem Tag verdiene? Wie viel ich verliere, wenn ich in den kommenden fünf oder sechs Monaten nicht arbeite? Ach, was rede ich, wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren!“
„Deshalb haben Sie auch heute den Fototermin wahrgenommen, nicht wahr? Weil Sie so viel Geld haben, dass Sie gar nicht wissen, wohin damit.“
„Das geht Sie nichts an!“
„Falsch“, korrigierte er kalt. „Ab heute geht mich alles, was Sie betrifft, etwas an.“
„Da irren Sie sich gewaltig!“
Ivy starrte ihn wütend an, mit vorgeschobenem Kinn, eiskalten Augen, die Hände zu Fäusten geballt in die Hüften gestemmt.
Diese wunderschöne Frau erinnerte Damian an eine der Furien, entschlossen, es mit der gesamten Welt aufzunehmen. Er wollte sie bei den Schultern packen und schütteln. Oder zu sich heranziehen und sie küssen, bis sie vor Verlangen bebte.
Damian hasste die Wirkung, die sie auf ihn ausübte, verachtete sich selbst dafür, dass er sich dieser Wirkung nicht entziehen konnte. Doch darum ging es hier jetzt nicht …
„Wir entfernen uns vom Wesentlichen“, presste er durch die Zähne hervor.
„Das sehe ich auch so, Hoheit.“
Auch das machte ihn verrückt – die Art, wie sie „Hoheit“ aussprach. Es war ernst gemeint, als er ihr sagte, bei ihr höre sich das an wie eine Beleidigung. „Unter den
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