Auf der Insel der Sehnsucht
Betreuung und später für das beste Internat …“ Lucas runzelte die Stirn. „Wieso schüttelst du den Kopf?“
„Würdest du das tun? Bei deinem Kind, deinem Fleisch und Blut? Das Scheckbuch zücken, um es von dir fernzuhalten?“
„Ja, natürlich.“ Lucas seufzte und rieb sich über sein Gesicht. „Nein“, verbesserte er leise, „würde ich nicht. Ein Kind ist immer ein Geschenk, ganz gleich, unter welchen Umständen es auf die Welt gekommen ist.“
„Genau.“ Damian griff nach seinem Glas, überlegte es sich anders und winkte stattdessen nach der Rechnung. „Deshalb“, er achtete wohlweislich darauf, Augenkontakt mit Lucas zu vermeiden, „habe ich das Einzige getan, was ich tun konnte. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie mit nach Griechenland nehme.“
Lucas hechtete fast über den Tisch. „Du hast was?!“
„Ich kann nicht die nächsten sechs Monate in New York bleiben, Lucas.“
„Schon, aber …“
„Ich muss sie im Auge behalten. Ich kenne sie doch gar nicht. Weiß ich, was sie während dieser Schwangerschaft alles anstellt? Wenn sie so ist wie ihre Schwester …“
Der Barmann kam mit der Rechnung. Damian warf einen Blick darauf, zählte ein paar Geldscheine auf den Tisch und machte dem Keeper ein Zeichen, er könne das Wechselgeld behalten. Dann wollte er aufstehen, doch Lucas packte ihn am Arm.
„Warte! Ich glaube nicht, dass du alles bedacht hast.“
„Glaub mir, das habe ich.“
„Damian, hör zu. Wenn du sie nach Griechenland mitnimmst, sitzt sie mitten in deinem Leben und macht sich darin breit. In deinem Leben, Mann! Das kannst du unmöglich wollen.“
„Du hast recht, das will ich nicht. Aber welche andere Wahl habe ich denn? Sie muss beaufsichtigt werden.“
„Du gibst ihr doch genau das, worauf sie aus ist.“
„Ganz bestimmt nicht. Sie hat sich mit Händen und Füßen gesträubt. Ich zwinge sie, etwas zu tun, das sie absolut nicht tun will.“
„Aristedes, du denkst nicht mehr klar. Genau das will sie. Welches Model setzt ihren Körper, ihr Kapital, für eine andere Frau ein? Wieso sollte sie so etwas tun, he?“ Lucas kniff die Augen zusammen. „Ich sage dir wieso. Des Geldes wegen. Und jetzt, da ihre Schwester nicht mehr da ist, hat sich der Einsatz noch erhöht.“
Damian wollte widersprechen, doch wie sollte er, wenn er den gleichen Verdacht hegte? Aber wenn das der Fall war … warum lag ihm dann bei Lucas’ schonungslosen Worten ein schwerer Stein im Magen?
„Sie manipuliert dich, wie eine Marionette.“
„Möglich“, gestand Damian zu. „Was nichts an den Fakten ändert. Sie trägt mein Kind unter dem Herzen.“
„Das wächst auch hier heran, dafür muss sie nicht in Griechenland sein. Du willst wissen, was sie während der Schwangerschaft tut? Engagiere einen Privatdetektiv. Aber spiel ihr um Himmels willen nicht in die Hände. Die Frau ist von Grund auf schlecht, ein verdorbenes, raffiniertes Geschöpf.“
„Rede nicht so von ihr“, knurrte Damian, und Lucas bedachte ihn mit einem Blick, als hätte er den Verstand verloren. Vielleicht hatte er das ja auch. Lucas’ Charakterisierung traf genau zu …
Außer in den kurzen Augenblicken, in denen Ivy nachgiebig in seinen Armen gelegen, in denen er die Süße ihres Mundes geschmeckt und sie seinen Kuss erwidert hatte …
Nein, sie hatte nur so getan als ob, ermahnte er sich und lachte gezwungen. „War nur ein Witz. Du weißt doch, was man in Amerika sagt: ‚Hoch gehalten sei die Fahne, Apple Pie und Mutterschaft‘. Diesen dreien muss man Respekt zollen.“
Lucas sah keineswegs überzeugt aus. „Wenn’s wirklich nur ein Witz ist …“
Damian nickte. „Danke, dass du dir so viel Gedanken um mich machst, aber vertrau mir, Lucas. Ich weiß genau, was ich tue.“
Vertrau mir, ich weiß, was ich tue.
Die eigenen Worte verfolgten Damian den ganzen Tag. Bis in die Nacht hinein. Als er um Mitternacht noch immer keinen Schlaf gefunden hatte, schwang er sich aus dem Bett, brühte sich eine Kanne Kaffee auf und setzte sich damit auf die Terrasse seines Apartments.
Wusste er das wirklich? Er hatte kurze Affären und auch längere Beziehungen gehabt, doch noch nie hatte er eine Frau mit nach Griechenland genommen, um mit ihm zu leben.
Ein Zusammenleben im eigentlichen Sinn würde es ja auch nicht sein. Er würde Ivy in einer der zahllosen Suiten seines Palastes unterbringen. Dennoch … war das wirklich notwendig? Wäre es nicht wesentlich einfacher, auf Lucas’ Vorschlag zu hören und
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