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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wurmte ihn sehr, denn er wäre gern mitgekommen, um mit Tarzan und Gaby Schlitzers Lehrmädchen Bärbel auszuhorchen.
    Nach der Arbeitsstunde meldete sich Tarzan fürs Abendessen ab. In Windeseile brachte ihn sein Rennrad in die Stadt zurück. Um 18.17 Uhr hielt er vor Gabys Haus. Sie hatte schon gegessen, kam sofort runter und war unbefangen wie immer – als hätte sie ihm das Bussi wirklich nur stellvertretend für Oskar auf die Wange gedrückt. Ihn, den mutigen Schlangenverbeller, ließen sie daheim.

14. Eine neue Verbündete
    Die erste Dämmerung in den Straßenschluchten, wo die Sonne nicht mehr hinkam, legte einen leichten violetten Schleier auf die Stadt. Viele Geschäfte hatten schon geschlossen. Die Straßen leerten sich. Alles hastete heimwärts.
    Tarzan und Gaby warteten hinter einer Hausecke, eine reichliche Steinwurfweite von Schlitzers Geschäft entfernt.
    Bis jetzt war Bärbel nicht aufgetaucht.
    »Wahrscheinlich muss sie noch aufräumen«, sagte Gaby. »Bestimmt gehört Schlitzer zu denen, die eine billige Arbeitskraft ausnutzen.«
    Tarzan, der aufmerksam um die Ecke lugte, wollte antworten, sah aber in diesem Moment den Motorradfahrer, der aus entgegengesetzter Richtung die Straße entlang röhrte und vor Schlitzers Laden hielt.
    Es war Pickelgesicht.
    »Was sagst du dazu, Pfote! Ist das nicht fast ein Beweis. Und die Maschine – mich laust der Affe! – das ist ja haargenau die, mit der unser Rotschopf heute Nachmittag im Vogelschutzgebiet gewildert hat. Moment, wo habe ich Willis Zettel?«
    Er fand ihn und verglich die Zulassungsnummer, die er trotz der Entfernung erkennen konnte, mit Klößchens Zahlenreihe. »Kein Zweifel. Das bedeutet: Rotschopf und Pickelgesicht benutzen dieselbe Maschine. Also gehören sie zusammen.«
    Dicht neben Tarzan stehend, sah auch Gaby um die Ecke.
    Pickelgesicht hatte den Motor abgestellt, blieb aber auf der Maschine. Er sah aus, als hätte er sich fein gemacht: mit weißem Hemd und gelber Lederjacke. Dass er wartete, war offensichtlich. Auf Bärbel? War er etwa ihr Freund?
    Gaby sprach diese Befürchtung aus. Und fügte hinzu: »Dann können wir einpacken. Denn von ihr erfahren wir dann ganz sicher nichts. Andererseits – einen so miesen Geschmack traue ich ihr einfach nicht zu.«
    Sie sollte Recht behalten.
    Um Viertel vor sieben kam das Mädchen aus dem Laden. Sie trug ihre Jacke überm Arm, schien Pickelgesicht zu übersehen und kam rasch die Straße herab.
    Pickelgesicht rief etwas. Aber sie reagierte nicht. Seine Miene verdüsterte sich. Er startete die Maschine. Dicht am Bordstein fuhr er neben ihr her. Bärbel wandte den Kopf ab und ging schneller. Er redete auf sie ein und sein Ton wurde lauter.
     
    Als beide näher kamen, verstanden Gaby und Tarzan seineWorte: »Mensch, zier dich nicht so, alberne Kuh! Ich will dich nach Hause fahren. Kannst ruhig aufsteigen. Ist ja schließlich nichts dabei. Los! Mach’s freiwillig, sonst setze ich dich auf den Sozius! Allmählich stinkt mir dein affiges Getue. Verstanden? Bis zur Ecke gebe ich dir Zeit. Entweder du steigst auf oder...«
    Scheinbar zufällig – so sah es aus – kreuzte Tarzan ihren Weg. Plötzlich war er neben den beiden.
    Pickelgesicht sprach den Satz nicht zu Ende. Während er mit offenem Mund glotzte, stritten Wut und Angst in seinem groben Gesicht.
    Bärbel blieb stehen. Ihre verängstigte Miene hellte sich auf.
    »Guten Abend!« Tarzan lächelte sie an. »Ich hörte zufällig, was dieser Typ zu dir sagt. Du wirst belästigt, nicht wahr? Das passt zu ihm. Der Kerl tritt kleine Hunde und wird unverschämt, wenn er Hausverbot erhält. Vielleicht wäre eine Tracht Prügel angezeigt.«
    »Kannst du haben!«, schrie Pickelgesicht.
    Er sprang vom Motorrad, bockte es auf, griff unter seine Lederjacke und riss eine Stahlrute, eine gefährliche Hiebwaffe, hervor. Nur Sekunden hatte er gebraucht, aber die reichten Tarzan, um sein Rennrad hinter der Maschine an den Bordstein zu stellen.
    Pickelgesicht schlug zweimal einen tiefen Riss in die Abendluft, denn Tarzan wich blitzartig aus. Dann packte er den Gegner, setzte einen Schulterwurf an und schmetterte ihn zu Boden.
    Klirrend schlug die Stahlrute auf den Asphalt. Pickelgesicht brüllte, als er sich die Schulter hart prellte. Wimmernd blieb er liegen. Aber ernstlich verletzt war er nicht. Das hatte Tarzan vermieden, weil er den Schulterwurf im letzten Moment abbremste.
     
    »So«, sagte er, »da wir uns schon zweimal begegnet sind, will ich jetzt wissen,

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