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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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dass Kate sie weiterhin finanziell unterstützen würde).
    Lee Park legte die Hand über die Augen. »Teile und herrsche«, sagte er. »Und das hat Ihr Vater, Ms. Abbotson, für die gesamte medizinische Zunft getan.«
    Und dadurch ist eine Situation wie diese hier überhaupt erst entstanden, dachte Kate und sagte: »Das weiß ich, Dr. Park.« Die Krankheit ihres Vaters hatte sie eines gelehrt. Sie hielt es nicht mehr länger für ausgeschlossen, dass irgendein Arzt einen Attentäter auf ihren Vater angesetzt hatte.
    »Es wäre ein interessanter Fall für den Richter«, sagte Bledsoe, als Kate und Penny zur Tür gingen.
    Kate wandte sich um und starrte ihn an. »Interessant?«, fragte sie ungläubig.
    Sein Lächeln war dünnlippig und leicht bösartig. »Zu sehen, ob der Richter entscheiden würde, dass ein Körper und seine DNA, ohne seine ursprüngliche Persönlichkeit, eine weiterbestehende, rechtliche Größe ist. Ich vermute, die Gerichte hätten dem zugestimmt.«
    »Gehen wir«, sagte Kate zu Penny Eliot, aus Angst, sie würde es sich plötzlich anders überlegen. Sie war froh, dass sie den Beweis über das Kloning-Projekt besaß und ihnen damit drohen konnte. Sonst wäre es möglicherweise anders herum ausgegangen.
     
    Als Penny Eliot und der Pfleger die Apparate abschalteten, stand Kate mit dem Rücken zum Bett. Sie versuchte, ruhig an ihren Vater zu denken, an alles, was sie zusammen erlebt hatten, aber die Gedanken, was ein Erfolg seines Planes für sie bedeutet hätte, überwältigten sie, sodass sie nur Bedauern und Schmerz empfand. Sie hatte ihn enttäuscht, als er lebte und nun auch in seinem Tod. Sie hatte seinem Genius gegenüber versagt, der ihm anscheinend alles bedeutet hatte. Genius war etwas, das sie nicht verstand, und es war nicht das gewesen, was sie an ihm geliebt hatte. Im Gegenteil.
    Als Kate hörte, wie das stete Piepen des Herzmonitors zu einem unterbrochenen langen Ton wurde, der jäh abbrach, drehte sie sich zum Bett um. Auf ihren Wunsch hin hatten die Ärztin und der Pfleger den Raum verlassen. Kate trat ans Bett, beugte sich darüber und legte ihre Wange an die ihres Vaters. »Auf Wiedersehen, Vater. Ich habe mein Bestes getan. Nicht das, was du getan hättest, aber ich bin nicht du – und dir auch nicht im geringsten ähnlich, wie du seit langem wusstest.« Sie erhob sich und schaute ihn ein letztes Mal an. Sein Gesicht unter der leuchtend weißen Bandage war schlaff und grau. Nein, nicht sein Gesicht, dachte Kate. Nur das Überbleibsel einer Person, eines Elternteils, das zu respektieren war für das, was es einmal gewesen war – ein Überbleibsel, das man zurückließ.
    Kate ging auf den Flur hinaus, wo Penny Eliot wartete. »Wollen Sie bei der Pressekonferenz dabei sein?«, fragte sie die Ärztin. »Und die Sache mit der Nachblutung und dem Gehirntod erklären?« Sie verkniff sich zu sagen, anstelle von Lee Park.
    »Natürlich«, erwiderte Penny Elliot mit spröder Stimme. »Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass Matt Hull uns beiden für das hier gewaltig die Hölle heiß machen wird.«
    »Um das zu wissen, braucht man kein Genie zu sein«, sagte Kate und lachte. Ihr Lachen war so ätzend bitter, dass Penny Eliot es unmöglich begreifen konnte.
    Aber das hätte Kate auch gar nicht gewollt.
     
    Originaltitel: ›LIVING TRUST‹
    Erstmals erschienen in ›Asimov’s Science Fiction‹, Februar 1999
    Copyright © 1999 by L. Timmel Duchamp
    Mit freundlicher Genehmigung des Autors
    Copyright © der deutschen Übersetzung 2001 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christian Lautenschlag

 
JACEK DUKAJ
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Polen
     
Die Goldene Galeere [3]
     
    Etwa zum gleichen Zeitpunkt, als der stark schwitzende Chef des irdischen Geheimdienstes dem Präsidenten zu erklären versuchte, warum er nach wie vor über keine konkreten Informationen verfüge, hielt der Neosatanist Michael Condway sein Imash, und die Goldene Galeere driftete majestätisch an den Außengrenzen des Irdischen Imperiums. Im gleichen Augenblick wartete Erzengel Charles Radiwill auf die Leiter der dritten und vierten Abteilung, während er das Panoramafenster des fünfhundert Meter über dem Boden schwebenden, drei Kilometer hohen Wolkenkratzers der Seligen Scharen auf- und abschritt. Als Erster traf McSonn ein, der wirklich allen Grund hatte, um Übereifer an den Tag zu legen, denn seit vier Tagen mühte er sich erfolglos damit ab, einen Auftrag zu erfüllen, für den die

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