Auf der Straße nach Oodnadatta

Millionen auf den Tisch knallte und die Angelegenheit auf die Schultern anderer abwälzte. Es hatte sich so gefügt, dass es McSonns Schultern waren, die sich unter dieser Last gebeugt hatten. Zwangsläufig war Colloni als Nächster dran.
    Es war halb zwei, als Colloni die Dokumentation zu Ende gelesen hatte. Zum Schluss stieß er auf eine Information, die erst vor ein paar Minuten eingegangen war. Sie stammte von den die Goldene Galeere beobachtenden Sonden: Sie teilten mit, dass die Galeere ihre Geschwindigkeit auf fünfundvierzig Kilometer pro Stunde erhöht habe. Als Nächstes ging Colloni die Liste aller von McSonn getroffenen Maßnahmen durch und kopierte die Hälfte von ihnen auf ein Korn, versah sie mit eigenen Kommentaren und schickte sie Stadochi mit der Anweisung, alle aufgelisteten Operationen zu wiederholen. Stadochi, der von der Existenz der Goldenen Galeere nicht wusste (diese Information war als streng geheim eingestuft worden), dafür aber sehr wohl erkannte, dass sein Chef gegen ein schwieriges Problem ankämpfte, wunderte sich nicht und führte Collonis Befehl aus. Es trug aber keineswegs zur Klärung der Situation bei, und Colloni musste zugeben, dass McSonn alles getan hatte, was in seiner Macht stand.
    Um 15:15 Uhr entschloss sich Colloni, sich mit seinem »Freund« in Verbindung zu setzen. Miskialiatol tauchte aus dem unirdisch pulsierenden Nebel hervor, umgeben von einem Saphirglanz und mit einem Netz grauer Haare, die bis zum Boden reichten. Der Glanz des weißen Gewandes blendete. Die Nebelwolke löste sich auf, und Miskialiatol hob sein runzliges Gesicht auf, blickte die finstere Miene Collonis an und nickte missmutig, wodurch er an McSonn erinnerte.
    »Na, und was soll ich jetzt tun? Kein Anhaltspunkt, gar nichts!« Colloni breitete die Arme in einer Hilflosigkeitsgeste aus.
    Der »Freund«, der dank des Kleinods im Ohrring über alles unterrichtet war, ließ sich in den Sessel auf der anderen Seite des Schreibtisches fallen.
    »Sieh dir den Bug der Goldenen Galeere genauer an«, sagte er mit der Stimme eines müden Greises. »In diesem Hologramm habe ich etwas Beunruhigendes bemerkt. Niej sagte schon immer, dass du auf die Einzelheiten nicht achtest. Diese Galionsfigur … An ihr ist etwas Seltsames.«
    Colloni schaukelte eine Weile in seinem Sessel hin und her und redete mit seinen Freund-Seelen. Dann seufze er und ließ das Hologramm auf den Tisch projizieren. Er vergrößerte den Bugausschnitt und sah eine goldene Skulptur vor dem schwarzen Abgrund des Weltalls funkeln.
    »Erinnert sie dich an etwas?«
    »Christ!« Colloni löschte die Projektion mit einer einzigen blitzschnellen Handbewegung und brachte sich somit vor einem automatischen Bann in Sicherheit. »Das war doch der Satan!«
    »Richtig.« Der »Freund« hob sich vom Sessel auf. »Wenn die Verdammten dafür verantwortlich sind, dann weißt du besser, was zu tun ist«, sagte er und verschwand.
    Colloni rieb sich zufrieden die Hände.
    Um 17:45 Uhr war sein Plan fertig.
    Um 18:08 Uhr erteilte er seinen Leuten einschlägige Befehle, stieg in seinen Stratoflieger ein und flog ab.
    Um 19:53 Uhr traf die Nachricht ein, dass die Galeere wesentlich beschleunigt habe.
    Um 20:40 Uhr raste sie bereits mit 79.000 km/h. Richtung: Erde.
    Um 22:30 Uhr kehrte Erzengel Radiwill ins Zentralgebäude der Seligen Scharen zurück und ließ seine Untergebenen sofort Colloni finden. Die Suche ergab jedoch keine Resultate.
    Um 24:00 Uhr stieg die Geschwindigkeit der Goldenen Galeere auf 134.000 km/h. Radiwill lief auf und ab und stieß Flüche gegen alle aus.

 
    Zweiter Tag
     
    Das Mitteleuropäische Landschafts- und Naturreservat war ein recht ausgedehntes Gebiet und ohne eine Karte war es kaum möglich, das Forsthaus zu finden, in dem der Reservatsaufseher, ein Herr Rosen, wohnte. Aus Versehen oder in Eile hatte Colloni keine Karte mitgenommen. Natürlich konnte er eine Verbindung mit dem Zentralgehirn der Seligen Scharen herstellen und sich von ihm leiten lassen, aber dadurch würde er den erschrockenen Seligen seinen Aufenthaltsort verraten. Die nächste städtische Siedlung lag etwa dreißig Flugminuten entfernt, was mit der Rückkehr insgesamt eine Stunde ergab. Colloni kreiste in seinem Stratoflieger über dem Reservat und zog die Möglichkeit, zur Stadt zu fliegen und dadurch insgesamt die wertvollen sechzig Minuten zu verlieren, erst gar nicht in Erwägung. Er hielt nach Punkten unter sich Ausschau, die mehr Wärme abstrahlten als ihre