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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Hirnrinde wieder zum Leben animiert.«
    Park starrte Kate an, als traue er seinen Ohren nicht. »Ms. Abbotson!« Nervös zerrte er an seinem Krawattenknoten. »Wirklich, Sie müssen … ich meine, es ist nur natürlich, dass Sie geschockt sind, nachdem ich Ihnen die Lage geschildert habe, in der sich Ihr Vater befindet. Leider hat unser medizinisches Team angenommen, das alles sei Ihnen die ganze Zeit über klar. Aber … ich bin sicher, dass Sie nach einiger Überlegung zu dem Schluss kommen, dass Sie den Wünschen Ihres Vaters nachkommen müssen, Ms. Abbotson. Sehen Sie, unser Einverständnis für seine vorsorglichen Pläne, geklontes Zellmaterial zu verwenden, war eine der Bedingungen für seine laufende Unterstützung all unserer Forschungen in dieser Abteilung. Ich habe ihm mehr als einmal mein Wort gegeben, dass, falls es zum Schlimmsten käme, ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, um seinen Genius am Leben zu erhalten. Und das verlangt, dass die Regeneration durchgeführt wird, um einem zweiten Klon die Möglichkeit zu geben, erwachsen zu werden. Beide Teams haben mit dem Klonen bereits begonnen. Eine Surrogatmutter ist gefunden worden. Es fehlt nur noch Ihre Zustimmung, Ms. Abbotson.«
    Aus Kates Mund war jeder Tropfen Speichel gewichen. Sie wollte sprechen, brachte aber nur ein heiseres Wispern heraus. »Sie gehören also auch zu dieser Verschwörung Wahnsinniger?«
    Parks Lippen wurden schmal. »Ms. Abbotson, Matt Hull hat mir versichert, dass Ihr Vater veranlasst hat, Sie bis ins Detail zu informieren. Wahrscheinlich ist es am besten, Mr. Hull erklärt Ihnen alles selbst. Denn Sie haben überhaupt keine Wahl. Rechtlich gesehen sind Sie verpflichtet, seine Patientenverfügung zu erfüllen. Und moralisch …«
    Kate unterbrach ihn. »Und moralisch sind Sie …« Sie hielt inne, als ein lautes, rasches Piepsen das Büro erfüllte.
    Park drehte sich mit dem Stuhl um und blickte auf den Monitor hinter sich. Dann klickte er ein blinkendes Ikon auf dem Schirm an. Texte und Zahlen bauten sich auf. Park sprang hoch. »Ihr Vater hat eine Nachblutung, Ms. Abbotson! Wir sprechen ein anderes Mal weiter.«
    Die gefürchtete Nachblutung! Kate folgte Park aus dem Büro durch die Abteilung für Neurowissenschaften in die Krankenhauskorridore. Ihr Herz klopfte panisch. Erst als sie die Intensivstation betrat, fiel ihr ein, dass eine Nachblutung die Dinge nicht mehr verschlimmern konnte. Ihr Vater war bereits tot. Der Körper dieses Mannes funktionierte nur noch, um eine Ansammlung Organe am Leben zu erhalten, die niemals mehr ihr Vater sein würden.
    Am besten wäre, dachte sie, wenn die Nachblutung das wirkliche Ende bedeuten würde. Damit drehte sie sich auf dem Absatz um, überließ die Verschwörer ihrem Notfall und ging packen.
     
    Nur wenige Minuten nachdem Kate ihre Abfahrt mit dem Fahrer und dem Sicherheitsteam abgesprochen hatte, rief Penny Elliot sie an, um sie zu einer dringenden Besprechung mit dem Ärzteteam ihres Vaters zu bitten. Entschlossen, der ganzen Schmierenkomödie ein Ende zu setzen, stimmte Kate zu. Obwohl sie sich keine Illusionen über irgendeinen der Ärzte im Team machte, hoffte sie doch, genug in der Hinterhand zu haben, um sich durchzusetzen.
    Lee Park saß am Kopfende des Tisches, aber es war Penny Eliot, die die Lage zusammenfasste, wahrscheinlich weil Park wusste, dass er bei Kate unten durch war. Durch die Nachblutung war die elektrische Aktivität im Gehirn von Kates Vater auf ein Minimum gesunken. Das Team – zu dem nun auch Joshua Bledsoe gestoßen war – schlug vor, eine zweite Operation vorzunehmen, um festzustellen, wie viel gesundes Gewebe überhaupt noch erhalten war.
    Kate unterbrach den Vortrag der technischen Einzelheiten. »So weit ich weiß«, sagte sie, »ist das zentrale Nervensystem für alle lebenswichtigen Funktionen eines Körpers zuständig. Wenn man alle lebenserhaltenden Maschinen bei meinem Vater abschalten würde, würde dann zum Beispiel sein Herz oder seine Lungen noch weiterarbeiten?«
    Penny Eliot biss sich auf die Lippe. Kate erkannte an ihrem zögernden Gesichtsausdruck, wie wenig ihr diese Frage gefiel. »Nein, Kate«, erwiderte sie schließlich. »Sie würden aufhören zu arbeiten.«
    Kate rief sich die Zusammenfassungen ins Gedächtnis, mit denen ihr Vater sie versorgt hatte. Das hieß also, es war zweifelhaft, ob alles zerstörte Gewebe regeneriert werden konnte. Sie schaute Penny Eliot direkt an. »Dann schalten Sie die Apparate ab. Sie wissen

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