Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
genauso gut wie ich, dass sein Gehirn tot ist. Es gibt keinen Grund, diese lächerliche Charade weiterzuspielen.«
    »Sie sind durcheinander, Kate«, sagte Penny Eliot sanft. »Wenn es sich um einen anderen Patienten handeln würde, käme ich Ihrer Bitte sofort nach, wenn es nicht schon sowieso geschehen wäre. Aber in diesem Fall wäre es falsch. Die Anweisungen Ihres Vaters an mich – und ebenso Lee Park und Joshua Bledsoe – sind ganz eindeutig.«
    Kate schleuderte ihr einen Blick zu, der deutlich ihren Abscheu ausdrückte. »Mein Vater ist tot. Und der einzig legitime Grund, seine Hülle überhaupt am Leben zu erhalten, wäre eine Organentnahme zur Transplantation. Das ist hier aber nicht der Fall. Sie aber wollen …« – sie wies auf alle Anwesenden am Tisch – »eine Prozedur durchführen, von der Sie und ich wissen, dass sie bei der jetzigen Lage keinerlei Aussicht auf Erfolg mehr hat. Eine Prozedur, der ich sowieso auch in keinem anderen Fall zugestimmt hätte, denn sie hätte meines Vaters Leben nicht verlängert, sondern bestenfalls eine bizarre Verschmelzung der Persönlichkeit eines Kleinkindes mit dem Körper eines Mannes in mittleren Jahren erzeugt.«
    Langes Schweigen senkte sich über die Anwesenden, ein buchstäbliches Stillstehen der Zeit, während der alle Ärzte auf ihre Hände starrten. Kate schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dr. Park«, sagte sie scharf, »wie hoch sind die Chancen, dass die wichtigsten Zellen im Gehirn meines Vaters regeneriert werden können?«
    Er starrte sie an. »Das müssen Sie Dr. Bentoit fragen«, entgegnete er mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen.
    »Dr. Bentoit!«, sagte Kate. Der Blick, den dieser ihr zuwarf, war offen feindselig. »Wie hoch sind die Chancen, dass mein Vater das Bewusstsein wiedererlangt, wenn Sie ihn ein zweites Mal operieren?«
    Bentoit schaute Park an, der nach ein paar Sekunden beinahe unmerklich die Achseln zuckte, dann schaute er Kate wieder an. Leise und trocken sagte er: »Ohne massive Zellgeneration wird der Patient mit Sicherheit das Bewusstsein nicht wiedererlangen.«
    Kate blickte Penny Eliot an. »Dann ist das Einzige, was wir hier noch besprechen müssen, das Abschalten der Apparate.«
    Park räusperte sich. »Wie es scheint, haben wir eine Pattsituation. Das Regenerationsprojekt kann ohne Ihre Zustimmung zur Operation und den anderen nötigen Verfahren nicht beginnen. Vielleicht sollte ich in dem Zusammenhang noch erwähnen, dass Mr. Hull darauf vorbereitet ist, vor Gericht zu gehen, falls Mr. Abbotsons Patientenverfügung nicht Folge geleistet wird.« Er schaute Kate frostig an. »Angesichts Ihrer starren Haltung scheint das nötig zu werden.«
    Kate legte ihre Hände auf den Tisch und faltete sie fest zusammen. »Ich merke, dass Sie alle bei der Verfolgung des Planes, in den mein Vater Sie verstrickt hat, um Ihre berufliche Existenz kämpfen. Ich frage mich aber, ob Sie wirklich öffentlich an einem solch fragwürdigen Unternehmen mitwirken wollen. Sie mögen in den Dokumenten meines Vaters über das Kloning-Projekt nicht explizit erwähnt sein, aber ich bin sicher, das FBI wird Ihre offenkundige Verwicklung darin für so wichtig halten, um eine eingehende Untersuchung einzuleiten. Selbst wenn ein Gericht Ihren haarspalterischen Argumenten zustimmen würde – wenn der Plan fehlschlägt, was mit Sicherheit, wie alle wissen, der Fall sein wird, und das im grellsten Scheinwerferlicht der Medien –, ist es so gut wie sicher, dass Sie im Mittelpunkt einer Untersuchung des FBI stehen werden.« Sie schaute einen nach dem andern an. »Ich schlage vor, Sie überlegen sich noch einmal, bevor Sie blindlings dem ehemals gefassten Plan folgen. Mein Widerstand gegen das Projekt und die Tatsache, dass ich bereit bin, diese ganze Verschwörung öffentlich publik zu machen, vor allem aber, dass durch die Nachblutung die Durchführbarkeit des Regenerationsprojektes sowieso mehr als fraglich ist, sollte eigentlich jeden von Ihnen dazu bringen, seine Position zu überdenken – seine rechtliche, wenn schon nicht seine ethische.«
    Penny Eliot erhob sich. »Sie haben Recht, Kate. Ich klammerte mich an eine Hoffnung. Aber die Nachblutung, wie Sie selbst sagen, hat alles verändert. Wenn Sie das Formular unterschreiben, werde ich die Apparate sofort abschalten.«
    Sie hat am wenigsten zu verlieren, dachte Kate. Für die Neurologen aber stand die Existenz ihrer ganzen Abteilung auf dem Spiel (da sie offenbar niemals in Betracht gezogen hatten,

Weitere Kostenlose Bücher