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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Bewilligungen. Endlich tauchte Eliot auf (»Wieder einmal eine U-Bahn-Störung!«), sie wurden eingelassen und zu einem elektronisch verschlossenen Raum geführt. Dee bemerkte den leichten Unterdruck in diesem gesamten Flügel des Gebäudes: nichts, nicht einmal Sporen, konnten von hier nach draußen dringen. Dee und Eliot hatten ihre Kleidung ablegen und Papieroveralls überziehen müssen; vor dem Verlassen des Gebäudes würden sie eine Dekontaminationsschleuse passieren.
    Eliot tippte einen elektronischen Code ein, und die Tür öffnete sich.
    Erschrocken schnappte Dee nach Luft. Selbst Jahre härtester Ausbildung konnten einen nicht auf so etwas vorbereiten. Die einzelne Pflanze stand in der Mitte des kleinen Raumes, ein schulterhoher Strauch mit großen, sehr hellen grünen Blättern auf holzigen Ästen. Inmitten jedes Blattes saß ein geschlossenes menschliches Auge. Eliot schaltete das Licht ein und die Augen klappten auf.
    Perris Augen.
    Augen von dieser verblüffenden blaugrünen Farbe, der Dee noch bei keinem anderen Menschen begegnet war. Die Pupillen wandten sich der Lichtquelle zu. Hundert Augen, in ein und derselben blinden, parallelen Bewegung.
    »Der hiesige Biologe hat es mir erklärt«, sagte Eliot. »Die Augen sind lichtempfindlich, können aber nicht wirklich sehen. Sie sind mit keinerlei Gehirn verbunden. Der Mensch besitzt ein Gen für die Augen, ›Aniridia‹, das man Tieren einsetzen kann; es wachsen ihnen dann Augen an allen möglichen Stellen, Insekten etwa an den Flügeln oder den Beinen. Niemand wusste bisher, dass das auch bei Pflanzen funktioniert.«
    »Aber wozu? Was soll das sein?«
    »Es ist ein Kunstobjekt«, knurrte Eliot grimmig. »Eine Skulptur. Anscheinend ist der Künstler in den Untergrund-Zirkeln, wo man mit solchen Dingen handelt, kein Unbekannter. Er ist schon in Polizeigewahrsam.«
    »Mike …«
    »War natürlich der Lieferant. Die Augen wurden aus Stammzellen von Perris abgetriebenem Fötus gezüchtet. Aus Stammzellen geht die Züchtung von Organen am leichtesten. Aber der so genannte Künstler weigert sich zu reden. Auf Rat seines Anwalts.«
    »Wie sieht es mit einem Handel aus? Wenn du ihm ein entsprechend großes Angebot machst?«
    »Ich kann ihm überhaupt nichts anbieten, Dee. Es ist ja nicht mein Fall. Doch ich bin ohnehin nicht der Meinung, dass er reden würde. Diese illegalen Gentech-Geschäfte werden mehr und mehr von der organisierten Kriminalität übernommen. FBI und das NYPD haben gerade eine gemeinsame Einsatztruppe gegen diese Illegalen gebildet. Doch unser Künstler hier blickt garantiert lieber dem Gericht ins Antlitz als den Gangstern.«
    »Aber es ist doch offensichtlich, dass es sich hier um Perris Gene handelt! Sie können ja einen DNA-Test machen!«
    »Wozu das Ganze? Du kannst nicht beweisen, dass sie Mike das Gewebe nicht freiwillig überlassen oder verkauft hat. Es entlastet Perri in keiner Weise. Ich dachte nur, es würde dich interessieren, dass die Chancen, Mike auf Umwegen dranzukriegen, gewaltig gestiegen sind. Er hat irgendeine Verbindung zu diesem Künstler, der Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat, also wird man Mike von allen Seiten durchleuchten. Sie kriegen ihn, sobald sich etwas ergibt.«
    Dee sah ihn an. »Ich will keine Rache! Ich will, dass Perri freikommt!«
    »Bist du sicher, dass du keine Rache willst? Perri hat mir ein bisschen von ihrer Kindheit erzählt. Du hast sie zu sehr abgeschirmt und beschützt, Dee. Du hast ihr das Gefühl gegeben, dass die ganze Welt voller Gefahren ist.«
    »Das ist sie auch.«
    »Aber du hast ihr auch eingeimpft, dass sie ohne dich damit nicht fertig wird. Dass sie es allein einfach nicht schafft. Und als gute Tochter beweist sie dir seitdem immerzu, dass du Recht hast.«
    »Sie ist nicht meine Tochter, und …«
    »Das könnte man aber fast so sehen. Du bist die einzige Mutter, die sie je hatte.«
    »Du verstehst einen Dreck von alldem!«
    »Ich weiß aber, was Perri mir erzählt hat.«
    »Du besuchst sie?«, fragte Dee. »Oft?«
    »So oft ich nur kann. Schau mich nicht so an, Dee, sie ist kein kleines Kind mehr. Und wie du ganz richtig betont hast, du bist nicht ihre Mutter!«
    »Du kannst mich mal, Eliot! Du bist nicht mehr Perris Anwalt! Betrachte dich als entlassen!«
    »Diese Entscheidung liegt nicht bei dir, Dee«, sagte Eliot.
    »Ich bezahle die Rechnung!«
    »Diese nicht.« Er sah sie unverwandt an.
    Dee stapfte auf die Tür zu, und als sie sich öffnete, schaltete Dee das Licht

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