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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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wurden. Alles lief wie am Schnürchen, und er überließ es dem Copiloten, einem aufgeweckten jungen Burschen – wenn er auch aus Yorkshire [4] stammte –, auf die verschiedenen Instruktionen und Anfragen zu reagieren und das sonstige Prozedere zu regeln.
    Forbes war entspannt. Die Beschleunigungskräfte, die er während des Flugs in der Congreve würde aushalten müssen, wären jedenfalls geringer als die Belastung, die er während der Luftkämpfe mit den deutschen Jägern verkraftet hatte; damals hatte er mit der Spitfire so enge Kurven gezogen, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Zumal niemand mehr Stunden in Alarmbereitschaft verbracht hatte als er – in Erwartung weiterer deutscher Angriffe, wobei die einzige Abwechslung darin bestanden hatte, den Getränkeautomaten mit Münzen zu füttern. Dennoch hatte er den Dienst nie auf die leichte Schulter genommen …
    Forbes setzte sich auf und spähte durchs Periskop. Die rotbraune australische Wüste breitete sich meilenweit um ihn aus. Sie war leblos, bis auf ein paar Salzbüsche und Büschel stachligen Grases. Er schaute an der Flanke der Mustard hinab, wobei Nebelschwaden, verursacht durch den Flüssigsauerstoff, durch sein Blickfeld trieben.
    Die startbereite Congreve sah aus wie drei senkrecht und Bauch an Bauch stehende Comet-Passagierflugzeuge. In jeder Nase steckte eine zweiköpfige Besatzung. Die drei mit Wasserstoff und Sauerstoff betankten Einheiten würden zusammen abheben, wobei der Brennstoff in den zentralen Kern geleitet würde. Und dann, in zweihunderttausend Fuß Höhe und hundertfünfzig Sekunden nach dem Start, würden die Zusatztriebwerke abgetrennt werden und mithilfe der integrierten Turbojets wieder auf der Erde landen. Der Kern indes würde unter Forbes’ Kommando dem Orbit entgegenstreben. Weil die drei Maschinen wiederverwendbar und zudem baugleich waren, sagten die Eierköpfe, die Mustard sei pro Pfund Nutzlast zwanzig- bis dreißigmal billiger als die Raketen, welche die Amerikaner und Russen einsetzten: gar so billig, dass die Amerikaner in Anbetracht des bevorstehenden Erstflugs ihr prestigeträchtiges bemanntes Raumfahrtprogramm mit einer ballistischen Raumkapsel eingestellt hatten, und die geplanten Mondflüge gleich dazu.
    … Nun muss das Gerät aber auch funktionieren, sagte Forbes sich. Die neuen Außenposten im Weltraum, die von den im Bauch der Maschine gelagerten Draht-Plattformen aus erreicht werden sollten, hingen von der Nutzlastkapazität der Mustard ab. Das Herschel-Weltraumteleskop zum Beispiel wurde bereits in der Glasfabrik Pilkington in Lancashire montiert.
    Der Startkomplex befand sich auf einer Anhöhe oberhalb eines ausgetrockneten Sees. Die einzigen Fremdkörper waren die schimmernden Hüllen der Flüssigsauerstofftanks. Die Startrampe war im Grunde nur eine Metallplattform mit einem einzelnen Startturm, der neben dem Schiff selbst aufragte.
    Die Anlage in Woomera war ziemlich primitiv im Vergleich zu Cape Canaveral, wo er ein wenig mit den Amerikanern trainiert hatte. Die Atlantische Union hatte ihm den Weg geebnet, obwohl er sicher war, dass die Amerikaner sich nicht hätten lumpen lassen. Anders als beispielsweise die Franzosen, obwohl er wusste, dass solche Überlegungen bigott waren. Er hatte sich nämlich darüber gefreut, dass die Regierung es endlich aufgegeben hatte, den Europäischen Gemeinsamen Markt zur Aufnahme Großbritanniens bewegen zu wollen. Eine Union mit Amerika war vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Sprache und Kultur viel sinnvoller – vor allem jetzt, wo durch den Draht die Entfernungen auf der Erde keine Rolle mehr spielten.
    Im Mai 1962 hatte Harald Macmillan die erste Draht- Verbindung mit Paris eröffnet – und sich aus diesem Anlass auch zum Trottel gemacht, indem er eine britische Flagge vor den Franzosen schwenkte. Seither hatte der Draht mit seinem grenzenlosen Potential einen Siegeszug um die Welt angetreten. Handel und Reise waren revolutioniert worden.
    Die Amerikaner waren besonders erfinderisch gewesen, was auch nicht verwunderte. Da war diese schreckliche Sache mit Kennedy in Dallas gewesen – der erste Blitz-Mob, wie man es heute nannte –; der minutenschnelle Transport von verwundeten GI’s aus Vietnam in die Arme ihrer Eltern; und Lyndon B. Johnsons forcierte Maßnahmen für die Aufhebung der Rassenschranken, indem er Draht-Plattformen auf jedem Schulhof aufstellen ließ.
    Und die Wunder des Zweiten Elisabethanischen Zeitalters nahmen kein Ende, und weil Max den

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