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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Flüssigkristallanzeige.
    »Das ist unser Junge«, sagte Rawlinson. »Sieht nicht sehr beeindruckend aus, was?«
    »Es funktioniert, nicht wahr?«
    »Oh, er ist da drinnen. Er will bloß nicht mehr arbeiten.«
    Muller nahm sein Sleevetop ab, bereit, es ihm hinüberzureichen. »Sie haben gesagt, Sie würden versuchen, ihn zu überreden.«
    »Habe ich gesagt, stimmt.« Rawlinson hatte den Rinderstachelstock noch immer in der Hand, und Muller gewann den Eindruck, der Mann würde viel lieber zu der Aufgabe zurückkehren, die Tiere anzutreiben. Aber mit einem langgezogenem Seufzen gab er einige weitere Ziffern in die Tastatur ein, worauf ein kleiner Bildschirm neben dem Modul aufleuchtete.
    Sie blickten auf einen Mann hinunter.
    Der Mann war wie ein Fötus im Fahrersitz des Zugfahrzeugs zusammengerollt, die grelle australische Sonne brannte durch die Fenster herein.
    »He, Blaine«, sagte Rawlinson. »Was denken Sie sich eigentlich dabei, diese Lieferung aufzuhalten?«
    Lange Zeit erfolgte keine Antwort von dem Mann auf dem Bildschirm. Dann – langsam – streckte er sich aus seiner zusammengerollten Stellung und blickte sie an. Sein Gesicht sah in dem harten Licht zum Erbarmen aus. »Ich kann nicht mehr weiter«, sagte er. »Ich kann nicht mehr, Mr. Rawlinson. Ich kann das nicht mehr machen.«
    »Das ist nämlich nicht nur irgendeine Ladung Kühe.«
    »Ich kenne die Ladung, Mr. Rawlinson. Das ändert nichts daran. Ich kann es bloß nicht mehr tun.«
    »Es gibt ein Wort dafür, Blaine. Verwirkung. Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr.«
    »Ganz genau.« Die Stimme des Mannes war ohne jede Emotion. »Ich trete vom Vertrag für meine Wiederverleiblichung zurück. Und da ich gegenwärtig nicht gerade mit Menschenrechten belastet bin, können Sie mich ganz legal auslöschen.«
    Rawlinson nickte zustimmend. »Das ist es im Großen und Ganzen. An diesem Punkt soll ich Sie nur daran erinnern, was auf dem Spiel steht … aber offen gesagt, bekomme ich den Eindruck, dass ich Ihre Zeit und meine verschwenden würde.«
    Dann wandte er sich an Muller. »Ich sage dir etwas, Paco. Sieh zu, dass du zu etwas Praxis kommst. Versuch, ob du das alte Mädchen nicht dazu überreden kannst, die Arbeit zu erledigen. Aber schraub deine Hoffnungen nicht zu hoch.«
    Als Rawlinson außer Hörweite war, fragte Blaine Dubois: »Ich bin in Sicherheit, nicht wahr? Sie haben mir versprochen, sich um mich zu kümmern.«
    »Sie sind in Sicherheit – niemand wird sie löschen.« Muller langte mit einer Hand hinauf, bereit, das Modul auszuwerfen, zögerte dann. »Sie könnten die Arbeit noch immer zu Ende führen, wissen Sie. Es hängt davon ab, wie sehr Sie darauf aus sind, wieder zu leben.«
    Zum ersten Mal lachte der Transitionär. »Nicht allzu sehr«, sagte er.
     
    »Weiter«, sagte Sapphire und dachte bei sich, dass Leitner sich anhörte wie einer ihrer alten Buchhalter aus den 90er Jahren, ehe der Software-Ersatz für sie auf den Markt kam.
    »Die Firma, die jetzt Ihren kryogenisch gefrorenen Körper betreut, wickelt das anders ab als Ultralife. Und da Ihre gesetzlichen Verbindungen mit dem neuen Provide …« – Leitner biss sich auf die Unterlippe – »unklar sind, sind sie berechtigt, gewisse grundlegende Regelungen aus dem Vertrag zu streichen.«
    »Das heißt im Klartext?«
    »Das heißt im Klartext, dass sie Geld sparen wollen, indem sie auf eine volle neurale Konsolidierung aus sind. Können Sie mir folgen, Sapphire?« Der aalglatte Kerl starrte sie aus dem Fernsehgerät an, als würde er etwas so Harmloses wie eine mäßige Anpassung der Höhe ihrer Tantiemen vorschlagen.
    »Ja«, sagte sie. »Ich kann Ihnen folgen. Sie teilen mir mit, dass Sie mir den Kopf abschneiden wollen, richtig?«
    »Die Kosten pro Einheit sind billiger als Ganzkörperjobs. Das war natürlich nicht die Art, wie Ultralife die Sache angegangen ist – aber wir unterstehen jetzt einem neuen Management.«
    »Ja«, sagte sie. »Und ist das nicht immer dieselbe alte Leier.«
    »Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe …«
    »Offensichtlich gibt es sie nicht, warum bringen Sie es also nicht hinter sich? Zum Teufel, ich weiß nicht einmal, warum Sie sich überhaupt die Mühe gemacht haben, mich um meine Meinung zu fragen! Als ob ich mich weigern könnte!«
    »Man nennt es Höflichkeit«, sagte Leitner.
    Daher machten sie es natürlich – und Sapphire spürte nichts, weil sie nicht länger mehr in ihrem Kopf war. Sie durfte den Vorgang sogar auf einer visuellen

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