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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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gespannt, wie sie darauf reagierten, als Menschen einer Zeit, in der der Kühlschrank noch nicht erfunden war.
    Während meiner Überlegungen hatten auch sie mich, zwar verstohlen, aber mindestens genauso intensiv wie ich sie, gemustert und leise miteinander gesprochen.
    »Jonathan hat mir gesagt, du wüsstest von einem Ort zweihundertfünfzig Meilen von hier, wo Weiße leben. Er sagte, der Name wäre Birdsville …«
    Ich nickte und wartete, denn es hatte nicht so geklungen, als ob das schon alles war, was Brahe hatte sagen wollen.
    »… und du würdest von dort kommen.«
    Ich nickte wieder.
    »Wenn du aus dem Norden gekommen bist und es da eine Ansiedlung gibt« – man hörte deutlich, dass er nicht nur an meinen Aussagen zweifelte, sondern sie für absolut unglaubwürdig hielt –, »dann müsste Burke doch auch dort vorbeigekommen sein. Weißt du etwas davon?«
    Ich lächelte. Sie spielten ihre Rolle gut, aber jetzt hatte ich genug davon. »Hört zu, Leute. Es reicht! Ihr habt euern Spaß gehabt, aber jetzt könnt ihr dem Team sagen, dass es aus seinem Versteck kommen kann.« Dabei drehte ich mich einmal um die eigene Achse und suchte das ausgedörrte Buschland nach einer Stelle ab, wo sich ein Kamerateam versteckt haben konnte. Das lichte Unterholz bot so gut wie keine Möglichkeit. Die Eukalyptusbäume waren mickrige kleine Gewächse, die Stämme kaum dicker als der Oberschenkel eines durchschnittlichen Mannes und die vereinzelten Koolibahs waren viel zu weit entfernt. Einzig am Flussufer standen ein paar höhere Bäume mit weit ausladenden Kronen und dichtes Gebüsch, das ein halbwegs brauchbares Versteck abgegeben hätte. Doch wenn sich die Fernsehleute dort verborgen hätten, wären kaum brauchbare Aufnahmen herausgekommen. Ich gelangte mehr und mehr zu der Überzeugung, dass meine Fernsehtheorie nicht besonders stichhaltig war, noch nicht einmal für mich selbst.
    Aber die Alternative, die sich nun wie ein Buschfeuer bei Windstärke zehn in mir ausbreitete, war noch abenteuerlicher, ganz abgesehen davon, dass sie jedes Naturgesetz, das ich kannte, verletzte und bestimmt auch noch eine ganze Reihe, von denen ich noch nie gehört hatte. Nehmen wir einmal an, und schon dabei musste ich innerlich lachen, die drei warteten wirklich auf Burke, von dessen Expedition im Jahre 1861 ich nicht mehr wusste, als dass sie in einer totalen Katastrophe geendet hatte, dann waren sie ziemlich von ihrem Weg abgekommen. Genau einhundertundfünfunddreißig Jahre. Ich schüttelte den Kopf. Das war doch ein unwahrscheinliches Hirngespinst. Aber ihre Reaktion auf das Anlassen meines Wagens war so spontan gewesen, dass ich daran zweifelte, dass sie nur gespielt war. Und warum sollte Brahe für einen Spaß, was immer auch der Hintergrund davon sein sollte, sein Leben riskieren. Er hatte mehr als Glück gehabt, von mir nicht über den Haufen gefahren worden zu sein. Wer konnte denn auch damit rechnen, dass er völlig unbeeindruckt direkt vor der Motorhaube stehenbliebe, wenn er sah, dass ich losfuhr. Ich warf einen Blick auf die Pferde, die, nachdem sie ihren Schrecken wohl überwunden hatten, inzwischen wieder auf Sichtweite herangetrabt waren und neugierig herüberäugten. Auch ihr Scheuen war mehr als ungewöhnlich. Ich hatte Stockmenpferde gesehen, die völlig unbeteiligt neben einem landenden Hubschrauber verharrten, oder sich keinen Deut um knatternde Motorräder, die links und rechts an ihnen vorbeirasten, scherten. Die Reaktion dieser drei Tiere passte auch nicht ins Bild. Ich schob meinen Hut ein Stück zurück und wischte mir mit der Hand den Schweiß von der Stirn.
    »Ihr wisst also nicht, was das da ist?«, fragte ich mit zitternder Stimme und deutete auf den Off-Roader.
    »Nein, verdammt noch mal«, brach es aus Perdy heraus und Jonathan nickte zur Bestätigung.
    »Ich habe so ein … Ding noch nie gesehen«, erklärte Brahe und versuchte, seinen Hut auf den Kopfverband zu stülpen. Deutlich spürte man, wie er nach einer Bezeichnung für den Toyota suchte.
    Ich ging hinüber zu meinem Wagen und lehnte mich dagegen. Ich ließ meinen Blick abschätzend von einem zum anderen gleiten, dann sagte ich. »Das ist ein Auto.« Sie konnten damit sichtlich nichts anfangen.
    »Ein Automobil, ein Wagen, etwas, womit man fahren kann.«
    »Was soll das sein? Etwas, womit man fahren kann?«
    »Na, um von einem Ort zum anderen zu kommen«, erklärte ich.
    »Ohne Pferde?«, meinte Jonathan erstaunt.
    »Wie soll das funktionieren?«,

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