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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Bilder gemacht. Während der ganzen Zeit hatte ich auf sie eingeredet, Fragen gestellt und ihnen unsinnige Erklärungen über die Lokomotive gegeben, die sie doch nicht verstanden, aber es hatte seinen Zweck erfüllt. Die Kamera war völlig unbeachtet geblieben. Ich forderte sie noch einmal auf, zu ihrer eigenen Sicherheit, noch ein paar Schritte zurückzutreten. Dann nahm ich den Wasserkanister und meinen Verbandskasten, die noch unter dem Baum standen, wo ich Brahe verbunden hatte, und ging zum Wagen zurück. Ich verstaute beides auf der Ladefläche.
    »Also, jetzt passt genau auf, wie diese Lokomotive ohne Schienen fährt«, sagte ich zu ihnen, die zehn Meter entfernt angespannt beobachteten, was ich machte. Ich ging um den Wagen herum, stieg ein, schaltete die Zündung ein. Dann hielt ich die Luft an und startete. Als der Diesel zum Leben erwachte, zuckte ich zusammen. Irgendwie klang der Motor lauter und bedrohlicher als sonst, doch das war nur eine Täuschung. Ich ließ ihn warmlaufen und schaute zu den drei Männern hinüber, die, so hatte es den Anschein, zum zweitenmal in ihrem Leben das Geräusch eines Verbrennungsmotors hörten. Wie bei allen Dingen setzt mit der Wiederholung die Gewöhnung ein. Das zweitemal ist nicht die Wiederholung des ersten Mals, sondern die Fortsetzung von etwas schon Bekanntem. Wenn die drei zusammengezuckt waren, dann hatten sie sich binnen Sekunden von ihrem Schrecken erholt und schauten jetzt interessiert zu mir herüber. Nur die Pferde waren inzwischen wieder außer Sichtweite galoppiert. Nun, wenn ich weg war, dann wäre das ihr Problem. Ganz sicher würden sie die Reittiere aber in ihrem Camp wiederfinden. Ich legte den ersten Gang ein, ließ langsam die Kupplung kommen, und der Off-Roader ruckte an. Ich hatte erst wieder Gelegenheit in die Gesichter meiner drei Besucher zu blicken, als ich das Lenkrad nach links einschlug und in einem Bogen auf sie zu fuhr. Im ersten Moment sah ich sie gar nicht. Dann aber bemerkte ich, dass sie hinter den dünnen Baumstämmen in Deckung gegangen waren und viel schlimmer, ihre Waffen auf mich, wohl aber eher auf das rollende Ungetüm gerichtet waren. Jetzt hatte ich endgültig genug. Ich steuerte weiter nach links, bog aus ihrer Schussrichtung ab, damit sie sich nicht mehr bedroht fühlten, lenkte den Toyota vorsichtig durch eine felsige Bodenwelle und sah dann ein Stück ebener, freier Fläche vor mir. Ich gab Gas, schaltete in den zweiten Gang und machte mir nicht einmal die Mühe, in den Rückspiegel zu schauen. Viel wäre sowieso nicht zu sehen gewesen, denn auf dem trockenen Boden zog ich eine ordentliche Staubfahne hinter mir her. Jetzt konnte mich noch nicht einmal mehr eine verirrte Kugel treffen. Ich lenkte den Wagen in Richtung der Straße, nicht mehr als ein ausgefahrener Feldweg, auf dem ich gestern von Innamincka-Station zum Cullymurra Waterhole gekommen war. Der Ranger in Innamincka würde nicht schlecht staunen, wenn ich ihm erzählte, dass er Brahe und seine Leute in einem Lager am Cooper Creek antreffen könnte. Gelebte Geschichte. Hautnah. Irgendwie taten mir die vier aber Leid. Sie würden einen ganz schönen Schock bekommen, wenn auf einmal eine Horde von Off-Roadern über sie herfallen würde. Wenn man mir überhaupt glaubte. Aber ich hatte ja noch die Fotos. Vielleicht sollte ich mir besser eine andere Geschichte ausdenken, um die Leute zu dem Lager zu locken, eine, die nicht halb so phantastisch war. Wenn sie erst einmal dort wären, könnten sie dann mit eigenen Augen sehen, was für einen Streich sich das Universum geleistet hatte.
    Eine Bodenwelle warf mich fast gegen das Kabinendach. Ich stieg auf die Bremse, schaltete herunter und beobachtete, wie die Staubfahne langsam am Wagen vorbeizog und das Fahrzeug gänzlich einhüllte. Ich atmete ein paarmal tief durch und versuchte mich auf den Weg vor mir zu konzentrieren. Die weit auseinander stehenden, niedrigen Bäume stellten keine ernstzunehmenden Probleme dar, auch nicht die vereinzelten Dornenbüsche. Zwischen ihnen war Platz genug, um den Wagen hindurchzulenken. Unangenehmer waren schon die Ausspülungen und abrupten Abbrüche, die die Regenfälle des letzten Winters hinterlassen hatten. Ich fuhr vorsichtig weiter in die Richtung, in der ich den Strzelecki Track vermutete, der nach Innamincka führte. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass ich augenscheinlich nicht verfolgt wurde. Vor mir erhoben sich jetzt die Sanddünen, die parallel zum Cooper Creek

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