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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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dem Lauf kam eine respektable Stichflamme und der Rückstoß riss ihm die Hand nach oben. Gleichzeitig ertönte ein metallischer Einschlag, danach ein helles Sirren, das ich aber schon platt auf dem Boden neben meinem Wagen liegend hörte. Irgendetwas musste er getroffen haben, etwas ziemlich Hartes, denn sonst könnte die Kugel nicht als Querschläger durch die Gegend zischen.
    »He«, brüllte ich noch einmal und hob vorsichtig den Kopf, um an dem rechten Vorderrad vorbei zu sehen, was los war, »was soll das? Hört auf zu schießen!« Als tatsächlich kein weiterer Schuss fiel, stand ich langsam auf und streckte meine Hände deutlich sichtbar weit von mir. Die beiden knieten immer noch da, wo ihre Pferde sie abgeworfen hatten, und ihre Waffen waren immer noch auf meinen Off-Roader gerichtet. Rechts neben mir stöhnte Brahe in dem Busch, der seinen Sturz etwas gemildert hatte.
    »Steckt die Waffen weg«, forderte ich die beiden Stockmen noch mal auf und zögernd kamen sie meiner Aufforderung nach, wobei sie keinen Blick von meinem Wagen ließen. Ich ging zu Brahe und half ihm auf.
    »Alles in Ordnung?«
    Er schaute mich an, als ob ich der Canterville Ghost wäre, ließ sich aber von mir aus dem Dornengestrüpp helfen. Er hatte ein paar Kratzer an den Händen und eine ziemliche Schnittwunde auf der Stirn, aus der ihm das Blut in die Augen tropfte. Und er schien einigermaßen benommen zu sein. Er hatte Glück gehabt. Wenn der vorspringende Off-Roader ihn voll erwischt hätte, dann würde er jetzt nicht mehr viel spüren. Inzwischen hatten auch seine beiden Begleiter ihre Bewegungsfähigkeit wiedergewonnen und kamen zu uns herüber, wobei sie sich beim Laufen den roten Staub aus den Kleidern klopften. Auch sie erkundigten sich bei ihrem Gefährten, ob alles in Ordnung wäre, der es noch ein bisschen benommen bejahte.
    »Ich hole Verbandszeug«, bot ich mich an, »damit wir die Wunde versorgen können.« Während ich aus der Fahrerkabine den Verbandskasten holte und von der Ladefläche den Wasserkanister, führten Perdy und Jonathan Brahe zu einem Baum, in dessen dünnem Schatten er sich niederließ. Als ich bei ihnen ankam, war Jonathan gerade dabei, mit einem ziemlich dreckigen Taschentuch die Blutung auf Brahes Stirn zu stillen. Ich zog seine Hand mit dem Lappen weg und meinte: »Lass das lieber. Ich habe hier saubere Tücher. Wir wollen doch nicht, dass sich die Wunde infiziert.«
    Ich schraubte den großen, halbvollen Plastikkanister auf, nahm ein sauberes Verbandstuch aus dem Erste Hilfe-Kasten, machte es nass und reinigte die Risswunde auf Brahes Stirn. Nachdem das Blut erst einmal weg war, sah es nicht mehr ganz so schlimm aus. Gut sechs Zentimeter lang verlief sie von der Nasenwurzel schräg zum Haaransatz, war aber nicht besonders tief. Trotzdem sickerte sofort wieder Blut hervor. Es wäre wohl besser, sie auf jeden Fall zu nähen. Ich bezweifelte, ob es in Innamincka einen Arzt gab und ob der Flying Doctor Service wegen einer Platzwunde kommen würde. Wahrscheinlich gäbe das ein bleibendes Andenken. Ich nahm das kleine grüne Fläschchen mit der braunen Flüssigkeit zum Desinfizieren von Wunden.
    »Leg den Kopf in den Nacken«, forderte ich Brahe auf und drückte ihm dabei mit dem blutigen Tuch gegen die Stirn, damit er meine Aufforderung auch Folge leistete. Dann träufelte ich ihm das Antiseptikum in die Wunde und wartete ab, bis es sich verteilt hatte. Jonathan und Perdy hatten sich zwei Schritte abseits auf den Boden gehockt und verfolgten aufmerksam, was ich machte. Ich nahm eine Mullkompresse aus dem Verbandskasten, zog die Plastikfolie ab und drückte den Mull auf die Wunde.
    »Komm her«, forderte ich Jonathan mit einem Kopfnicken auf, »und press das fest gegen seine Stirn.« Er kam zögernd herüber und legte seine schmutzige Hand quer über die Kompresse auf Brahes Stirn. Ich suchte eine Elastikbinde aus dem Verbandskasten und wickelte damit die Mullkompresse fest. Dann stand ich auf und begutachtete mein Werk.
    »Es wäre wohl besser, wenn ihr nach Innamincka geht. Bestimmt gibt es da jemanden, der sich besser in Erster Hilfe auskennt. Zumindest können die dort den Flying Doctor anfunken und fragen, was zu tun ist. Ich bin der Meinung, es muss genäht werden, sonst bleibt eine ziemliche Narbe zurück.«
    Die drei schauten mich wieder einmal an, als hätte ich ihnen gerade das Prinzip der kalten Fusion erklärt. Brahe betastete vorsichtig den Verband und kam dann langsam auf die Beine. Ich sagte

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