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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Schwarzen Löchern und Quarks glaubte, obwohl er nie das eine oder das andere gesehen hatte, hätte man auch das geschluckt. Zumal der lebende Beweis, für welche Theorie auch immer, in persona präsentiert worden wäre.
    So wie der Fall jetzt allerdings lag, war es für mich viel schwieriger, da es noch nicht einmal die Science Fiction gab, die große Teile der Bevölkerung, nicht zuletzt via Hollywood, auf die Möglichkeit eines solchen Ereignisses vorbereitet hatte, ich aber genau das irgendwie tun musste. Nur so ergab die ganze Sache einen Sinn. Wie sollte ein Satellitennavigationsgerät funktionieren, wenn es noch keine Satelliten gab? Und Innamincka konnte auch nur auf diese Art von gestern auf heute verschwunden sein. Ich stand auf und holte mir ein weiteres Bier aus dem Eskin, in dem sich inzwischen nur noch lauwarmes Wasser befand. Ich würde dringend frische Eiswürfel brauchen, doch die gab es an dieser Stelle wahrscheinlich in den nächsten hundert Jahren nicht. Das Bier hatte sich inzwischen der Wassertemperatur angepasst, aber auch daran würde ich mich gewöhnen müssen. Eine Ausweichmöglichkeit stellte noch der Gaskühlschrank dar, aber auch nicht für allzulange. Dann zog ich wieder die Karte zu Rate. Auf der Rückseite waren umfangreiche Informationen zu der Gegend, die sie umfasste, abgedruckt. Unter anderem auch ein längerer Bericht über die Burke und Wills-Expedition. Den las ich mir als erstes aufmerksam durch, um herauszufinden, mit welcher Situation ich hier eigentlich konfrontiert war.
    Nachdem ich ihn zweimal studiert hatte, wusste ich mehr als genug. Bei der Expedition war so ziemlich alles schief gelaufen, und die beiden, nach denen die Expedition benannt worden war, hatten hier am Cooper Creek ihr Leben verloren. Ich erinnerte mich, dass Brahe gesagt hatte, sie würden schon seit über drei Monaten auf Burke warten, der zum Golf von Carpentaria aufgebrochen war. Das bedeutete, dass wir wahrscheinlich Anfang bis Mitte April 1861 schrieben. Nach dem, was hier stand, hatte Brahe mit seinen drei Leuten am einundzwanzigsten April das Lager am Dig Tree, was ungefähr fünf bis sechs Kilometer flussaufwärts von der Stelle lag, an der ich übernachtet hatte, verlassen. Angeblich, aber da waren sich die Verfasser nicht sicher, waren Burke, Wills und King am Abend desselben Tages an dem verlassenen Lager eingetroffen. Ein paar Tage vorher hatten sie den vierten aus der Gruppe, Charles Gray, am Lake Massacre begraben. Alles passte nicht so recht zusammen. Es gab bei den Zeitangaben einige Unstimmigkeiten. Sicher war erst wieder, dass Brahe zusammen mit Wright, den er in Bulloo mit dem Nachschub angetroffen hatte, am achten Mai erneut am Dig Tree war, dort aber keine Spur von Burke und seinen Begleitern fand. Erst ein Suchtrupp im September unter der Leitung von Howitt fand King, mehr tot als lebendig, in der Obhut von Aboriginals und die Gräber von Burke und Wills. Hier saß ich nun und wusste das alles, während am Dig Tree vier Leute auf die Rückkehr ihres Anführers warteten, an dessen Gedenkstein ich gestern gestanden hatte. Ich durfte ihnen auf keinen Fall noch einmal begegnen. Und ich durfte auch keinen Abos begegnen, fiel es mir siedendheiß ein. Abos waren in meiner Zeit, ich wunderte mich selbst, wie geläufig mir dieser Gedanke schon war, in armseligen Hütten wohnende Ureinwohner, die die Landnahme der Weißen und der in ihrem Marschgepäck befindliche Alkohol schon restlos zerstört hatte. Doch hier am Cooper Creek, im Jahre 1861, waren es noch intakte, möglicherweise kriegerische Gemeinschaften, die sich wohl gegen einen einzelnen Weißen zu wehren wussten. Es war aber auch nicht auszuschließen, dass sie schon ihre schlechten Erfahrungen mit den Europäern gemacht hatten. Keine rosigen Aussichten für mich.
    Ich vertiefte mich in die Karte. Burke und Wills waren in Melbourne aufgebrochen und über Swan Hill und Menindee bis zum Cooper Creek vorgestoßen. Ich musste jetzt herausfinden, wo ich am schnellsten auf so etwas wie Zivilisation, oder besser gesagt, auf eine menschliche Ansiedlung treffen würde. Nach meiner Straßenkarte war natürlich Birdsville die beste Option, aber die Information in meinem Trackbuch besagte, dass Birdsville erst dreißig Jahre später, 1890, ein erwähnter Punkt auf der Landkarte war. Außerdem wollte ich unter diesen Umständen nicht unbedingt weiter ins Landesinnere. Ich orientierte mich Richtung Süden. Broken Hill wäre eine gute Wahl, doch bis

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